Liebst du mich wirklich, Raoul
hast?“
Gelassen zuckte Rhianna die Achseln. „Sie fand es ziemlich witzig.“
Unwillkürlich dachte sie an den Tag zurück, als Daisy und sie sich in deren Küche geschüttelt von Lachanfällen an die Arbeitsplatte geklammert hatten, während sie darauf warteten, dass Rob mit dem indischen Essen zurückkam, damit sie sich einen gemütlichen Abend zu dritt machen konnten.
Daisy hatte losgeprustet. „Weißt du eigentlich, wie lange ich mit einem Abdeckstift an seinem Allerwertesten herumgearbeitet habe? Er war davon überzeugt, einen riesigen Pickel zu bekommen.“
„Davon hat er keinen Ton gesagt.“ Rhianna schüttelte den Kopf und bekam plötzlich einen Schluckauf. „Rob hat sich nur ständig am Set darüber beschwert, dass es schrecklich kalt ziehen würde.“
„Ja, das tut er auch, wenn wir miteinander im Bett sind“, bestätigte seine liebende Frau unter Gelächter. „Meistens im ungünstigsten Moment. Er hat totale Panik, sich zu erkälten. Wo andere Leute Champagner im Kühlschrank haben, stehen bei uns seine pflanzlichen Tropfen zum Gurgeln.“
Rob und Daisy waren ein tolles Paar: Er getrieben von Talent, Ehrgeiz und Versagensängsten, Daisy dagegen absolut bodenständig. Bis ihre biologische Uhr sich plötzlich meldete.
Aber falls sie im Augenblick wirklich getrennt waren, dürfte es sich nur um eine vorübergehende Krise handeln. Immerhin gehörten die beiden auf eine ganz innige Art zusammen, die man nur bewundern konnte. Und wenn Rhianna ehrlich war, beneidete sie Rob und Daisy um ihr Glück.
„Also, was willst du hier, Rhianna?“, wollte Raoul wissen. Er umklammerte sein Lenkrad so fest, dass die Knöchel weiß hervortraten. „Dir muss wohl klar sein, dass niemand in Penvarnon von deiner Anwesenheit erfreut sein wird – einmal abgesehen von Carrie. In ihrem Fall kann man wirklich davon sprechen, dass Liebe blind macht. Sonst hätte sie dich längst als das hinterhältige, selbstsüchtige kleine Frauenzimmer erkannt, das du in Wahrheit bist.“
„Himmel!“, fuhr sie ihn an. „Deine Wortwahl hat es aber auch in sich! Falls wir jemals einen neuen Drehbuchschreiber für Castle Pride benötigen, werde ich dich vorschlagen. Natürlich nur, wenn du keine Karriere als Chauffeur anstrebst.“
„Dachtest du wirklich, ich würde riskieren, dass Simon dich vom Bahnhof abholt?“, erkundigte er sich überraschend sanft. „Denn das hätte meine gutgläubige kleine Cousine Carrie zugelassen, wäre ich nicht gleich eingeschritten.“
„Ach, du meine Güte“, antwortete sie leichthin. „Ist ihm denn so wenig zu trauen?“
„Doch.“ Seine Stimme klang um einiges härter. „ Dir kann man nicht trauen. Du bist wie eine Schlange, die man ständig im Auge behalten muss. Glaub ja nicht, dass ich dieser Aufgabe nicht gewachsen bin.“
Mittlerweile hatten sie die Stadt hinter sich gelassen, als Raoul mit einem Mal das Steuer herumriss und den Wagen am Straßenrand zum Stillstand brachte.
„Dies ist jetzt kein Ratschlag, sondern eine ernst zu nehmende Warnung“, zischte er. „Wahrscheinlich ist jeder zweite Kerl in England hinter dir her, aber das scheint dir nicht zu reichen. Du hast deine Lektion vor fünf Jahren wohl nicht gelernt? Doch dieses Mal war dein Effekt leider nicht von Dauer. War wohl ein Schock, als der Arme wieder zu Sinnen kam und merkte, was ihm im Leben lieb und teuer war – und wie leicht er es beinahe verloren hätte. Immerhin bist du unwiderstehlich, wenn man der Publicity-Maschinerie deines Fernsehsenders Glauben schenkt.“
Seine Stimme wurde heiser. „Du hast die beste und loyalste Freundin betrogen, nur um dir selbst zu beweisen, dass du Simon ins Bett bekommen kannst. Trotzdem ist sie diejenige, die ihn am Samstag heiraten wird. Und du wirst nichts sagen oder tun, was diese Hochzeit gefährden könnte. Habe ich mich klar und verständlich ausgedrückt?“
„Kristallklar.“ Sie starrte geradeaus durch die Windschutzscheibe. „Sag mal, hat Simon eine ähnliche Standpauke erhalten, oder wurde der Text ausschließlich und speziell für mich entworfen?“
„Es gab keinen Grund, ihn sich noch einmal vorzuknöpfen“, erklärte Raoul schlicht. „Simon hat sich wieder gut genug im Griff. Und er hat beteuert, wie bitter er bereut, seine gesamte Zukunft aufs Spiel gesetzt zu haben – ganz gleich, wie groß die Verlockung auch gewesen ist. Ich schlage vor, du gehst ihm konsequent aus dem Weg.“
„Kein Problem“, sagte Rhianna. „Schließlich müssen wir in
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