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Lieblingsmomente: Roman

Lieblingsmomente: Roman

Titel: Lieblingsmomente: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adriana Popescu
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Bekannter, den ich seit Jahren nicht gesehen habe, sieht meine Leidenschaft mit ganz anderen Augen als mein Freund, der mich meistens mit dem aufzieht, was ich für mein Leben gerne tue. Soll mich diese Tatsache stolz oder traurig machen? Den Gedanken an Olivers Fotos verdränge ich schnell wieder.
    »Ich bin doch nur Partyfotografin.«
    Genau, Layla, stellen wir das Licht lieber wieder unter den Scheffel, da ist es gut aufgehoben.
    Aber während wir uns einen Weg zur Bar erkämpfen, schüttelt Thomas den Kopf.
    »Unsinn. Ich erkenne einen Künstler, wenn ich einen sehe.«
    Abgesehen von seinem Talent, als Österreicher ein perfekteres Hochdeutsch zu sprechen als ich, überrascht mich die Tatsache, dass er mich Künstler genannt hat. Oliver und sein Arbeitskollege erscheinen mir plötzlich unendlich weit weg.
    »Danke.«
    Wir bestellen noch ein Bier und nutzen die nächste Stunde, um uns wieder auf den aktuellen Stand der Dinge im Leben des anderen zu bringen. Er macht nach wie vor Musik, komponiert ganz fleißig Songs und spielt so viele Gigs, wie er kriegen kann. Ich bewundere seine Ausdauer.
    »Ich spiele demnächst übrigens mal wieder in Stuttgart.«
    »Ja? Wie schön! Wann?«
    »Das ist noch nicht ganz klar. Es ist ein Gefallen für einen alten Freund, also, einen sehr spontanen und etwas chaotischen Freund. Das Wo und das Wann erfahre ich wahrscheinlich genau einen Tag vor dem Auftritt, aber spätestens da hätte ich mich auch wieder bei dir gemeldet.«
    »Mach das! Ich könnte deine Lieder immer und immer wieder hören.«
    »Danke.«
    Er blickt etwas verlegen zur Seite, und sein Blick wandert über das Festivalgelände.
    »Es ist so viel passiert, Konzertanfragen, Gigs, Radio … das ganze Programm. Ich kann es noch gar nicht richtig glauben.«
    »Das ist auch höchste Zeit. Das hast du verdient.«
    Wieder diese sympathische Art, ein ehrlich gemeintes Kompliment ungerne anzunehmen. Kein Zweifel, er ist auf dem Boden geblieben – und trotzdem würde ich ihn gerne packen und schütteln.
    »Im Ernst, Thomas, du hast das Zeug dafür. Du bist so talentiert, und ich habe doch eben gesehen, wie die Leute an deinen Lippen hängen, wenn du singst. Das können nicht viele.«
    Während ich spreche und versuche, meine Weisheit zu ihm durchdringen zu lassen, spielt er mit der Digitalkamera, die neben uns auf dem Tisch liegt. Er klickt sich durch einige meiner Fotos von heute Abend und scheint mir gar nicht richtig zuzuhören.
    »Weißt du, Layla – das nächste Mal, wenn du so was sagst, solltest du in den Spiegel schauen.«
    Er zeigt mir eines der Fotos, das ich heute gemacht habe. Er steht mit seiner Gitarre auf der Bühne, die Augen geschlossen, singt für die Menschen. Im Vordergrund unzählige Handys, die alle das Bild der Bühne im Kleinformat wiedergeben. Dazu summt er den Refrain des Songs, den er heute als letzte Zugabe für die Fans gespielt hat.
    »Das ist unfassbar mit einer solchen Kamera. Was ist mit Veröffentlichungen und Ausstellungen? Du musst dir eine goldene Nase verdienen.«
    Ich schüttele lächelnd den Kopf und merke, dass meine Wangen heiß werden.
    »Ich bin Partyfotografin. Alles andere ist nur ein Hobby.«
    »Erzähl das jemandem, der deine Fotos nicht gesehen hat. Aber nicht mir. Und verkaufe dich bloß nicht unter Wert.«
    Damit reicht er mir die Kamera zurück und scheint zu wissen, wie sehr er den Kern der Sache getroffen hat. Trotzdem ist er nett genug, den Rest des Abends die Themen Talent, Träume und Erfolge nicht mehr anzusprechen. Wir sprechen viel über Urlaubsziele, Musik, neue Alben, die wir beide gerne mögen. Und sogar über Oliver.
    Bevor Thomas mich am Campingplatz absetzt, drückt er mich noch einmal und zwinkert mir zu.
    »Denk daran, Künstler erkennen Künstler. Und hier sitzen gerade zwei von der Sorte.«
    Damit entlässt er mich in eine schlaflose Nacht. Oliver ist noch nicht zurück. Aber es sind Thomas’ Worte, die mir zu denken geben. Kann Oliver deswegen vielleicht nicht sehen, was meine Fotos für mich bedeuten? Wenn dem so ist, dann kann ich Oliver gar keinen Vorwurf machen. Oliver ist so weit davon entfernt, ein Künstler zu sein – so weit, wie Stuttgart von Australien oder Indien entfernt ist.
    Als ich Oliver draußen höre, stelle ich mich schlafend und muss mir keine Ausrede für seine verspätete Heimkehr anhören, die er in seinem betrunkenen Zustand von sich geben würde. Gleichzeitig gönne ich mir noch ein paar Stunden mehr Zeit, um mir über den

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