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Lieblingslied: Roman (German Edition)

Lieblingslied: Roman (German Edition)

Titel: Lieblingslied: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K.A. Milne
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einem dichten Wäldchen verschanzt hatte. Meine Aufgabe war einfach: Ich sollte herausfinden, ob von dem Konvoi der Deutschen Wehrmacht, der nach unserer Beobachtung zwei Tage früher durch das Dorf gekommen war, sich noch einige versprengte Nazis in der Gegend aufhielten. Denn sollte die Luft rein sein, wollte meine Einheit die Chance nutzen, ohne weitere Kampfhandlungen bis zu einigen Konzentrationslagern vorzudringen, die weiter südlich, in der Nähe von Linz lagen. Wir wussten, dass dort ständig Eisenwaggons voller Gefangener eintrafen, denen wahrscheinlich der Tod in den Gaskammern drohte.
    Ich habe Stadt und Umgebung gründlich observiert. Nachdem ich überzeugt war, dass sich keine feindlichen Soldaten mehr dort aufhielten, ging ich auf ein altes, von der Hauptstraße zurückgesetzt, einsam liegendes Haus zu. Aus dem Schornstein stieg Rauch auf. Für mich das Zeichen, dass jemand zu Hause sein musste. Ich hoffte, von den Bewohnern mehr Informationen über die Truppenbewegungen in der Gegend zu erfahren, ohne dass jemand ahnte, was ich eigentlich wissen wollte. Ich sprach ein kleines Gebet und pochte an die Haustür, bis ich merkte, dass mich jemand gehört haben musste.
    Zuerst erschien ein Augenpaar hinter der schmutzigen Fensterscheibe an der Vorderfront und verschwand sofort wieder, als mein Blick bemerkt wurde. Das war typisch. Die Leute, mit denen ich sprach, hielten mich natürlich für einen deutschen Soldaten und hatten Angst. Kurz darauf öffnete eine Frau die Tür. Sie war sichtlich nervös.
    Ich hatte inzwischen gelernt, dass ich glaubwürdiger war, je strenger und zackiger ich auftrat. Ich setzte daher eine finstere Miene auf und blaffte die Frau auf Deutsch an: ›Wie heißen Sie? Ich bin in amtlicher Eigenschaft hier!‹
    Sie war sofort eingeschüchtert und nannte ihren Namen: Elisabeth Richter. Ich glaubte, leichtes Spiel zu haben. Die Frau namens Elisabeth Richter wurde noch nervöser, als zwei magere, vielleicht drei oder vier Jahre alte Kinder hinter ihr im Türrahmen erschienen. Die beiden mussten Zwillinge sein, hatten langes schwarzes Haar und dunkle Augen. Damit unterschieden sie sich auffallend von ihrer blonden, blauäugigen Mutter. Elisabeth Richter vermied es, mich anzusehen, während sie mir ihre Kinder als Aloisa und Arla vorstellte.«
    Ich hörte bereits aufmerksam zu, aber das Wort »Zwillinge« ließ mich sofort aufhorchen. In der Dunkelheit tauchte plötzlich wieder das Bild meiner Zwillingsmädchen in der Hektik nach ihrer Geburt vor meinem geistigen Auge auf. Ich erinnerte mich noch gut an den Klang von Faiths erstem Schrei. Viel mehr war mir von ihr nicht in Erinnerung geblieben.
    Ich verdrängte hastig diese Gedanken, als Großvater fortfuhr.
    »›Wo ist der Hausherr?‹, wollte ich streng wissen. ›Ich muss dringend mit ihm sprechen!‹ Dabei wusste ich nicht einmal sicher, dass überhaupt ein Mann im Haus war. Aber um späteren unliebsamen Überraschungen vorzubeugen, musste ich mich vergewissern.
    ›Nicht zu Hause‹, stammelte die Mutter und wich weiterhin meinem Blick aus.
    Eines der Mädchen wollte schon etwas sagen, doch Elisabeth legte ihr augenblicklich die Hand über den Mund.
    Ich erklärte, ich sei auf der Suche nach einigen jüdischen Familien, die sich angeblich in der Gegend versteckt hielten. ›Kennen Sie ein paar von diesem jüdischen Ungeziefer, von dem die Stadt gesäubert werden sollte?‹, fragte ich. In diesen Momenten hasste ich meinen Job, der mich zwang, wie ein echter SS -Mann zu sprechen.
    Die Frau begann, vor Angst zu zittern. Schließlich straffte sie die Schultern und versicherte mir, es gäbe keine Juden in Windhaag und Umgebung. ›Würden Sie jetzt bitte gehen‹, schloss sie. ›Wir haben zu arbeiten.‹
    Elisabeth Richter wollte mir schon die Tür vor der Nase zuschlagen, doch ich hatte bereits meinen Fuß dazwischen gestellt. Ich hoffte noch immer auf für meine Einheit nützliche Informationen. Aus diesem Grund behauptete ich, Hunger zu haben. ›Sie wollen doch einen hungrigen treuen Diener des Führers nicht einfach abweisen, oder?‹, schnarrte ich.
    Elisabeth Richter schüttelte hastig den Kopf. ›Nein … natürlich nicht. Kommen Sie rein‹, forderte sie mich auf. ›Brot und Suppe stehen in der Küche.‹
    Kaum hatte ich am Küchentisch Platz genommen, zuckte ich bei einem unerwarteten Geräusch zusammen. Aus dem Nebenzimmer drang gedämpft ein rasselndes, ungesundes Husten. Im nächsten Moment war alles wieder ruhig. Ich

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