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Lieblingslied: Roman (German Edition)

Lieblingslied: Roman (German Edition)

Titel: Lieblingslied: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K.A. Milne
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Erinnerst du dich an den Gartenteil, wo nur nackte Erde gewesen ist? Jetzt haben sie dort einen Minigolfplatz. Der ist so toll, Dad. Ich könnte ewig hierbleiben.«
    Ich hatte mich für und mit Hope gefreut … bis zu diesem letzten Satz. Ich könnte ewig hierbleiben . Würde sie wirklich dort bleiben wollen? Ganz ehrlich ? Machten all die abenteuerlichen Sachen sie so glücklich, dass sie lieber bei den Burkes blieb als bei mir? Aber dort , so sagte ich mir, hatte sie zumindest eine Person, die die Mutterstelle vertrat . Ohne mich in düsteren Gedanken verlieren zu wollen, musste ich eingestehen, dass es so aussah, als würden wir die Person verlieren, die unsere Familie zusammenhielt. Und was sollten wir dann tun? Was konnte ich tun?
    »Vergnügen ist nicht alles. Lass dich nicht zu sehr verwöhnen. Du fehlst mir, Hope.«
    »Du mir auch, Dad.«
    »Ich hab dich lieb. Bis bald!«
    Ich schloss das Handy an das Ladegerät an und setzte mich an Annas Bett. »Hast du das gehört, Liebling? Hope fühlt sich bei der Familie deines Bruders pudelwohl. Großartig, was?«
    Ja, einfach großartig. Der Stinkreiche hat alle finanziellen Mittel, die er je im Leben brauchte, und als Zugabe noch eine perfekte kleine Familie. Und was habe ich? Eine Frau, die im Sterben liegt, keinen Job mehr und eine Tochter, die mich kein bisschen vermisst, auch wenn sie das Gegenteil behauptet.
    Es war wieder ein langer Tag gewesen, und ich war erschöpft. Trotzdem drehten sich meine Gedanken im Kreis und ließen mich keinen Schlaf finden.
    Warum hatte ich meinen Job gekündigt? Wird es mir gelingen, eine neue Anstellung zu finden? Was sollte ich tun, falls – oder wenn sie stirbt? Werde ich mich verkriechen und mich aufgeben, wie mein Vater es getan hatte, als meine Mutter »von uns gegangen« war? Oder bin ich stark genug, ohne Anna weiterzumachen wie bisher? Was wird aus Hope? Konnte ich ein guter, alleinerziehender Vater werden? Wäre ich in der Lage, ihr all das zu geben, das sie braucht? Oder war sie in einer ausgeglicheneren Familie besser aufgehoben … in einer Familie wie den Burkes? Würden sie Hope bei sich aufnehmen? Würde ich sie ihnen überlassen? Wie stand Hope dazu?
    Um mich von all den tausend Fragen abzulenken, die ich eigentlich gar nicht beantworten wollte, klappte ich meinen Aktenkoffer auf und nahm ein paar von Annas »Zeichen wahrer Liebe« heraus, die ich bisher noch nicht vorgelesen hatte.
    Ich öffnete den zuoberst liegenden Umschlag. Das Datum wies den Brief als eine Nachricht aus den weniger glücklichen Tagen unserer Ehe aus. Anna hatte ihn am Tag von Faiths Beerdigung geschrieben. Die erste Zeile jagte mir einen Schauer über den Rücken. »Ethan, ein Teil von mir ist gestern gestorben. Ich weiß, dieser Teil wird nie wieder genesen, ist für immer verloren.« Meine Augen füllten sich mit Tränen. Ich sah auf meine Frau in ihrem Krankenbett herab. »Ist das Zufall, Anna, oder ist es eine Botschaft?«
    Sie blieb stumm.
    Ich begann erneut und versuchte krampfhaft, die Tränen zurückzuhalten. »Ethan, ein Teil von mir ist gestern gestorben. Ich weiß, dieser Teil wird nie genesen, ist für immer verloren. Und doch … wir haben ja Hope. Vielleicht ist sie eine Art Wiedergutmachung von Gott. Vielleicht zeigt er uns auf diese Weise, dass es stets eine Hoffnung gibt, stets etwas, an das man sich klammern kann.
    Ethan, du bist für mich ein Fels in der Brandung gewesen. Ich verlasse mich auf dich. Ich brauche dich. Ich liebe dich wahnsinnig.
    Gestern Nacht, als ich im Bett lag und den Verlust meiner Tochter beweint habe, habe ich offengestanden bezweifelt, dass es all den Schmerz wert gewesen ist, den wir ertragen haben. Und dann, wie als Antwort auf ein Gebet, hast du deine Gitarre geholt und mir ein Lied gespielt. Ich danke dir dafür. Es war wunderbar. Es hat mich an all die schönen Dinge erinnert, die wir gemeinsam erlebt haben. Es hat mir das Herz erwärmt, und ich habe mich geliebt gefühlt. Das ist genau das, was ich brauche.
    Ich weiß, gemeinsam können wir alles tragen. Komme, was wolle. Ich liebe dich!
    Für immer deine Annaliese.
    P.S. Bitte spiele öfter. Wir beide brauchen die Musik.«
    Karls Gitarrenkasten lehnte noch immer am kleinen Rolltisch auf der anderen Zimmerseite. Wenn er Augen gehabt hätte, ich hätte schwören können, dass er mich anstarrt.
    Ich hielt seinem Blick stand. »Mit Gitarren bin ich durch«, sagte ich hauptsächlich an Anna, aber teilweise auch an Karl gewandt. »Wohin hat uns das

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