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Lieblingsmomente: Roman

Lieblingsmomente: Roman

Titel: Lieblingsmomente: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adriana Popescu
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mal.«
    »Lieber nicht.«
    Er schüttelt leicht den Kopf und folgt meinem Blick über die Stadt. Er wirkt plötzlich etwas traurig.
    »Alles in Ordnung bei dir?«
    »Ja.«
    Dann lächelt er mich an, und ich bin mir nicht sicher, ob ich mir seinen leichten Anflug von Traurigkeit eben nur eingebildet habe. Schnell schaue ich wieder auf das bunte Lichtermeer unter uns, dann wandert mein Blick zum Horizont, den ich in der Dunkelheit noch leicht auszumachen scheine.
    »Ob ich mich auch in den Rest verlieben würde?«
    »Den Rest?«
    Tristan sieht mich etwas irritiert an und bringt mich dadurch in Erklärungsnot.
    »Den Rest … der Welt, hinter Stuttgart. Irgendwo da draußen?«
    Tristan zuckt mit den Schultern und lässt seinen Blick über den Kessel schweifen.
    »Keine Ahnung. Steig in den Flieger – und finde es raus.«
    »Das geht nicht.«
    »Klar geht das.«
    »Und meine Firma?«
    Meine Firma. Ist das der Grund, wieso ich nicht meine Kamera packe und mich auf eine Abenteuertour begebe? Oder ist sie der Grund, warum es mich wegzieht? Ich sehe Tristan an, und er lächelt.
    »Komm schon, eine kleine Pause. Das muss doch gehen.«
    »Und Oliver?«
    Vielleicht ist das kein so gutes Argument. Oliver. Er hat hier oben auf diesem Dach nichts zu suchen. Tristan betrachtet mein Gesicht, und ich bin versucht, seinem Blick auszuweichen.
    »Nur eine Pause, kein Ende. Außerdem könnte er ja mitkommen, wenn er will.«
    Aber eine solche Reise wäre ein zu großes Risiko und könnte jede Menge Ernüchterung mit sich bringen.
    »Würde er nicht.«
    »Dann halt ohne ihn. Es ist ja auch dein Wunsch, nicht seiner, oder?«
    Ginge das? Man drückt einfach im Leben mal die Pausetaste, macht Fotos wie verrückt, kommt zurück und dann?
    »Er fände das, glaube ich, nicht so gut.«
    Ich versuche ihn anzulächeln, aber Tristan schüttelt nur kurz den Kopf.
    »Er kann dir doch nicht sagen, was du tun und lassen sollst. Komm schon. Wenn du etwas wirklich willst, solltest du es durchziehen und dich von nichts und niemandem aufhalten lassen. Am Ende wirst du es vielleicht bereuen, es nicht getan zu haben, und dann gibst du ihm die Schuld. Ich glaube nicht, dass ihm das lieber ist. Lass dich nicht aufhalten, nicht wenn es dir wirklich wichtig ist.«
    Wow, ich habe wirklich nicht damit gerechnet, dass der Abend heute noch so ernst wird. Aber wenn es nun schon mal so ist, dann hat Tristan jetzt auch die ganze Wahrheit verdient. Ich atme tief durch und sage es einfach.
    »Es liegt nicht nur an meiner Firma und an Oli … Ich habe auch einfach Angst, okay?«
    Er lehnt sich ein bisschen zu mir rüber, stupst mich mit seiner Schulter sanft an, und sofort will ich wieder lächeln.
    »Angst? Wovor?«
    Davor, dass ich am Ende zurückkomme und der unangenehmen Wahrheit ein für alle Mal ins Auge blicken muss.
    »Was, wenn ich zurückkomme und meine Fotos sind doch nur … Urlaubsfotos? Was, wenn ich merke, dass ich es gar nicht kann?«
    Während ich versuche, das Brennen in meinen Augen durch heftiges Blinzeln zu vertreiben, legt er seinen Arm um mich, und ich lehne meinen Kopf an seine Schulter.
    »Niemals. Es steckt mehr in dir, als du denkst. Ich habe deine Bilder gesehen. Du solltest wirklich diese Reise machen, einmal um die Welt, und ich verspreche dir, du wirst danach hier oben stehen und der Welt zurufen, dass du sie liebst, weil sie dir gezeigt hat, dass du es kannst.«
    Es mögen nur Worte sein, aber auf merkwürdige Art und Weise treffen sie mich tief, irgendwo in der Herzgegend. So etwas hat noch nie jemand zu mir gesagt.
    »Danke.«
    Tristan grinst mich frech an und trinkt sein Bier aus, als wäre das, was er gerade gesagt hat, eine Selbstverständlichkeit. Wenn er doch nur wüsste, wie viel mir das alles bedeutet.
    »Was darf es denn noch sein?«
    Er klettert vom Dach des Busses und verschwindet im Inneren. Ich höre ihn dort in dem unglaublich winzigen Kühlschranks wühlen.
    »Willst du noch ein Bier?«
    »Klar.«
    Ich setze mich wieder hin und denke darüber nach, wie schön Stuttgart ist und dass eines der Lichter da unten zu meiner Wohnung gehört, dass Oliver dort sitzt und sich wahrscheinlich nicht mal Gedanken macht, wo ich jetzt bin. Ich habe auf das Handy geschaut, zuerst heimlich, dann ganz ungeniert, aber es kam weder ein Anruf noch eine SMS. Nur Beccies erleichterte Antwort, das war alles. Ich rede mir ein, dass Oliver mir eben vertraut und es nicht bedeutet, dass es ihm egal ist, wo ich bin, was mir passiert ist und mit wem

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