Liebling, wir haben geheiratet: Wenn die Braut sich traut (German Edition)
befestigen. Entsetzt musste Harley mit ansehen, wie er dann in sein Fahrzeug stieg und davonfuhr.
„Stopp! Dieb!“, brüllte Harley ihm nach.
Doch der Fahrer hielt nicht an, und die Katze kletterte noch zwei Äste höher, sodass sie nun gänzlich außer Sichtweite war.
„Na, das ist ja toll!“, brummte Harley vor sich hin. Plötzlich wurde sie von einem Schwindelanfall erfasst und hielt sich krampfhaft an den Zweigen fest, während unter ihr die Erde zu schwanken schien.
Minutenlang hing sie an dem Baum, stumm und ohne sich zu bewegen. Währenddessen beschloss die Katze, die keine Lust darauf hatte, ihr Revier mit jemand anderem zu teilen, auf der gegenüberliegenden Seite des Baumes hinunterzuklettern. Unten angekommen tat sie sich an dem Brot und der Milch gütlich, die Harley dort hingestellt hatte, und lief dann die Straße entlang, um sich ein ruhigeres Plätzchen zu suchen.
Ungläubig starrte Harley der Katze hinterher, musste dann jedoch erneut die Augen schließen, weil sie von einem weiteren Schwindelanfall überfallen wurde.
„Undankbares Wesen!“, murmelte sie und schniefte ein wenig, als ihr unwillkürlich Tränen in die Augen schossen und ihr die Sicht verschleierten.
Sam würde erst morgen wieder nach Hause kommen, und der Abstand zum Erdboden war zu weit, als dass sie einfach bis zum untersten Ast hinabklettern und sich dann fallen lassen konnte. Harley wollte nicht riskieren, sich dadurch womöglich ein Bein oder einen Knöchel zu brechen. Leider kannte sie außer Edna Matthews niemanden in der Nachbarschaft, sodass auch kaum jemand sie vermissen würde. Der Gedanke, auf dem Baum festzusitzen, war ebenso unerfreulich wie die Tatsache, dass sie sich bei ihrer Aktion die Shorts zerrissen hatte. Obwohl sie zu ängstlich war, um den Schaden genauer zu begutachten, hegte sie den Verdacht, dass er nicht unbeträchtlich war. Denn sie konnte den Wind an ihrem Po spüren, an der Stelle, wo normalerweise ihre Gesäßtasche hätte sein sollen.
Die Zeit verging.
Nicht nur, dass Harley allmählich einen Krampf in den Beinen bekam und ihre Finger sich betäubt anfühlten. Hinzu kam, dass sie dringend auf die Toilette musste. Also fing sie an, nach Leibeskräften zu rufen, auch wenn ihr ihre Lage äußerst peinlich war.
„Hilfe! Hilfe! Ich brauche Hilfe!“
Beim siebten Mal hörte sie zu ihrer großen Erleichterung, dass jemand zurückrief.
„Wer ruft denn da um Hilfe?“
„Ich“, antwortete Harley mit erhobener Stimme und wagte einen Blick nach unten.
Edna Matthews stand auf dem Rasen vor Sams Haus und schaute sich verwundert um.
Sie drehte sich um. „Harley, meine Liebe, sind Sie das?“
„Ja“, schrie Harley.
„Wo sind Sie?“, schrie Edna zurück.
„Oben im Baum“, erwiderte Harley.
Ungläubig blickte Edna auf. „Du liebe Güte, wie sind Sie denn da raufgekommen?“
„Ich bin eine Leiter raufgestiegen, und dann hat sie jemand geklaut.“
„Oh je!“, meinte Edna. „Ist mit Ihnen alles in Ordnung?“
„Nein“, entgegnete Harley, die sich bemühte, nicht in Tränen auszubrechen. „Ich kann nicht mehr runter.“
„Ja, das sehe ich“, gab Edna zurück. „Aber machen Sie sich keine Sorgen! Ich rufe sofort um Hilfe. Warten Sie so lange!“
Schon war sie verschwunden. Harley legte ihre Wange an ihren Arm und hätte beinahe gelacht. Was zum Teufel glaubt Edna, wohin ich wohl gehen könnte?
Nach wenigen Minuten kehrte Edna zurück. „Ich habe die Feuerwehr angerufen, Schätzchen. Sie sind gleich da.“
Harley stöhnte. Sam. Oh nein! Das wird er mir bis in alle Ewigkeit vorhalten …
„Schätzchen?“
„Ja?“, brummte Harley unwirsch.
„Nicht dass es mich etwas anginge, aber warum sind Sie überhaupt auf den Baum gestiegen?“
„Eine Katze saß in dem Baum, und ich dachte, sie könne nicht allein wieder runter.“
„Aber, Schätzchen … Wie ist sie denn eigentlich da hochgekommen?“
Harley unterdrückte ein Schimpfwort. „Tja, sieht aus, als hätte ich gar nicht nachgedacht, nicht wahr? Sonst wäre ich ja nicht in einer solch misslichen Lage.“
„Ich glaube, ich höre die Sirene“, sagte Edna da.
„Super“, murmelte Harley und schloss entnervt die Augen.
4. KAPITEL
Als der Notruf kam, zog Sam seine Kluft an, ohne darüber nachzudenken. Erst als er auf den Leitwagen aufsprang, kam der Einsatzleiter herausgelaufen und rief ihm zu, dass der Notruf von seinem Haus her gekommen sei. Innerhalb von Sekunden wussten alle Feuerwehrmänner, wohin die Fahrt
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