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Lieblingsmomente: Roman

Lieblingsmomente: Roman

Titel: Lieblingsmomente: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adriana Popescu
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überlege kurz, aber mir fällt nichts ein, was ich Oliver antworten sollte. Seine Nachricht ist ja auch eher ein Befehl als eine Frage.
    Tristan wirft mir einen kurzen Blick zu.
    »Alles okay da drüben?«
    Ich nicke, aber das überzeugt weder ihn noch mich.
    »Macht es dir was aus, wenn ich schnell an der Tanke halte?«
    Ich sehe das blaue Schild, das eine baldige Antwort auf seine Frage erfordert. Ich habe Angst zu sprechen, weil er sonst hören könnte, wie traurig ich bin. Ein weiteres Nicken reicht. Ich spüre seinen Blick auf mir, und es ist kein unangenehmes Gefühl. Es ist keine Last. Es ist nicht wie Blei, sondern fühlt sich an, als ob er mich mit seinen Blicken trösten möchte, als ob er mir sanft über die Wange streichelt. Aber er soll damit aufhören, weil es sich zu gut anfühlt und weil wir das nicht dürfen. Ich hätte mir doch ein Taxi nehmen sollen.
    Er parkt den Bus in der Nähe des Tankstellen-Shops und wartet einen kurzen Moment, aber ich sage nichts. Als auch er nichts sagt, schaue ich ihn an und sehe, wie er mich verschmitzt anlächelt. Was ist hier los?
    »Layla … Ich denke, ich habe eine ganz gute Idee. Komm mit.«
    Eigentlich will ich gar nicht mit, aber ich bin müde und habe keine Lust zu streiten, vor allem nicht mit ihm. Außerdem bin ich neugierig, was für eine Idee das sein könnte. Also folge ich ihm aus dem Bus und in den Tankstellen-Shop.
    Als sich die Schiebetür hinter mir schließt, weiß ich, dass Tristans Idee mehr als ganz gut ist. Sie ist perfekt. Für mich sind überteuerte Shops wie diese nämlich ein kleines Paradies. Ich könnte alles, was es hier käuflich zu erwerben gibt, für viel weniger Geld auch in meinem Edeka gegenüber kaufen, aber da will ich solche Dinge nie. Ich weiß nicht genau warum, aber in einer Tankstelle verliebe ich mich grundsätzlich augenblicklich in die kleinen Plüschhunde, die einen traurig aus großen Kulleraugen anschauen, und ich will auf einmal jede Schokolade, die ich sonst links liegen lasse, oder ein Magnum-Eis, das ich nur bis zur Hälfte schaffe, und ein Sixpack Bier, das in meinem Kühlschrank fast eine ganze Hinrunde der Bundesliga überlebt. Mit anderen Worten: Es ist gefährlich, mich in eine Tankstelle zu lassen, und jetzt ist meine schlechte Laune mit einem Schlag verflogen. Ein Lächeln stiehlt sich auf meine Lippen, das noch breiter wird, als Tristan meine Hand nimmt und mich direkt zu der Eisbox in der Mitte zieht.
    »Schlag zu.«
    »Was?«
    »Eis. Schokolade. Süßkram. Alkohol. Egal. Nimm mit, was du willst.«
    »Das ist nicht dein Ernst.«
    »Der Abend war ein Reinfall.«
    Er sieht mich an, dreht sich dann zur Kühlschrankfront und zieht eine Flasche Cola heraus.
    »Aber jetzt machen wir unsere eigene Party und lassen uns nicht einfach so den Abend ruinieren. Schlag zu. Ich zahle.«
    Die Liste seiner Jobs, mit denen er sich über Wasser hält, lässt mich kurz zögern – aber wie würde er sich fühlen, wenn ich jetzt anbiete, selbst zu zahlen? Ungefähr so, wie ich mich fühle, wann immer Oliver in einem vollen Restaurant in einer gut hörbaren Stimmlage meint, mir und allen anderen Gästen mitteilen zu müssen, dass mein Monat finanziell nicht so gut gelaufen sei und er zahle. Das kann ich Tristan nicht antun. Auch wenn es nur gut gemeint ist. Also nicke ich und lasse seine Hand los. Ich packe mir alles auf den Arm, worauf ich Lust habe: drei verschiedene Tüten Chips, Salzstangen und Schokolade. In Tristans Nähe fällt es mir leicht, einfach das zu tun, worauf ich Lust habe, das habe ich schon bemerkt. Ob es nun in der Sonne im Park ist oder beim Essen in meinem Büro, es fällt mir einfach leicht. Ich habe, und das ist noch viel besser, kein schlechtes Gewissen. An der Kasse packen wir dann unsere Einkäufe in eine große Tüte. Neben dem Standardknabberzeug und der Schokolade verirren sich neben der Flasche Cola auch eine Flasche Rum und zwei Sixpacks Bier dazu. Dann laufe ich noch kurz zur Kühltheke zurück und kaufe zwei Packungen Milch dazu. Tristan zahlt alles bar und dreht sich dann mit einem großen Lächeln zu mir um. Er sieht fast wie ein kleiner Junge aus, dem gerade etwas Großartiges eingefallen ist. Seine Augen leuchten – und mein Herz will Anlauf für einen Sprung ins Chaos nehmen.
    »Bereit für ein kleines Abenteuer?«
    Es klingt ein bisschen verrucht und gleichzeitig wie ein Angebot, das niemand (vor allem niemand mit doppelten X-Chromosomen) ausschlagen kann.
    »Ich bin dabei.«
    Er greift

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