Liebst du mich wirklich, Raoul
über hast du Carrie hintergangen, dich als ihre Freundin ausgegeben, obwohl du es mit ihrem Verlobten treibst. Aber ich vergaß: Du bist ja Schauspielerin von Beruf! Im echten Leben sogar noch besser als auf der Mattscheibe.“
Zeig ihm die Hotelrechnung von letzter Nacht, dachte Rhianna. Sie muss noch in meiner Tasche sein.
Andererseits löste das ihr Problem nicht. Denn wenn nicht sie letzte Nacht mit Simon zusammen gewesen war, würde Raoul wissen wollen, wer sich mit Simon vergnügt hatte.
Sie schluckte. „Wirst du es Carrie erzählen?“ Mehr brachte sie im Augenblick nicht heraus. Die ganze Sache verschärfte sich nur, weil Rhianna Carrie die Wahrheit über Simons Treiben so kurz vor der Hochzeit ersparen wollte. Doch wie sollte sie das anstellen?
„Nein“, gab er zurück. „Wie könnte ich das? Rawlins ist mir egal, aber dass er sie ausgerechnet mit dir betrügen musste, würde Carrie das Herz brechen. Natürlich kann ich keinem Mann einen Vorwurf machen, der sich von dir in Versuchung führen lässt. Ich war ja schließlich selbst nicht gerade immun“, gab er widerwillig zu. „Ich habe beobachtet, wie du dich bewegst, die Form deiner Lippen betrachtet und auch diese Augen, in denen man sich verlieren kann. Wer würde nicht gern mit dir ins Bett gehen wollen?“ Traurig schüttelte er den Kopf. „Aber wenn es um Carrie geht, solltest du Nein sagen können. Ich kann gar nicht ertragen, wie mies du sie hintergangen hast.“
„Verstehe“, sagte sie erstickt.
Wortlos nahm er die Hochzeitseinladung, die noch auf dem Tisch lag, und zerriss sie in mehrere Teile. „Du wirst nicht zu dieser Feier kommen“, stellte er klar. „Hast du mich verstanden? Erfinde irgendeine Ausrede – es ist mir ganz gleich, was du erzählst! Aber halte dich, verdammt noch mal, von meinem Haus und meiner Familie fern. Ganz besonders von Carrie, vor und auch nach der Hochzeit. Eure Freundschaft ist mit dem heutigen Tag beendet, und zwar, weil ich dir nicht über den Weg traue, Rhianna. Für Rawlins bist du vermutlich nur eine Affäre, aber da du noch immer mit ihm schläfst, frage ich mich, was du für Absichten hegst. Halte dich also fern und verliere kein Wort über die Sache, sonst wird es dir ganz sicher leidtun! Ich habe dich gewarnt.“
Er ging zur Tür. „Ich habe beschlossen, morgen nach Südamerika zurückzukehren. Mit etwas Glück werden wir uns also nicht mehr begegnen.“ Sein tödlich kaltes Lächeln jagte ihr einen Schauer über den Rücken. „Es wäre das Beste für uns beide.“
Und nun waren sie sich doch wieder über den Weg gelaufen, obwohl man das wohl kaum einen Zufall nennen konnte. Die Vorwürfe waren nicht weniger geworden, und zu ihrer Verteidigung konnte Rhianna nur eine Tatsache auffahren: ihre offensichtliche Unschuld. Allerdings leitete das jetzt nicht gerade die große Versöhnung zwischen Raoul und ihr ein.
Die alten Probleme waren nicht verschwunden, und sie beide hatten noch immer keine Zukunft miteinander.
Seufzend stand Rhianna auf. Schließlich konnte sie sich nicht ewig hier unten im Schiffsrumpf verstecken, so als hätte sie Angst davor, sich Raouls Fragen zu stellen. Sobald sie ihre Sachen fertig gepackt hatte, wollte sie an Deck gehen und sich möglichst gelassen und ruhig geben – als wären die Ereignisse der letzten zwei Stunden nie geschehen. Oder zumindest, als hätten sie keine große Bedeutung für Rhianna …
Damit spielte sie eine Rolle, die sie beruflich nicht einmal angenommen hätte. Aber jetzt war der Gebrauch ihres Talents überlebenswichtig. Vielleicht konnte sie Raoul dann in ein, zwei Tagen für immer hinter sich lassen, ohne darüber nachzudenken, welch hohen Preis sie zahlte.
Er saß in einem bequemen Stuhl unter dem Sonnensegel und blickte aufs Meer hinaus, doch als er Rhianna hinter sich hörte, stand er höflich auf. Mittlerweile trug er eine relativ eng geschnittene Cargohose und dazu ein dunkelblaues Hemd, das am Hals offen stand. Die Ärmel waren hochgekrempelt.
Es ängstigte Rhianna, wie stark sie sich – vor allem nachdem sie mit Raoul geschlafen hatte – zu ihm hingezogen fühlte. Allein bei seinem Anblick bekam sie weiche Knie, und der Effekt hatte sich nach ihrem leidenschaftlichen Sex um ein Vielfaches verschlimmert. Das machte alles nur noch komplizierter!
Mit größter Willenskraft zwang sie sich, einen Fuß vor den anderen zu setzen und sich zu ihm zu gesellen. Dabei hatte sie das Gefühl, dass jede einzelne überreizte Stelle ihres
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