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Lieblingslied: Roman (German Edition)

Lieblingslied: Roman (German Edition)

Titel: Lieblingslied: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K.A. Milne
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an, das gegenüber Annas Zimmer lag. »Solange du dort und Anna in ihrem Zimmer bleiben, ist alles in Ordnung«, erklärte er. »Ich bin vielleicht altmodisch, aber das ist mein Haus, und obwohl ihr erwachsen seid, läuft hier alles nach meinen Regeln.« Er rückte seine Brille zurecht, um zu unterstreichen, wie ernst es ihm damit war.
    Ich akzeptierte die Hausregeln ohne Wenn und Aber. Falls es zwischen Anna und mir ernst werden sollte, wollte ich mich auf keinen Fall mit ihrem Vater anlegen. »Alles klar«, sagte ich. »Und … danke.«
    Ich wollte nur wenige Tage bei den Burkes bleiben (auch wenn ich im Augenblick an nichts anderes denken konnte, als Zeit mit Anna zu verbringen, hatte ich nicht vor, den beiden zur Last zu fallen). Als meine Abreise näher rückte, überredete mich Anna jedoch, noch ein paar Tage länger zu bleiben. Moscow in Idaho war nicht Wien, aber in ihrer Heimat fungierte Anna als Fremdenführerin, und das machte alles wieder wett. Sie zeigte mir täglich etwas Neues – die Universität, einen wunderbaren Apfelgarten, Wildwasser-Rafting, einen Bauernmarkt, eine Alpaka-Ranch, um nur einiges zu nennen. Wir besuchten sogar das Museum für Waldbrandbekämpfung in Idaho, das offenbar eine der größten Sammlungen von »Smokey the Bear« beherbergte, dem Maskottchen der Amerikanischen Forstbehörde bei der Werbekampagne zur Verhütung von Waldbränden. Wie schon in Europa haben wir alles gesehen oder getan, was es zu sehen oder zu tun wert gewesen war. Sobald sich eine Lücke in unseren Plänen auftat, schleppte mich Anna mit zu Freunden oder zu Familienmitgliedern, die in der Umgebung wohnten. Am Abend probierten wir immer wieder neue Restaurants aus, machten Spaziergänge am Fluss oder saßen einfach im Park und redeten.
    Nein, Wien war es definitiv nicht, aber mit Annaliese Burke an meiner Seite waren die Erlebnisse in Idaho ebenso denkwürdig.
    Nach zwei Wochen schockierte mich Octavius damit, mir Stuarts Zimmer für einen längeren Aufenthalt anzubieten. »Du hast mein Vertrauen nicht enttäuscht«, erklärte er. »Das muss belohnt werden. Ich weiß nicht, was du in nächster Zukunft vorhast, aber falls du eine Unterkunft brauchst, während du dir darüber im Klaren wirst, bist du willkommen.«
    »Danke«, sagte ich ganz und gar nicht überschwänglich. »Ich überleg’s mir.« Aber in Wirklichkeit gab es nichts zu überlegen. Im Grunde hatte ich mich längst entschieden.
    Am nächsten Tag fuhren Anna und ich im Konvoi zurück nach Oregon, um Großvaters Pick-up zurückzubringen. Wir blieben fast eine Woche, sodass Anna Großvater Bright und einige meiner Tanten kennenlernen konnte und ich Zeit hatte, meine wenigen persönlichen Habseligkeiten einzupacken. Am Morgen des sechsten Tages verabschiedeten wir uns, luden die Kartons in Annas VW -Jetta und fuhren nach Moscow zurück.
    Ich hatte kein Auto, sehr wenig Geld, aber ein Dach über dem Kopf.
    Und ich hatte Anna .
    In dem Bewusstsein, dass ich als respektabler erwachsener Mann etwas … irgendetwas … tun musste, um Geld zu verdienen, ließ ich mich am darauffolgenden Morgen als Aushilfslehrer für Musik sowohl bei den örtlichen Schulbehörden in Idaho als auch jenseits der Grenze in Ost-Washington registrieren. Das entsprach zwar nicht meiner Idealvorstellung dessen, was ich mit einem Master-Titel anfangen wollte, aber es brachte zumindest Geld. Zusammen mit privaten Gitarrestunden war ich bald in der Lage, ein Auto zu kaufen, was eine große Erleichterung war. Kurz darauf verdiente ich genug, um mir ein Einzimmerapartment am anderen Ende der Stadt zu mieten. Octavius hatte mir keine Miete abverlangt, sodass ich Geld sparen konnte, aber ich wusste, dass ich meine eigenen vier Wände brauchte; wenn auch nur, um meine Selbstachtung nicht zu verlieren.
    Während ich unterrichtete, belegte Anna Kurse in kreativem Schreiben, Verlagswesen und Kinderliteratur an der Universität. Sie war noch immer entschlossen, Kinderbücher zu schreiben und zu illustrieren und hoffte, die Kurse würden ihr das nötige Handwerkszeug verschaffen. An den Abenden träumten wir gemeinsam von unserer Zukunft als Künstler: Anna saß an einem Ende des Sofas, dachte sich interessante Geschichten aus oder skizzierte Figuren für ihre Buchprojekte, während ich am anderen Ende mit Karl auf den Knien Popmusik zu komponieren versuchte. Immer wieder tauschten wir unsere Notizen und schnelle Küsse aus, dann gingen wir wieder an die Arbeit.
    Jeder Tag verband Anna und

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