Liebster Mitbewohner
gezahlt“, beendete Felix trocken den Satz.
„ Jahaa…“ Daniel betrat nun endlich ganz das Zimmer und stellte sich neben mich. Anscheinend wollte er Felix auch nicht einfach so davonkommen lassen.
Ich grinste voller Vorfreude.
„Aber?“, half Felix seinem Freund auf die Sprünge.
„Du kannst es zwar nicht wissen, aber so eine WG ist ja keine reine Zweckgemeinschaft.“
„Kommt das nicht ganz auf die WG an?“
„Hm… vielleicht. Meine ist es jedenfalls nicht.“
„Seit wann?“
„Noch nie gewesen.“
„Das stand nicht im Mietvertrag.“
„ Du hast den Mietvertrag gar nicht gesehen.“
„Ha, siehst du! Ich bin doch für dich auch nur eine Zwecklösung gewesen, damit du nicht die ganze Wohnung allein bezahlen musst! Ich habe hier schwarz gewohnt und dich schwarz bezahlt!“
„ Häh?“ Ich schüttelte verwirrt den Kopf.
„Jedenfalls wohnst du hier unter Freunden“, kam Daniel auf den Ausgangspunkt seiner Argumentation zurück. „Und das heißt, dass man gewisse Verpflichtungen neben der reinen Zahlung seines Mietanteils hat.“
„Oha, das sind ja ganz neue Töne.“ Felix verschränkte die Arme vor der Brust. „Zum Beispiel?“
„Zum Beispiel nicht einfach von einem auf den anderen Tag ausziehen“, mischte ich mich ein.
Daniel nickte zustimmend.
„Meinst ihr das jetzt ernst? Soll ich irgendwas unterschreiben, wodurch ich mich verpflichte, meinen Auszug mehrere Monate im Voraus anzukündigen?“
„Nein, dann könnte ich dich ja auch einfach in den Mietvertrag aufnehmen lassen.“ Er seufzte und wurde plötzlich ernst. „Ich will nur – und ich denke, da spreche ich auch für Maja – dass du in Zukunft im Hinterkopf behältst, dass wir nicht nur irgendwelche Fremden sind, die zufällig die Wohnung mit dir teilen.“
„Und dass du nicht mehr Hals über Kopf ausziehst“, brachte ich es als Einzige auf den Punkt.
Nun wurde auch Felix‘ Blick ernst. „Das kann ich leider nicht versprechen.“
Ich hielt den Atem an.
Auch Daniel schien verstört.
„Naja, ich kann schließlich nicht ewig hier vor mich hingammeln und von einem Kellnerjob zum nächsten wechseln, oder?“
„Aber… du bist doch gerade erst zurückgekommen.“ Meine Stimme zitterte leicht. „Wie wär ‘s, wenn du erst mal richtig zur Tür reinkommst und dir morgen Gedanken über deine ehrgeizigen Zukunftspläne machst?“
Felix zuckte mit den Achseln. „Hatte ich eigentlich auch so vor. Ihr habt ja nicht locker gelassen.“
„Also hast du schon Pläne?“, fragte Daniel neugierig und mit seiner typisch kindischen Begeisterung.
„Nicht direkt. Nur vage Vorstellungen.“
„Die du auf keinen Fall hier verwirklichen kannst, oder was?“ Ups. Das kam schnippischer raus als beabsichtigt.
Felix starrte mich wortlos an.
„Hey, wie wäre es mit einer Welcome-Back-Party?“, fragte Daniel.
„Es ist ja nicht so, dass ich nicht will, dass du deine Träume verwirklichst“, begann ich, mich zu erklären. „Im Ernst, ich war schließlich diejenige, die dir von Anfang an dazu geraten hat, zu tun, was du wirklich tun möchtest.“
Felix sagte noch immer nichts. Das übernahmen seine Augen für ihn. Kühl blickten sie auf mich herab.
„Ich sage doch nur, dass du nicht von vornherein ausschließen solltest, dass du auch hier in der Stadt was Passendes findest. Und bei deinen Freunden wohnen bleiben kannst. Das wäre doch toll, oder?“ Ich zwang mich zu einem halbwegs euphorischen Gesichtsausdruck.
„Das mit der Party ist eine gute Idee. Heute Abend?“, fragte Felix an Daniel gewandt.
„Hm, es ist schon nach fünf und außerdem Montag. An sich keine guten Erfolgsaussichten für eine Party. Ich dachte da eher an Freitag-“ Er stockte. Erst jetzt fiel mir wieder ein, dass Daniel ja seine ganz eigenen Probleme hatte. „Ja…“, nahm er den Faden wieder auf. „Freitag würde in Ordnung gehen.“
Bevor ich einwenden konnte, dass eine Party am Abend des Tages, an dem seine Freundin nach Kanada abflog, alles andere als in Ordnung war, hatte sich bereits Felix eingeschaltet. „Heute. Sei kein Spielverderber. Deine Freundin kann kommen, außerdem Majas Freundin mit ihrem neuen alten Freund.“
„Als ob die beiden heute Abend nichts besseres-“
„Und Benni wird auch hocherfreut sein, uns alle wiederzusehen.“ Seltsamerweise warf Felix bei diesen Worten mir einen alles andere als freundlichen Blick zu. „Außerdem habe ich heute Lust zu trinken.“ Wieder ein Blick in meine Richtung.
Langsam reichte
Weitere Kostenlose Bücher