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Lied des Schicksals

Lied des Schicksals

Titel: Lied des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Merice Briffa
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wünschte, ich wäre in der Lage, Sie sofort einzustellen. Um Klienten zu finden, habe ich jedoch häufig auf mein Honorar verzichtet oder mich in Naturalien bezahlen lassen. Ich bin gut versorgt mit allen möglichen Lebensmitteln, und als Gegenleistung für meine Dienste wurden auch schon Umbauten an dem Gebäude vorgenommen, in dem ich meine Kanzlei habe.
    Doch obwohl dieses System des Tauschhandels sich für mich ganz zufriedenstellend angelassen hat, gibt es mir bisher nicht die Mittel, einen Angestellten zu bezahlen. Ich möchte jedoch noch einmal meine Absicht bekräftigen, Sie einzustellen, sobald ich finanziell abgesichert bin.
    Auch wenn Darcy gehofft hatte, in naher Zukunft bei Mr Williams einsteigen zu können, zweifelte er nicht an der Aufrichtigkeit des Mannes. Er war dankbar, dass der Anwalt ihm zumindest auf andere Weise die Möglichkeit gab, seine Kenntnisse anzuwenden. Vieles von dem, was Williams ihm schrieb, teilte Darcy Boney mit. Dieser schrieb Darcy fast jede Woche und fing ebenfalls an, ihm juristische Fragen zu unterbreiten, die teilweise aus in der Zeitung erwähnten Fällen stammten, für die er eine hypothetische Lösung suchen konnte.
    Darcy führte außerdem eine regelmäßige Korrespondenz mit Louisa, die im Juli mit ihrer Mutter Riverview besuchte. Obwohl er sich freute, sie zu sehen, hatte er wenig Zeit für sie, da er den ganzen Tag auf der Farm zu tun hatte. Gelegenheit zu reden hatten sie eigentlich nur am Abend, wenn alle gemütlich vor dem Feuer im Salon saßen.
    Â»Du hast ja Midnight noch gar nicht gesehen, Louisa. Morgen arbeite ich in der Nähe des Hauses. Komm gegen neun zum Stall, dann stelle ich euch einander vor.«
    Plötzlich sah Louisa den verbleibenden Tagen ihres Besuches voller Zuversicht entgegen. Vielleicht würde sie ja von jetzt an mehr Zeit mit Darcy verbringen können.
    Auch wenn Louisa Midnight bewunderte, war sie doch froh, dass die Stalltür zwischen ihnen war. Der arrogante Stolz dieses glänzenden schwarzen Kopfes schüchterte sie ein.
    Â»Er tut dir nichts«, versicherte Darcy ihr. »Jedenfalls nicht, solange ich bei dir bin.«
    Â»Ich hätte viel zu viel Angst, allein auch nur in seine Nähe zu gehen. Ich traue Hengsten nicht.«
    Â»Wenn man sie richtig behandelt, sind sie ganz fügsam. Der Mann, dem Midnight gehört hat, bevor ich ihn gekauft habe, war offenbar gut zu ihm. Das Pferd hat mir von Anfang an gehorcht.«
    Â»Dir gehorchen alle Pferde. Früher hab ich immer beobachtet, wie du mit den Pferden auf Langsdale gearbeitet hast.«
    Â»Daran kann ich mich auch erinnern.« Er lachte sie an. »Ich erinnere mich an ein kleines Mädchen mit Zöpfen, das auf dem Zaun saß.«
    Â»Ach. Ein kleines Mädchen? Ich bin nur zwei Jahre jünger als du.« Sie legte den Kopf in den Nacken und blickte zu ihm auf. »Hältst du mich immer noch für ein kleines Mädchen?«
    Â»Du möchtest wohl ein Kompliment hören. Na gut. Du bist eine hübsche junge Frau, Louisa. Eines Tages wirst du einem Mann eine wunderbare Ehefrau sein.«
    Ich möchte dir eine wunderbare Ehefrau sein, dachte Louisa, sagte aber: »Ich habe letzte Woche einen Brief von Etty bekommen. Den zweiten, den sie mir geschrieben hat.«
    Â»Ja und?«
    Â»Ach, hast du auch einen Brief bekommen?«
    Â»Nein. Etty hat mir nie viel geschrieben.«
    Â»Das tut mir leid.«
    Â»Das braucht dir nicht leidzutun. Ich muss nicht immer alle Neuigkeiten wissen.«
    Â»Ach«, sagte Louisa erneut. Darcys Verhalten verwirrte sie. Er wollte sich anscheinend gleichgültig geben. Doch sein Schmollen sagte etwas anderes. »Soll ich dir erzählen, was Etty geschrieben hat?«
    Ein Schulterzucken, was ebenfalls Gleichgültigkeit signalisieren sollte. »Ich nehme an, sie ist jetzt berühmt.«
    Â»Etty prahlt nicht mit ihrem Erfolg. Sie schreibt, dass sie glücklich ist. Sie liebt Italien und war auch schon in Frankreich und Deutschland. Als sie mir geschrieben hat, plante ihr Opernensemble gerade, nach England zu gehen. Etty muss ein unglaublich interessantes und aufregendes Leben führen.«
    Â»Dann hat sie ja, was sie immer gewollt hat.«
    Diese wenigen Worte enthielten etwas so Endgültiges, dass Louisa nicht mehr über Etty sprach. Sie hatte alles erfahren, was sie wissen wollte. Darcys vorgespielte Gleichgültigkeit sagte ihr, dass er Etty noch immer

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