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Liebling, vergiss die Socken nicht

Liebling, vergiss die Socken nicht

Titel: Liebling, vergiss die Socken nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maeve Haran
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über schwangere Teenager.
    Als sie im Skript sah, dass tatsächlich Jennifer aus Birmingham vorgesehen war, fiel ihr ein Stein vom Herzen. Das ganze war eine Verwechslung. Gleich würde jemand ins Studio gerannt kommen und Maggy die richtige Ankündigung vorlegen.
    Dann sah sie auf. Im Bruchteil einer Sekunde hatte sie den Ausdruck tiefster Befriedigung auf Maggy Manns Gesicht erkannt, und damit auch die Wahrheit.
    Maggy Mann hatte sie aufs Kreuz gelegt. Sie wusste ganz genau, dass Ally keine Ahnung von schwangeren Teenagern hatte. Und in wenigen Minuten würden das auch Millionen von Zuschauern wissen.

9. Kapitel
    Bill Ford stand im Regieraum und verfluchte die Telefonzentrale, die mitten in der Show einen Anrufer mit einer kleinlichen Beschwerde durchgestellt hatte. Fünf Minuten lang hatte ihm dieser Irre in den Ohren gelegen, weil Maggy das Wort ›Kontroverse‹ falsch ausgesprochen hatte. Während dieser Zeit hatte er die Show nicht verfolgen können.
    »Wie läuft‘s?« bellte er jetzt den Regisseur an. »Hervorragend. Toll«, war die knappe Antwort.
    Und so bemerkte niemand Allys verzweifelten Gesichtsausdruck, während sie dasaß und darauf wartete, dass jemand sie rettete.
    Trotz der sengenden Hitze der Scheinwerfer begann Ally zu frösteln. Zehn Sekunden lang saß sie mit krampfhaft verschlungenen Händen da und rang mit einer Panikattacke. Was, zum Teufel, konnte sie tun? Sich bei Maggy zu beschweren, war völlig ausgeschlossen. Sie könnte jemanden bitten, Bill mitzuteilen, was passiert war. Doch was, wenn das alles ein makabrer, sadistischer Test war? Aber welcher Produzent würde eine Anfängerin einer solchen Prüfung unterziehen? Die Gefahr für die Show wäre zu groß.
    Der Aufnahmeleiter gab bereits das Zeichen, dass die Pause beendet war, und die Titelmusik von Hello ertönte. Ally wusste, dass diese Klänge von nun an statt eines Adrenalinstoßes stets Angst bei ihr auslösen würden.
    Sie hatte keine Wahl mehr. Es gab nur noch eine Möglichkeit: den Stier bei den Hörnern zu packen. Denk daran, wie selbstsicher du auf andere Menschen wirkst, und sei es einfach. Das hatte Barbara ihr im Kurs geraten.
    Aus den Augenwinkeln heraus konnte Ally in Maggys Gesicht ein leises, überhebliches Lächeln erkennen, während sie das Publikum zum zweitenmal begrüßte. Und plötzlich wurde sie maßlos wütend. Wie konnte sie es wagen! Welches Recht hatte Maggy Mann, die Erfolgschancen einer anderen Frau zu zerstören, bloß weil sie zufällig etwas gegen sie hatte?
    Ally setzte sich so aufrecht hin, dass sie spürte, wie sich ihre Wirbelsäule streckte, und hob herausfordernd das Kinn. Wenn sie Kummertante werden wollte, konnte sie sich sowieso nicht ständig darauf verlassen, dass irgendwelche Fachzeitschriften ihr sagten, was sie denken sollte. Sie würde ihren gesunden Menschenverstand einsetzen müssen.
    Als Maggy den imaginären Brief präsentierte, schloss Ally einen Moment lang die Augen und versuchte sich vorzustellen, wie Sandra wohl aussah. Sie war siebzehn, und das Leben lag noch vor ihr. Doch was hieß das schon in diesem Viertel von Liverpool? Sie ließ die Bilder von den verödeten Stadtkernen, den verrottenden Häusern und den Schlangen vor dem Arbeitsamt, die sie im Fernsehen gesehen hatte, vor ihrem geistigen Auge Revue passieren. Sandra klang nicht wie eine angehende Akademikerin - welches Stück vom Kuchen würde sie dann wohl abbekommen? Mit dem Baby hätte sie Anspruch auf eine Sozialwohnung und Ruhe vor ihren Eltern, die Ally kalt und lieblos vorkamen, und sie hätte vor allem jemanden, den sie lieben durfte. Aber ebensogut konnte das das Ende bedeuten. Das Ende aller Träume von Freiheit und der Hoffnung weiterzukommen. Mit Fünfunddreißig wäre sie eine alte Frau.
    Einen Moment lang vergaß Ally, wo sie war und überlegte, was sie sagen würde, wenn Janey oder - schlimmer noch - Jess sich an den Küchentisch setzte und verkündete: »Mum, ich bin schwanger.«
    »Hallo, Sandra«, Ally versuchte sich einzubilden, dass sie nicht in eine Kamera blickte, sondern in das unglückliche Gesicht eines Mädchens, das von Angst und Unentschlossenheit gequält zu Hause saß. »Zuerst möchte ich dir sagen, dass du - egal was andere meinen - ein sehr tapferes Mädchen bist.«
    Vom Regieraum aus starrte Bill Ford völlig entgeistert auf Ally. »Wieso, zum Teufel, labert sie da über schwangere Teenager?«, wollte er wissen, sprang auf und lief im Raum auf und ab. »Sie soll doch irgendeine Tussi

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