Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Liebst du mich wirklich, Raoul

Liebst du mich wirklich, Raoul

Titel: Liebst du mich wirklich, Raoul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Craven
Vom Netzwerk:
besagte Abend ist schon länger her“, sagte Carrie tonlos. „Er ist mit ein paar Arbeitskollegen für einen Kurztrip nach Nassau gefahren. Davon habe ich dir doch erzählt?“
    „Klar“, gestand Rhianna etwas zu schnell. „Natürlich hast du das. Ich bin echt ein Schussel!“
    Wie konnte ich das nur vergessen? schoss es ihr durch den Kopf. Wie konnte ich den Trip nach Nassau vergessen, wo ich doch nur wenige Tage später von dem Baby erfahren habe?
    „Ich sage mir ständig, das alles hat nichts zu bedeuten“, fuhr Carrie fort. „Bald wird der Trubel vorbei sein, und wir können uns endlich auf unsere Zukunft als Paar konzentrieren. Dann werde ich zurückschauen und herzhaft über all meine Bedenken lachen. Nur …“
    „Nur im Augenblick könntest du deiner Schwiegermutter den Hals umdrehen“, schloss Rhianna mit fester Stimme. „Das ist doch vollkommen verständlich.“
    Lachend hakte sich Carrie bei ihr ein. „Ach, ich bin so froh, dass du bei mir bist. Alles fühlt sich plötzlich nur noch halb so schlimm an.“
    Hoffentlich bleibt das so, dachte Rhianna betroffen und wandte ihren Blick ab.
    Ihre Bedenken wuchsen schnell, denn die erste Person, die Rhianna im Untergeschoss antraf, war Raoul. Er saß in einem Sessel neben den Terrassentüren und blätterte ein Magazin durch. Sein neues Spielzeug schien doch nicht so fesselnd zu sein, wie sie gehofft hatte.
    Als die beiden jungen Frauen den Salon betraten, erhob er sich höflich und lächelte. Doch seine Augen waren hart wie Granit, sobald er Rhianna ansah.
    Sie zwang sich, ruhig an ihm vorbeizugehen und sich einen Platz zu suchen, der etwas separiert war. Nur leider half ihr das nicht, Raoul aus ihrem Bewusstsein zu verdrängen.
    Im Zentrum des Salons saßen sich die beiden Schwiegermütter mit finsteren Mienen auf verschiedenen Sofas gegenüber. Neben Margaret Rawlins lag eine große, flache Schachtel.
    „Caroline, meine Liebe“, begrüßte ihre Schwiegertochter in spe Carrie, und Rhianna schwante bereits Übles, als ihre Freundin sich gehorsam neben Mrs. Rawlins auf das Sofa setzte. „Du kennst doch den Brauch, dass man zu seiner Hochzeit etwas Altes, etwas Neues, etwas Geborgtes und etwas Blaues tragen sollte?“ Sie klopfte auf die Schachtel. „Dies ist der Schleier, den ich bei meiner Hochzeit getragen habe. Danach bewahrte ich ihn auf … Ich vermute, weil ich glaubte, irgendwann einmal eine eigene Tochter zu haben. Stattdessen sollst du nun die Tradition weiterführen.“
    Entschlossen hob die alte Dame den Deckel der Schachtel und holte mit bebenden Händen einen voluminösen Tüllschleier hervor, Schicht für Schicht. Er sah aus wie etwas, das die böse Königin in Schneewittchen tragen würde – nur nicht ganz so schön!
    In der sich ausbreitenden Stille wagte Rhianna es nicht, ihre Freundin direkt anzusehen.
    Nach einer Weile fasste Carrie sich ein Herz und räusperte sich umständlich. „Tja, das ist ein netter Gedanke, aber eigentlich hatte ich gar nicht vor, überhaupt einen Schleier zu tragen. Ich wollte mir das Haar mit frischen Blumen schmücken, das hatte ich doch schon erklärt, oder?“
    „Aber eine Braut ist doch ohne Schleier gar nicht vollständig“, widersprach Mrs. Rawlins strahlend. „Und obwohl dein Kleid ziemlich neumodisch ist, hat Simon doch einen Hang zu Tradition und alten Werten. Ihm wird es auch gefallen, wenn du dich etwas konventioneller gibst.“ Sie holte tief Luft. „Mit dem Krönchen musst du aber ausgesprochen vorsichtig sein. Es ist sehr zerbrechlich, und eine Strebe ist schon etwas lose.“
    Fasziniert und leicht verwirrt betrachtete Rhianna die ältere Frau und überlegte, wie stark sie sich in den letzten Jahren verändert hatte. Neben den Äußerlichkeiten – sie war in die Jahre gekommen und hatte seit dem Tod ihres Mannes einiges an Gewicht zugelegt – war sie vor allem charakterlich wie ausgewechselt. Rhianna hatte Margaret Rawlins als recht angenehme Frau in Erinnerung, die ihrer Familie extrem verbunden war. Was hatte aus ihr eine solch bestimmende Person gemacht?
    Und was die Bemerkung über ihren Sohn betraf … War es vielleicht konventionell oder von besonderem Wert, als zukünftiger Bräutigam monatelang mit einer anderen Frau zu schlafen? Ihr seine Liebe zu schwören und mit ihr heimlich ein paar Tage auf den Bahamas zu verbringen? Und sie zu allem Überfluss auch noch zu schwängern?
    Das war mal eine Tradition, an der es sich festzuhalten lohnte! Um ein Haar hätte Rhianna vor

Weitere Kostenlose Bücher