Liebling, wir haben geheiratet: Wenn die Braut sich traut (German Edition)
gab immer noch gelegentlich Tage, an denen Harley davon überzeugt war, einen großen Fehler begangen zu haben, indem sie mit Sam nach Oklahoma gegangen war. Aber diese Tage wurden immer seltener.
Meistens beschäftigte sie sich mit ihrer Hausarbeit, bis er in die Einfahrt fuhr, mit langen Schritten zur Haustür hereinkam und rief: „Hey, Junie, ich bin wieder da!“
Das Leben war gut, und Sex mit Sam war fantastisch. Doch gerade, als sie sich an das Eheleben zu gewöhnen begann, versuchte sie die Heldin zu spielen, was sie allerdings lieber Sam überlassen hätte.
Eine Katze saß in dem Baum im Vorgarten.
Harley hatte sie miauen gehört, als sie hinausgegangen war, um die Zeitung hereinzuholen. Ohne weiter darauf zu achten, war sie wieder ins Haus zurückgekehrt. Später, als sie wieder hinausging, um einige Briefe zum Postkasten zu bringen, hörte sie wieder das Miauen und blieb unter dem Baum stehen.
Sie spähte in das Laub hinein und konnte zunächst nichts erkennen. Doch dann erblickte die Katze Harley, und das Miauen wurde zu einem lauten, kläglichen Geschrei.
„Armes Kätzchen!“, murmelte Harley und stellte sich so hin, dass sie ein wuscheliges orangefarbenes Katzengesicht sehen konnte, das durch die Blätter und Äste zu ihr hinunterblickte.
Wieder miaute die Katze jammervoll.
„Du bist sicher hungrig, stimmt’s, Schätzchen? Wenn du jetzt von da oben runterkommst, kriegst du von mir ein großes Schälchen Milch. Komm her, Kätzchen! Komm! Komm runter! Komm doch!“
„Miiaauuu!“
Harley stürzte zurück ins Haus und kam gleich darauf mit einem Stück Brot zurück, in der Hoffnung, dass der Geruch von etwas Essbarem die Katze vom Baum herunterlocken könnte. Doch alles, was sie für ihre Mühe erntete, war ein weiteres klägliches Kreischen.
Fünf Minuten später und trotz einem Schüsselchen voll Milch auf der Erde saß die Katze immer noch oben im Baum, und Harleys Mitleid kannte keine Grenzen mehr. Anstatt ins Haus zurückzugehen und es der Katze zu überlassen, wann diese vom Baum herunter und zum Futter kommen wollte, glaubte sie fest, dass die Katze nicht in der Lage war, von selbst herunterzukommen. Harley wollte dem Kätzchen helfen, und sie hatte auch schon eine Idee, wie sie das anstellen könnte.
An der Wand in der Garage hing eine Leiter. Harley holte sie herbei und lehnte sie an den Baum.
Vorsichtig stieg sie die Sprossen empor, und als sie ungefähr die Hälfte erreicht hatte, konnte sie bereits die untersten Zweige erfassen. Es fiel ihr auch nicht weiter auf, dass die Katze, sobald sie Harley erblickt hatte, noch höher geklettert war, anstatt zu ihr herunterzukommen.
Harley schaute auf, um ihre Position abzuschätzen. Dabei stellte sie fest, dass die Katze noch immer mehrere Zweige oberhalb von ihr hockte. Stirnrunzelnd dachte sie, dass das Tier wohl doch höher in den Baum gestiegen sei, als sie angenommen hatte. Sie hielt sich an den Zweigen fest, die ihr am nächsten waren, streckte ein Bein aus und stellte sich auf einen dicken Ast. Innerhalb von Sekunden hatte sie die Leiter verlassen und befand sich im Baum.
„Hierher, Kätzchen!“, rief sie schmeichelnd. „Komm her, mein Kätzchen!“
„Miiiaaauuu!“
Harley kletterte auf einen höheren Ast, woraufhin die Katze zu fauchen begann.
„Hey, Kätzchen, willst du denn nicht runterkommen und ein bisschen schöne warme Milch trinken? Komm her … komm, Kätzchen! Komm doch zu mir!“
Sie streckte ihre Hand aus. Die Katze reckte den Hals und schnüffelte in Richtung ihrer Finger.
„Braves Kätzchen. Komm her, kleine Katze!“
Ihr fehlten nur noch etwa fünfzehn Zentimeter, dann könnte sie die Katze am Nacken packen. Zuversichtlich, dass ihr das gelingen würde, kletterte Harley noch ein klein wenig höher. Das Geräusch eines großen Pick-ups, der unter ihr am Bordstein hielt, nahm sie nur flüchtig wahr.
Die Wagentür ging auf, und der Fahrer stieg aus, wobei in ohrenbetäubender Lautstärke Countrymusic aus der Fahrerkabine dröhnte. Harley blickte hinunter und sah einen dicken Mann mit einer Baseballkappe auf dem Kopf. Und dann beobachtete sie zu ihrem Schrecken, wie ihre Leiter plötzlich vom Baum fortgeschleppt und auf die Ladefläche des Pick-ups geladen wurde.
„Hey!“, schrie sie. „Das ist meine Leiter! Sie können doch nicht einfach meine Leiter nehmen!“
Wegen der lauten Musik hörte der Mann sie ganz offensichtlich nicht, sondern fuhr in aller Seelenruhe fort, die Leiter mit Stricken zu
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