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Lied der Wale

Lied der Wale

Titel: Lied der Wale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Thomas
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für ihn war. Was, wenn sie sich alle irrten? Was, wenn Kazuki sie auf eine falsche Fährte gesetzt hatte und seine eigenen Motive verfolgte, welche auch immer das waren?
    »Kein Sterbenswörtchen zu irgendwem!«
    »Absolut. Solange nichts bewiesen ist. Meine Lippen sind versiegelt.«
    »Dutch Harbour. Sie brauchen Proviant, Wasser, und auch mit dem Motor scheint was nicht in Ordnung zu sein.«
    »Dutch Harbour? Die fahren doch nicht nach Europa? Gib mal einen kleinen Tipp, wo ich auf der Landkarte suchen soll.«
    Leah musste lachen. »Nein, Europa liegt nicht auf der Route. Dutch Harbour gehört zu den Aleuten, ziemlich weit westlich, Richtung Japan.«
    Nachdem sie das Gespräch beendet hatte, war sie so aufgewühlt, dass an Schlaf kaum noch zu denken war. Susan hatte recht. Susan hatte immer recht. Sie sollte auf ihre Freundin hören und Geoffrey heiraten und sich fallen lassen und seine Liebe erwidern – ohne Angst, wieder von einem Mann enttäuscht zu werden. Zum Beispiel von einem, der nicht mal merkte, dass sie keine Ohrringe trug und immer noch in denselben Kleidern steckte wie am Abend zuvor, und der sich nicht daran erinnern konnte, wie sich ihre Lippen berührt hatten. UND der deinen Vater auf dem Gewissen hat!, meldete sich die beharrlichste aller ihrer inneren Stimmen. Ja, das auch – obwohl die Wut darüber in den Hintergrund geraten war, seitdem sie seine Augen, seine Hände wieder gesehen hatte. Zum Teufel mit dir, McGregor, kannst du nicht für einen Moment aus meinem Kopf verschwinden, ich will dich hassen, hab allen Grund dazu, mach, dass du wegkommst, befahl ihm Leah, während sie auf die Matratze kippte, um wenigstens zu versuchen, ein paar Stunden entgangener Nachtruhe nachzuholen.
    E s sollte ihr nicht gegönnt sein. Kaum eingenickt, wurde sie von heftigem Klopfen geweckt, das sie befürchten ließ, man wäre ihr doch noch auf die Schliche gekommen.
    »Leah?«
    »Was gibt’s?«
    »Ich bin’s, Govind. Wenn du was Tolles sehen willst, komm mal nach oben. Nimm die Kamera mit!«
    »Okay, okay, bin gleich da«, murmelte Leah und versuchte die Müdigkeit abzuschütteln wie ein lästiges Insekt.
    Was war ihr gerade eben noch vor dem Einschlafen durch den Kopf gegangen? Dutch Harbour, richtig! Hoffentlich war es kein Fehler, Geoffrey den Namen des Hafens durchzugeben. Was, wenn er doch ... Nein, Geoffrey würde so was nicht tun.
    Nach einer kurzen Dusche ging sie zur Brücke hinauf.
    »Und ...?«, begrüßte McGregor sie.
    »Und was?«
    »Haben Sie ihn gefunden?«
    Erst jetzt begriff Leah, dass die Anspielung ihrem Ohrring galt. »Ähm, Glück gehabt. Wissen Sie, wo Govind steckt?«
    »In seinem Tempel.« Damit stapfte McGregor von dannen.
    Wie immer saß Govind vor seinen Computern, schob ihr zur Begrüßung gleich einen Stuhl hin und führte den Mauszeiger auf ein Wal-Piktogramm, das sich in unmittelbarer Nähe der »SeaSpirit« befand. Ein Textkasten erschien auf dem Bildschirm. »Jeroha« war dort zu lesen. Govind deutete auf den kleineren Monitor, der rechts neben dem großen platziert war. »Hier steht im Klartext, was sich hinter dem Symbol verbirgt.«
    Leah überflog die Daten. Bei Jeroha handelte es sich um einen weiblichen Zwergwal von zehn Metern Länge. Ihr Alter wurde auf etwa dreißig geschätzt, sie war vor kurzem erst mit einem Sender markiert worden. Unter den Basisdaten folgte eine Tabelle, in der die Ortungen genau aufgezeichnet waren.
    »Eine sehr liebe Bekannte. Gleich sind wir da. Wir hoffen, sie ist nicht alleine. Wenn wir Glück haben, sehen wir dort eine ganze Walschule«, freute sich Govind.
    »Wie kommt ihr an all die Informationen?«
    Govind erklärte, dass alle Daten, die die Sender der Wale weitergaben, von zwei Satelliten aufgefangen wurden: NOAA1 und NOAA2. Sie kreisten in 850 Kilometer Höhe um die Erde und gaben die Informationen an Bodenstationen in den USA und Frankreich weiter. Von dort waren sie per Internet mit entsprechenden Zugangscodes jederzeit abrufbar. Eigentlich war das Ganze gar nicht so revolutionär, sondern nur eine Art GPS, wie es auch in der Rentierzüchtung benutzt wurde, damit die Tiere in den riesigen Weidegebieten nicht verloren gingen.
    Auf ihre Frage, wie sie denn Zugang zu den Satelliten bekämen, erläuterte Govind, dass sie die Kapazitäten gemietet hätten – sozusagen eine edlere Version von Internet-by-call.
    Dann klickte er auf eine Tabelle, woraufhin sich auf dem noch weiter rechts gelegenen Monitor ein Fenster öffnete, in dem ein

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