Liebst du mich wirklich, Raoul
Herzen?“, keifte Donna.
„Wahrscheinlich mehr, als du glaubst.“ Entschlossen ging Rhianna an ihr vorbei in ihr Schlafzimmer, holte eine Reisetasche aus dem Schrank und packte ein paar Sachen zusammen.
„Was machst du da?“
„Ich gehe in ein Hotel. So gern ich es auch tun würde, ich kann dich nicht am Kragen hier aus meiner Wohnung schleifen! Aber ich werde auch nicht bleiben und so tun, als wäre alles in Ordnung, während ihr von einer Katastrophe in die nächste schlittert!“ Sie warf die Tasche über die Schulter und blickte Donna finster an. „Sobald ihr gegessen habt, verschwindet ihr beide! Ich bin morgen früh um sieben zurück, und dann will ich hier keinen mehr sehen!“
Das Hotelzimmer kostete zwar verhältnismäßig viel, aber Rhianna war es jeden Penny wert. Sie kehrte sogar erst gegen neun Uhr morgens in ihre Wohnung zurück, wo sie merkwürdigerweise ihr Bett abgezogen vorfand. Der Esstisch war nicht abgeräumt. Angesichts der verschmierten Teller und benutzten Weingläser rümpfte Rhianna die Nase. Das Wachs der Kerzen hatte die Ständer und auch die Tischdecke beschmutzt. Aber das ganze Chaos war ihr lieber, als sich weiterhin mit diesen beiden Gestalten und ihrer unsäglichen Beziehung auseinanderzusetzen.
Sie wünschte sich von Herzen, dass Carrie nie von Simons Eskapade erfuhr. Es wäre schrecklich, wenn ihre Freundin auf diese Weise verletzt werden würde …
Gerade als sich Rhianna Wasser für ein Bad einließ, klingelte es an der Tür. Für einen Moment befürchtete sie, Donna würde zurückkommen, um ihr beim Abwaschen zu helfen, doch im Flur stand nicht Donna, sondern Raoul.
So hatte Rhianna ihn noch nie gesehen: tiefdunkle Ringe unter den Augen, unrasiert und noch in den Kleidern der vergangenen Nacht. Nur die Seidenkrawatte fehlte, und sein Hemd stand etwas offen.
„Wie siehst du denn aus?“, fragte sie erschrocken und kam einen Schritt auf ihn zu. „Was ist passiert?“
„Fass mich bloß nicht an! Sonst könnte ich etwas tun, was wir beide für den Rest unseres Lebens bereuen müssten!“
„Wie bitte?“
„Die kleine, verlogene Rhianna versteht wohl nicht richtig?“, sagte er schneidend. „Du hast es echt geschafft, dass ich mich vor dir zum Affen mache.“
„Bist du verrückt geworden? Was soll das?“
„Ich habe Rawlins letzte Nacht herkommen sehen“, fuhr er sie an. „Er hatte sogar einen eigenen Schlüssel. Was für ein praktisches Arrangement!“
Donna hat ihm tatsächlich einen eigenen Schlüssel gegeben? schoss es Rhianna durch den Kopf.
Wutentbrannt funkelte er sie an. „Du musst gar nicht so tun, als wärst du erschrocken. Und ich weiß, dass er nicht mehr hier ist. Schließlich habe ich ihn im Morgengrauen fortgehen sehen. Ich habe auf der anderen Straßenseite in meinem Auto gesessen.“ Er warf seinen Kopf in den Nacken. „Jetzt wollte ich nur mal bei Tageslicht einen Blick auf dich werfen – ohne gedimmte Lampen, Kerzenlicht, Mondschein oder Schatten, in denen du dich verstecken kannst.“
Ihr war es unmöglich, seinen Worten einen überzeugenden Sinn zu verleihen.
Energisch drängte er sich an ihr vorbei in die Wohnung und sah sich um. „Ein gemütliches Dinner zu zweit“, bemerkte er abfällig. „Zweifellos gefolgt von einem ekstatischen Ende dieses perfekten Tages. Ich hoffe sehr, du wolltest mit mir nicht auch ins Bett springen …“
Endlich fand sie ihre Stimme wieder. „Es ist nicht so, wie du denkst …“ Sie brach ab. Fiel ihr denn nichts Besseres als diese abgedroschene Floskel ein, die doch ausschließlich von Menschen vorgebracht wurde, die sich schuldig gemacht hatten?
„Hast du ihm auch gesagt, dass du ihn willst, Rhianna? Habt ihr euch im Bett stundenlang unterhalten, oder wart ihr zu beschäftigt? Du hättest ihn für mich fallen lassen sollen, Schätzchen. Ich bin ein sehr reicher Mann und hätte ganz sicher viel Geld für dich ausgegeben. Du hättest dir mit deinem unwiderstehlichen Körper und etwas Geschick ein kleines Vermögen verdienen können. Schließlich musst auch du an die Zukunft denken.“ Dann fiel seine sarkastische Maske von ihm ab, und er wirkte für den Bruchteil einer Sekunde sogar tief betroffen. „Du hast mich benutzt, genau wie deine Mutter es mit meinem Vater getan hat. Die Vergangenheit hinter sich lassen, von wegen! Du und deine Mutter, ihr seid zu gierig und durchtrieben, um eure Finger von den Männern anderer Frauen zu lassen, und ich war blind für diese Tatsache. Die ganze Zeit
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