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Liebster Mitbewohner

Liebster Mitbewohner

Titel: Liebster Mitbewohner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fiona Winter
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irgendwelchen fremden Leuten zusammenzuwohnen. Am liebsten würde ich hierbleiben.“
    Ich konnte mir nicht verkneifen, ihn auf einen kleinen Fehler in seiner Logik hinzuweisen: „Du bist doch derjenige, der unbedingt gehen wollte.“
    „K annst du das jetzt mal außer Acht lassen? Darüber haben wir doch schon geredet.“
    „Und wenn ich das außer Acht lasse, verstehe ich trotzdem nicht, was du eigentlich sagen willst!“
    Felix seufzte. „Vergiss es einfach.“
    „Okay.“
    Ich lag noch lange wach und lauschte den Geräuschen aus der Ecke, in der Felix‘ Bett stand. Doch diese tiefen, langen, unheimlich beruhigend wirkenden Atemzüge wollten sich einfach nicht einstellen.
     
    Der Abschied von Felix gestaltete sich enttäuschend unspektakulär. Daniel und ich bestanden darauf, mit ihm gemeinsam zum Bahnhof zu fahren. Dort frühstückten wir noch gemeinsam in einem Café und pünktlich um zehn nach zwei empfingen wir den einfahrenden Zug am Gleis. Felix umarmte uns beide kurz, dann stieg er ein. Um dreizehn nach zwei fuhr der Zug los. Felix winkte uns durchs Fenster zu.
    Ich sah dem Zug nach, selbst als ich ihn schon lange nicht mehr sehen konnte.
    Irgendwann räusperte sich Daniel neben mir. „Wollen wir gehen?“
    „Klar.“
    „Hast du Lust, heute Abend zusammen Sushi zu machen?“
    „Sicher.“
    „Ach nee, ist ja Sonntag. Wir können keine Zutaten kaufen.“
    „Hm.“ Wir nahmen die Rolltreppe runter zu den U-Bahn-Gleisen.
    „Und wenn wir Sushi essen gehen? Sushi-Circle, All-you-can-eat?“
    „ Von mir aus.”
    „Mann Maja, eigentlich solltest du mich unterhalten und nicht umgekehrt. Ich bin vorgestern verlassen worden! Und jetzt muss ich auch noch dich trösten!“
    „Wer hat gesagt, dass du mich trösten musst?“, giftete ich ihn heftiger als beabsichtigt an.
    Die U-Bahn kam, wir stiegen ein. Daniel setzte sich an Fenster und drehte das Gesicht von mir weg.
    „Tut mir leid“, schrie ich gegen die Fahrtgeräusche der Bahn an. „Auf was hast du denn Lust? Wir machen heute ganz genau das, was du dir wünschst.“
    „Maja?“, sagte Daniel und sah mich durch die Spiegelung der Fensterscheibe hindurch an.
    „Ja?“
    „Verarschen kann ich mich selbst.“
    Ich stöhnte auf. „Was willst du eigentlich? Wenn ich nichts tue ist es nicht okay, aber wenn ich mir Mühe gebe auch nicht.“
    Daniel wandte sich mir zu und sah mich an. Dann schüttelte er den Kopf. „Lass uns einfach Sushi essen gehen.“
    „Okay.“
    „Okay.“
     
    Die nächsten Tage vergingen schleichend. Da ich am Montag nicht arbeiten musste, verbrachte ich fast den ganzen Tag im Internet bei Facebook und wartete darauf, dass es Abend wurde. Dass Felix von seinem ersten Praktikumstag heim kommen und irgendetwas schreiben würde. Zum Beispiel „Megaanstrengend, der erste Tag“ oder „viele nette Kollegen“, irgendetwas . Ich rechnete nicht mal mit einer persönlichen Nachricht an mich, schließlich hatten wir zuvor noch nie über Facebook kommuniziert. Tatsächlich hatte ich ihm erst am Sonntag eine Freundschaftsanfrage geschickt, die er zum Glück noch am selben Abend angenommen hatte. Der Gedanke dahinter war gewesen, dass ich so leichter mit ihm Kontakt halten und Anteil an seinem Leben nehmen konnte.
    Doch schon am Montag begann ich ernsthaft an der Idee zu zweifeln. Als ich Felix‘ Pinnwand studierte fiel mir auf, dass er anscheinend kein besonders begeisterter Statusmeldung-Verfasser war. Allgemein schien er bei Facebook nicht sonderlich aktiv zu sein. Er hatte knapp hundert Freunde, doch kaum Beiträge auf der Pinnwand. Er selbst hatte nur ein einziges Bild hochgeladen und zwar sein Profilbild, auf welchem aber nicht mal er selbst, sondern nur eine Socke mit aufgemaltem Grinsemund zu sehen war. Zwar war er auf einigen Fotos verlinkt – größtenteils Gruppenfotos von irgendwelchen Partys und Arbeitsfeiern – aber auch diese hatte er nicht  kommentiert. Nachdem ich all dies festgestellt hatte, war ich mir beinahe sicher, dass Felix auch über seinen ersten Arbeitstag nicht gerade bei Facebook berichten würde. Und ich sollte Recht behalten. Felix schrieb nichts und um zwei Uhr nachts fuhr ich schließlich meinen Laptop herunter und ging schlafen.
    Am Dienstag musste ich arbeiten und konnte so nur den Abend über online sein. Doch auf Felix‘ Seite änderte sich noch immer nichts. Dasselbe galt für Mittwoch und Donnerstag. Am Freitag kam mir dann ein schrecklicher Verdacht: Was, wenn Felix es jetzt, da wir bei

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