Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lieblingsmomente: Roman

Lieblingsmomente: Roman

Titel: Lieblingsmomente: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adriana Popescu
Vom Netzwerk:
ich zusammen bin.
    Es ist mir plötzlich zu ruhig. Ich bin ein Mensch, der Ruhe genießt, aber auch einen Schalter braucht, um die Hintergrundgeräusche bei Bedarf einschalten zu können. Und jetzt brauche ich Hintergrundgeräusche gegen die Stille, die einen nur grübeln lässt.
    »Ich will Musik, Tristan.«
    »Wird gemacht.«
    Und sofort dringt leise Musik aus dem Inneren des Busses zu mir nach oben. Ich schließe kurz die Augen und wiege mich im Takt.
    Ich denke nicht nach, wo ich bin, mit wem und was ich tue, denn sofort würde sich diese leise Stimme in meinem Inneren melden, die mir sagen will: Es ist falsch, du gehörst nicht hierher, du müsstest schön langsam nach Hause. Aber ich möchte bleiben. Ich fühle mich hier und jetzt einfach so wohl, wie schon lange nicht mehr. Hier oben. Mit Tristan. Und als er zurück zu mir aufs Dach klettert und mich dabei fröhlich angrinst, übertönt das Flattern der Käfer und Schmetterlinge in meinem Inneren die Stimme heute Nacht so laut wie noch nie in der Geschichte der Flügelinsekten. Tristan bewegt sich mit einer lächerlichen Leichtigkeit, die mich sofort erahnen lässt, dass er das schon hundertmal gemacht hat.
    Er setzt sich und reicht mir eine Flasche Bier.
    »Für dich.«
    »Danke. Als Kellner bist du wirklich Weltklasse, lieber Tristan.«
    »Mach die Augen zu.«
    »Was?«
    Ich bin gerade damit beschäftigt, die Flasche von dem lästigen Kronkorken zu befreien, und stelle mich bei dem Versuch leider reichlich ungeschickt an.
    »Mach schon.«
    Ich sehe ihn alarmiert an.
    »Wieso?«
    Er verdreht die Augen, und ein kurzes Lächeln huscht über seine Lippen.
    »Bitte, Layla. Tu mir den Gefallen.«
    »Ist das eine Überraschung? Ich bin wirklich nicht gut im Überraschtwerden!«
    Ich hasse Überraschungen, weil ich mich darauf nicht vorbereiten kann. Ich muss im Falle einer Überraschung (und sind wir ehrlich: Nur selten sind sie gelungen) doch ein passendes freudiges Gesicht einüben. Andererseits ist es Tristan. Vielleicht kommt bei ihm das angenehm überraschte Gesicht von alleine. Ein Versuch ist es wert. Ansonsten ist er selbst schuld. Ich habe ihn gewarnt.
    »Layla. Mach einfach deine Augen zu.«
    Ich atme tief durch und folge seiner Anweisung. Während ich also mit geschlossenen Augen im Schneidersitz auf einem VW-Bus mitten in den Weinbergen sitze, denke ich darüber nach, wann ich das letzte Mal eine angenehme Überraschung erhalten habe, und finde kein gutes Beispiel. Beccie weiß, was ich von Überraschungen halte, und Oliver ist zu praktisch, um wirklich überraschend zu sein. Gut, er hat einige Versicherungen für mich abgeschlossen und mein Festgeld so verteilt, dass ich eines schönen Tages ganz verdutzt auf mein Konto geschaut habe. Das hat mich natürlich angenehm überrascht. Aber sonst? Tristans Essen in meinem Büro kommt einer Überraschung tatsächlich am nächsten, und es überrascht mich erneut, wie genau ich mich an die Details der Nacht erinnern kann. Der ganzen Nacht. Meine Güte, bin ich aufgeregt. Was hat er nur vor?
    Ich höre Tristan mit einem Feuerzeug hantieren und dann ein zischendes Geräusch. Ich will sofort die Augen öffnen, aber dann bin ich der Spielverderber, und das will ich nicht. Vielleicht bekomme ich wieder so ein herrliches Lächeln von Tristan geschenkt. Wenn er wie ein kleiner Junge lächelt und stolz ist, dabei aber so unendlich sexy aussieht. Ich lasse die leise Stimme in meinem Inneren gar nicht erst zu Wort kommen und konzentriere mich stattdessen lieber auf das wilde Flügelschlagen und mein pochendes Herz.
    »Okay, aufmachen.«
    Kaum habe ich die Augen geöffnet, schaue ich in die grellen Funken einer Wunderkerze und bin etwas verwirrt. Tristan kommt grinsend auf mich zu und drückt mir das glitzernde und blitzende Ding in die Hand. Das ist zweifelsohne eine süße Geste, aber was genau das soll, weiß ich auch nicht.
    »Oh. Ähm. Danke.«
    Er schüttelt den Kopf, als hätte ich nicht verstanden.
    »Du musst sie werfen.«
    »Und einen Flächenbrand in den Stuttgarter Weinbergen initiieren?«
    »Da passiert nichts. Komm schon, heute Nacht gehört der Himmel uns.«
    Ich schaue irritiert auf die Wunderkerze in meiner Hand, dann in Tristans leuchtende Augen. Ich werfe wie ein Mädchen, ich renne und springe auch wie ein Mädchen, aber was man nicht alles tut. Also hole ich weit aus und werfe das brennende Geschoss weit über unsere Köpfe in den Nachthimmel, weiter als ich erwartet hatte. Angesichts der Flugbahn

Weitere Kostenlose Bücher