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Lieblingsmomente: Roman

Lieblingsmomente: Roman

Titel: Lieblingsmomente: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adriana Popescu
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ich ihn sofort, selbst wenn unser letztes Treffen einige Jahre zurückliegt. Dank Facebook und seiner zahlreichen YouTube-Musikvideos, die er von Zeit zu Zeit hochlädt, erkenne ich ihn sofort wieder. Er nimmt mich fest in den Arm und sieht sich dann suchend um.
    »Ist Oli nicht hier?«
    »Nein, er ist …«
     … einer äußerst dramatischen Entführung zum Opfer gefallen und wird augenblicklich von einer Spezialeinheit der GSG 9 befreit …
    » … lieber mit einem Kollegen essen.«
    Die Wahrheit klingt wenig spektakulär, aber wieso soll ich immer wieder Ausreden für ihn erfinden. Das habe ich schon bei Tristan getan, wann immer wir über ihn gesprochen haben. Jetzt ist Schluss damit. Aber Thomas scheint das auch nicht groß zu stören.
    »Hauptsache, du bist da. Ich muss auch gleich auf die Bühne, wünsch mir Glück!«
    Das werde ich, und noch etwas werde ich: diesen Abend genießen. Es ist nicht schlimm, dass Oliver nicht hier ist. Wer so ein Foto von mir macht, hat einen so schönen Abend nicht verdient. Ich kann das Konzert auch für mich alleine genießen.
    Während sich die drei Jungs von der Bühne verabschieden und Thomas angesagt wird, schreien einige Mädchen neben mir begeistert auf. Aha, er hat sich also eine ernst zu nehmende Fanbase aufgebaut. Das freut mich.
    Die nächste Dreiviertelstunde, die Thomas auf der Bühne mit seiner Gitarre die Konzertmenge begeistert, schieße ich fleißig Fotos und singe bei den bekannten Liedern lauthals mit. Er ist doch tatsächlich noch besser geworden! Schon nach wenigen Akkorden hat er das Publikum in seinen Bann gezogen – ich schließe mich dabei nicht aus. Seine Stimme ist einfach unglaublich, und seine Lieder berühren mich tief im Herzen. Ich bin einmal mehr begeistert und frage mich, wieso ein solcher Künstler nicht schon längst große Konzerthallen füllt und unzählige Alben verkauft. Wenn ich mir die Zuschauer vor der Bühne anschaue und ihre glücklichen Gesichter fotografiere, bin ich mir allerdings sicher, dass der Durchbruch im Fall von Thomas Pegram nur noch eine Frage der Zeit ist.
    Als Nächstes spielt er ein Lied, das ich noch nicht kenne. Ein neues Lied aus seiner Feder, und die Menge lauscht gespannt, saugt jedes Wort auf – so wie ich. Mich trifft der Text in meinem Inneren.
    Vollgetankter Wagen,
    nach Westen soll es gehen.
    Es gibt nichts, was mich hier
    am Leben hält.
    Hab kein Ziel, weiß nicht, wo
    ich heute schlafen werde.
    Vor mir schon die Grenze,
    die Freiheit ist so nah.
    Fernweh.
    Volltreffer, Thomas! Ich vergesse zu fotografieren. Fast vergesse ich zu atmen. Fernweh. Ich weiß genau, wovon er singt. Er singt von Australien, von Indien, von Freiheit. Im Refrain stimmen die Menschen um mich herum lautstark ein. Immer wieder bin ich überrascht, wie gut Musik Gefühle ausdrücken kann. Noch überraschender finde ich die Tatsache, dass Thomas meine Gefühle in Songs verpackt, Gefühle, von denen ich noch gar nicht genau wusste, dass ich sie kenne – dass ich sie habe. Mir hat er mit diesem Auftritt ein Lächeln ins Gesicht gezaubert und ein weiteres Highlight zu meinem Kurzurlaub hinzugefügt.
    Als er die Bühne verlässt, will der Applaus einfach nicht mehr abebben. Immerhin scheint er hier eine kleine Berühmtheit zu sein. Ich kann mich also geehrt fühlen, als er nach dem Auftritt in einem frischen T-Shirt wieder neben mir auftaucht und etwas geschlaucht, aber mindestens so glücklich wie die anderen Menschen hier wirkt.
    »Das war … echt spitze!«
    Als ob er das nicht schon wüsste. Aber ich habe trotzdem das Gefühl, es ausdrücklich betonen zu müssen. Es scheint ihm auf eine sympathische Art und Weise unangenehm.
    »Danke. Ich hatte ja erwartet, dich mit deiner Kamera zu sehen. Also mit der echten.«
    Er wirft einen belustigten Blick auf Olivers Digitalkamera.
    »Ja, ich auch, aber …«
    …durch einen überaus dramatischen Überfall wurde mir meine Spiegelreflexkamera von drei vermummten Männern gestohlen und vermutlich in Rumänien unter Wert verkauft.
    » … Oli meinte, es sei albern und verboten.«
    Die Wahrheit kommt mir erstaunlich leicht über die Lippen. Oder liegt das am zweiten Bier, das ich inzwischen leer getrunken habe?
    »Albern? Die Kamera ist wie ein Teil von dir, wenn ich mich richtig erinnere. Und die Fotos bei Facebook sprechen ja auch eine sehr deutliche Sprache. Das mit dem Sonnenaufgang habe ich als Hintergrund auf meinem PC. Es ist … echt spitze.«
    Er grinst mich an. Sogar ein alter

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