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Lied des Schicksals

Lied des Schicksals

Titel: Lied des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Merice Briffa
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einer weißen Familie adoptiert und großgezogen worden. Damit können wir das Problem umgehen. Kennen Sie den Namen Ihres leiblichen Vaters?«
    Â»Nein. Meine Mutter hat sich immer geweigert, ihn mir zu sagen. Allerdings habe ich mich oft gefragt, ob nicht mein Onkel Joshua mein Vater gewesen sein könnte. Er hat mich sehr geliebt, und außerdem trage ich den Namen Winton.«
    Â»Wo wohnt dieser Onkel?«
    Â»Er ist vor vielen Jahren gestorben, als ich noch klein war.«
    Â»Wir werden nach Möglichkeit ›Vater unbekannt‹ hinschreiben. Wenn wir unbedingt einen Namen angeben müssen, nehmen wir den Ihres Onkels.« Williams lachte. »Ein guter Anwalt kennt alle möglichen Winkelzüge. Wir erzählen ja keine Lügen. Wir lassen einfach nur unnötige Informationen weg. Sie werden der erste Mensch von Aborigine-Herkunft sein, der die Gesetze zur Diskriminierung von Aborigines überwindet.«
    Darcy dachte daran, wie man ihm sowohl eine Schulausbildung als auch ein Universitätsstudium verwehrt hatte, und fing ebenfalls an zu lachen. Boney würde das sicher als guten Scherz gegen das weiße Establishment sehen. Er würde Boney schreiben und ihm erzählen, was da im Gange war. Seiner Familie und Louisa würde er erst davon berichten, wenn er seine Zulassung in der Tasche hatte.
    Da sie nun nur noch eine Tagesreise mit der Postkutsche voneinander entfernt wohnten, schrieben sich Darcy und Louisa jede Woche. Außerdem kam Louisa ungefähr alle sechs Wochen nach Bendigo. Diese Einkaufstouren waren für Louisa nur ein Vorwand, Darcy zu besuchen.
    Agnes unterstützte diese Romanze von Herzen gern. Sie wusste, dass ihre Tochter bis über beide Ohren in Darcy verliebt war. Und auch wenn die Liebe ihrer Tochter bisher nicht erwidert wurde, so wusste Agnes doch, dass Darcy Louisa sehr gern hatte. Mit der Zeit würde er lernen, sie so zu lieben, wie ein Mann eine Frau lieben sollte. Agnes konnte sich keinen besseren Ehemann für ihre Tochter vorstellen.
    Mutter und Tochter wären sehr erfreut gewesen, hätten sie gewusst, dass Darcy allmählich anfing, ernsthaft über eine Ehe nachzudenken. Nachdem er die Freuden des Sex mit Dalkira kennengelernt hatte, war er nicht mehr in der Lage, abstinent zu bleiben. Die sechzehn Monate, die er ohne weibliche Gesellschaft auf Riverview verbracht hatte, hatten seine Selbstbeherrschung hart auf die Probe gestellt. In Bendigo gab es reichlich Prostituierte, die überaus bereit waren, ihn zufriedenzustellen. Selbst zwei seiner Klientinnen hatten geglaubt, sie könnten ihn für seinen juristischen Rat im Schlafzimmer bezahlen. Die hatte er allerdings abgewiesen.
    Als er schließlich seine offizielle Zulassung als Anwalt erhielt, hatte er es satt, Huren benutzen zu müssen. Außerdem begann er, sich in der Stadt eingesperrt zu fühlen. Er dachte mehr und mehr an die Weite und die Freiheit auf Riverview. Nun, wo er erreicht hatte, wofür er so lange und so hart gearbeitet hatte, empfand er zwar eine große Befriedigung, aber nicht die Euphorie, die er erwartet hatte. Ihm kamen allmählich Zweifel, ob er wirklich mit Leib und Seele Anwalt sein könnte.
    Sein Gewissen und seine Dankbarkeit Williams gegenüber bewogen ihn allerdings, mindestens noch ein Jahr in dessen Kanzlei zu bleiben. Doch er musste sich der Tatsache stellen, dass er einsam war. Zwar hatte er einige Bekannte in der Stadt, aber keine engen Freunde. Er brauchte eine Ehefrau, eine gute Frau, die glücklich an seiner Seite wäre, egal wo er lebte, eine Frau, die ihm bereits erklärt hatte, wie sehr ihr Riverview gefiel. Diese Frau war nicht Etty. Von ihr hatte er nur gehört, dass sie immer noch die gefragteste Sopranistin in Europa war. Und selbst diese dürftige Nachricht hatte er von Ettys Mutter.
    Anfang Dezember fragte Darcy Louisa, ob sie ihn heiraten wolle.
    Louisa war nach Bendigo gekommen, um Weihnachtsgeschenke für ihre Eltern und Geschwister zu kaufen. Darcy begleitete sie durch die Geschäfte und trug ihr die Päckchen zum Hotel. Sie brachte sie auf ihr Zimmer und setzte sich dann zu Darcy in die Teestube. Er war den ganzen Tag lang so wunderbar aufmerksam gewesen, hatte genauso viel Freude daran gehabt wie sie, für jedes Familienmitglied das richtige Geschenk auszusuchen, dass sie zögerte, ihm zu sagen, dass sie einen Brief von Etty erhalten hatte.
    Darcy durchschaute sie jedoch. »Ich glaube, du

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