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Lied der Wale

Lied der Wale

Titel: Lied der Wale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Thomas
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um nur darin zu schlafen. Michael könnte es haben. Großes Bett inbegriffen. Eigener Fernseher auch.
    Noch bevor sie in die Maschine nach Washington stieg, hatte sie alle Buchstaben durch. Und, dem Himmel sei Dank, noch zwei Monate vor sich, um auf bessere Ideen zu kommen.
    T u, was du nicht lassen kannst, aber das ist nicht akzeptabel«, sagte Geoffrey und riss ihre Kündigung in Fetzen.
    »Er wird bei mir wohnen, Geoffrey. Willst du mich wirklich hier weiter arbeiten sehen?«
    »Kündigst du etwa, um Rücksicht auf mich zu nehmen? Brauchst du nicht. Für mich ist das nur eine vorübergehende Marotte von dir, du kennst ihn kaum. Es macht mich nicht gerade glücklich, mir vorzustellen, dass du und dieser Heini ... Egal, wir reden nicht mehr darüber, aber eines sollst du wissen: Ich werd’s aussitzen, ich geb dich auf keinen Fall auf. Und weißt du, warum ich dich nicht aufgebe? Weil ich schon jetzt weiß, dass es nicht ... niemals klappen wird. Du kannst ihn nicht halten, Leah, er ist ein Abenteurer, er wird hier nicht Fuß fassen können. Wer wird ihn schon nehmen? Der gehört weit weg auf See, und genau dahin wird er bei der ersten Gelegenheit auch wieder abdüsen. Und du wirst endlich aus deiner postpubertären Romanze aufwachen, und der gute alte Geoffrey wird da sein, wie er nachTimothy da war, um dich aufzufangen. So ist das nun mal mit der Liebe, Ms Cullin, man gibt nicht auf, man kämpft weiter, auch wenn alles dafür spricht, dass da nichts mehr ist, wofür es sich zu kämpfen lohnt.«
    Sie wischte sich die Tränen ab, wollte ihm einen Kuss auf die Stirn geben, doch Geoffrey zog seinen Kopf weg.
    »Jetzt geh bitte und schreib deine verdammten Artikel, damit ich wenigstens vor der Geschäftsführung nicht wie ein Vollidiot dastehe. Machst du das?«
    »Ja«, antwortete Leah leise.
    Sie befand sich auf dem Weg hinaus, als er ihren Namen rief.
    »Lohnt es sich, Leah?«, fragte er verunsichert. »Lohnt es sich, dich weiter zu lieben?«
    Sie musste nicht antworten. Er las es ihr von den Augen ab, als sie sich ihm zuwandte, und senkte traurig den Kopf.
    M adeleine und Nick ahnten es bereits, hielten sich aber dezent zurück und stellten keine Fragen. Zur Belohnung verhalf Leah den beiden dazu, in der Redaktion eine Stufe nach oben zu fallen. Die Cape-Canaveral-Geschichte erschien nur unter ihren Namen und sorgte für Furore, danach bekamen sie auch größere Brocken, die eigentlich für Leah bestimmt gewesen waren. Denn ihre Zeit – und Geoffrey schien damit einverstanden – widmete sie ausschließlich der Wal-Serie.
    Ihre ersten drei Artikel über die selbst auferlegte Mission der »SeaSpirit« – die Markierung der Wale für die Forschung, der ständige, ungleiche Kampf gegen das Gemetzel, das Horrorszenario der Treibnetze – kamen bei den Lesern einigermaßen an, allerdings bei Weitem nicht so, wie sie es sich erhofft hatte. Der vierte Artikel, der die Brutalität der Mannschaft der »Hikari« anklagen sollte, wurde von Geoffrey gar nicht mehrangenommen. Zu polemisch, zu wenig Fakten, wem gehört das Schiff, für wen jagen sie die Wale, wo wird das Fleisch verkauft, woher wusste Leah, dass die keine Sondergenehmigung hatten, und so weiter und so weiter.
    Wegen des verkrampften Zustands, wohlgemerkt nur ihrerseits, denn Geoffrey verhielt sich so, als ob nichts Gravierendes zwischen ihnen passiert wäre, ging Leah nicht wie üblich gegen ihn auf die Barrikaden, sondern ließ ihn gewähren. Wenn er Fakten wollte, dann sollte er sie auch kriegen, denn nichts konnte Leah von ihrem Feldzug, den sie gegen die Walfänger und deren Hintermänner begonnen hatte, abhalten. Sie beschloss also, massiv in die Recherche zu gehen. Da aber für Geoffrey jetzt die »Wal-Arie«, wie er es intern bezeichnete, als endgültig abgehakt galt und er Leah zurück zum Tagesgeschäft beorderte, geschah dies ausschließlich in ihrer Freizeit.
    Michael bekam sie kaum noch zu sehen. Nach der Schule ging er zu seinen Freunden, um über die Streiche, mit denen sie der Aufsicht im Camp das Leben schwer zu machen gedachten, Kriegsrat zu halten. Danach schloss er sich in sein Zimmer ein, um sich schnell den Hausaufgaben und, merkwürdigerweise noch schneller, den Bücherbergen von Geoffrey zu widmen. Der Kleine entwickelte sich zu einer richtigen Leseratte, nicht mal seine Lieblingsserien im Fernsehen schienen ihn noch zu interessieren. Allerdings fiel ihm bald auf, dass Geoffrey sich in der Wohnung nicht mehr blicken ließ. Als er Leah

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