Liebst du mich wirklich, Raoul
anrichten konnte.
Quer über Kontinente und Ozeane zog Raoul die Fäden, damit alle nach seiner Pfeife tanzten. Unter anderem seine geliebte jüngere Cousine Carrie, die nun mit dem Mann, den sie ihr ganzes Leben lang verehrte, vor den Altar treten sollte.
Das perfekte Paar, dachte Rhianna, und ihr Hals wurde unangenehm eng. Nichts durfte und nichts würde dazwischenkommen.
Sie hätte Ausflüchte erfinden müssen, um diesem Mittagessen zu entkommen, andererseits freute sie sich darauf, Carrie wiederzusehen. Allerdings musste Rhianna sich zusammenreißen, nichts Falsches zu sagen, während ihre Freundin über Simon und die Hochzeitspläne plauderte. Kein einziges, verräterisches Wort durfte Rhianna über die Lippen kommen, kein falscher Blick, keine Andeutung.
Es war hart gewesen, Carrie gegenüberzusitzen, während sie freudestrahlend von ihrem Glück berichtete. Mit nur einem einzigen Satz hätte sie die Vorfreude der jungen Frau in einen regelrechten Albtraum verwandeln können. Simpel, aber unvorstellbar!
„Du wirst also zu unserer Hochzeit kommen, hoch und heilig versprochen?“, bettelte Carrie. „Damit bringst du die nötige Portion Verstand in den gesamten Ablauf, Süße! Ein Fels in der Brandung, an den ich mich klammern kann, denn das werde ich bitter nötig haben“, fügte sie hinzu und schauderte. „Die Schwiegermütter umkreisen sich schon in stummer Angriffslust, und ich befürchte, es wird ein blutiges Ende nehmen.“
Dem konnte Rhianna nur zustimmen. Aber um der Feier fernzubleiben, hätte sie Gründe anführen müssen, von denen die Braut niemals etwas erfahren durfte. Vor allem, weil Carrie ihre Freundin war. Die erste wirkliche Freundin, die Rhianna je gehabt hatte und die ihr jene Zuneigung entgegenbrachte, die auf Gut Penvarnon schwer zu finden war.
Carrie war für Rhianna da gewesen, und Simon, natürlich. Damit hatten die Probleme begonnen.
Und jetzt war Carrie hier, um sich in aller Unschuld von ihrer geliebten Freundin versichern zu lassen, dass keine zehn Pferde Rhianna davon abhalten konnten, zur Hochzeit zu erscheinen. Allerdings waren zehn Pferde nichts gegen die unendliche Macht des arroganten Raoul Penvarnon, gegen dessen ausdrücklichen Willen sich Rhianna auf ihre verhängnisvolle Reise begeben hatte!
Seine Verärgerung hing über ihr wie eine dunkle Gewitterwolke. Es fühlte sich an, als würde er immer noch direkt neben ihr stehen und ihr drohen: „Sag nicht, ich hätte dich nicht gewarnt!“
Allein beim Gedanken daran wurde Rhiannas Mund trocken, und sie griff hastig nach der Mineralwasserflasche vor sich.
Reiß dich zusammen! ermahnte sie sich. Du bist nur für drei Tage in Cornwall, höchstens vier. Nach der Hochzeit verschwindest du einfach – dieses Mal für immer.
Außerdem würde Raoul vermutlich gar nicht persönlich vor Ort sein. Vielleicht war er längst wieder in Südamerika in der Annahme, dass seinen Wünschen auch während seiner Abwesenheit bedingungslos Folge geleistet wurde.
Die übrigen Bewohner des beeindruckenden Familienlandsitzes waren sicherlich nicht begeistert von ihrem Besuch, aber niemand würde so unhöflich sein und es ihr zeigen. Rhiannas Lippen verzogen sich zu einer schmalen Linie. Keiner würde mehr auf sie herabschauen und sie wie einen Eindringling behandeln. Dieser Teil ihres Lebens gehörte endgültig der Vergangenheit an, und Rhianna wollte dafür sorgen, dass sich daran auch nichts änderte.
Sie war nicht länger die unscheinbare Nichte der Haushälterin, mit der sich Caroline Seymour zum Leidwesen der gesamten Familie angefreundet hatte.
Jetzt war sie Rhianna Carlow, Schauspielerin und aktueller Star der preisgekrönten Serie Castle Pride . Eine unabhängige Frau mit einem eigenen Leben und einer eigenen Wohnung, die es nicht länger nötig hat, sich im Schlussverkauf oder aus dem Altkleidercontainer einzukleiden. Und all das hatte Rhianna niemandem außer nur sich selbst zu verdanken.
Sie war erfolgreich, und die Leute erkannten sie auf der Straße. Noch vor wenigen Stunden – als sie in Paddington in den Zug gestiegen war – hatte sie bemerkt, wie einige der Fahrgäste sich unauffällig anstießen, in ihre Richtung zeigten und miteinander tuschelten.
Aus Erfahrung wusste sie, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis der Erste sie nach einem Autogramm oder nach der Erlaubnis fragte, mit ihr ein Foto machen zu dürfen. Lächelnd würde sie sich den Wünschen ihrer Fans fügen, so wie sie es immer tat, damit die
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