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Lied des Schicksals

Lied des Schicksals

Titel: Lied des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Merice Briffa
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vergewaltigte. Louisa ist das lebende Ergebnis dieser Übeltat. Als Jenny starb, haben Agnes und Larry Louisa adoptiert. Sie glaubt, dass sie ihre wahren Eltern sind, und Du darfst ihr nie etwas anderes erzählen.
    Verstehst Du nun, Darcy? Dein Vater und Louisas Mutter waren Bruder und Schwester. Louisa und Du, Ihr seid Cousin und Cousine ersten Grades. Ihr könnt sowohl aus gesetzlichen als auch aus moralischen Gründen nicht heiraten. Ich bedaure zutiefst, dass die Taten vorheriger Generationen dieses Dilemma geschaffen haben. Alle Fragen, die Du mir noch stellen möchtest, nachdem Du diesen Brief gelesen hast, werde ich Dir gerne beantworten.
    Mit tiefster Zuneigung
    Tante Meggan
    Darcy musste den Brief mehrmals lesen, bevor er die komplizierten Beziehungen begriffen hatte. Zumindest wusste er jetzt, wer sein Vater war. Doch nun dachte er, dass es vielleicht klüger gewesen wäre, es nie erfahren zu haben. Mit Verblüffung nahm er zur Kenntnis, dass Louisa nicht die leibliche Tochter von Agnes und Larry Benedict war. Er wusste, dass Jenny Tremayne während des Eureka-Aufstands erschossen worden war, als sie sich vor Will Collins geworfen und die Kugel abbekommen hatte, die für ihn bestimmt war. Ihr Grab war auf Langsdale, und als Kinder hatten sie oft in der Nähe gespielt.
    Er hatte nicht die geringste Ahnung, wie er Louisa das erklären sollte, ohne ihr zu sagen, wer ihre Eltern waren. Ihm war absolut hundeelend, weil er wusste, wie sehr sie ihn liebte. Er brauchte einen Rat, und der einzige Mensch, der ihm seiner Meinung nach diesen Rat geben konnte, war Tante Meggan.
    Darcy erhielt eine Woche Urlaub von seiner Arbeit. Statt mit der Postkutsche zu fahren, beschloss er, auf Midnight zu reiten. Wenn er die kürzestmögliche Strecke nahm, könnte er es an einem Tag bis Langsdale schaffen. Er verließ Bendigo im grauen Licht der Morgendämmerung und ritt am frühen Abend durch das Eingangstor der Langsdale-Farm.
    Die Hofhunde kamen bellend angelaufen, als er sich dem Haus näherte. Die beiden, die er kannte, brachte er mit wenigen Worten zum Schweigen. Der dritte folgte dem Beispiel seiner Gefährten. Darcy bemerkte, wie sich die Gardine vor dem Salonfenster bewegte. Offenbar wollte jemand wissen, warum die Hunde gebellt hatten. Er wandte sich zur Seite und ritt zu den Ställen. Nach einem so langen Tag musste Midnight abgerieben und getränkt werden, bevor er sich im Haus meldete.
    Nachdem er sich um Midnight gekümmert hatte, ließ er sich noch einen Moment Zeit, um Ettys Stute Mirabelle zu tätscheln. Er fragte sich, ob das Pferd Etty vermisste. Doch Etty war nicht der Grund seines Besuchs auf Langsdale. Wegen Louisa war er gekommen. Er verließ den Stall und ging zur Küche hinüber. Mrs Clancy würde überrascht sein, ihn zu sehen.
    Sie schloss ihn in die Arme. »Das ist aber eine Überraschung, wo Miss Etty doch gerade erst gestern eingetroffen ist.«
    Der Schock traf Darcy wie ein Schlag in den Magen. »Etty? Etty ist hier?«
    Â»Sie ist gestern gekommen, genauso unangekündigt wie du, um ihre Mutter zu überraschen.«
    Â»Ist sie alleine?« Spielte das wirklich eine Rolle?
    Â»Mr Alistair hat sie begleitet. Er ist jetzt allerdings schon wieder auf dem Rückweg nach Melbourne.«
    Â»Ach so.« Er setzte sich an den Tisch. »Haben Sie vielleicht ’ne Tasse Tee für mich, Mrs Clancy?«
    Â»Möchtest du auch ’nen Happen essen? Du siehst aus, als könntest du was vertragen.«
    Â»Danke, ich hab tatsächlich Hunger. Ich bin heute Morgen in Bendigo losgeritten.«
    Â»Tatsächlich? Das ist aber eine lange Strecke für einen Tag. Deshalb bist du wohl auch zuerst in die Küche gekommen, statt gleich ins Haus zu gehen.«
    Â»Da haben Sie recht, Mrs Clancy. Zuerst musste ich mich allerdings um mein Pferd kümmern.«
    Â»Hast du Goonda immer noch?«
    Â»Ja, sie steht allerdings zu Hause in Riverview. Ich habe Midnight mit nach Bendigo genommen. Sie erinnern sich doch bestimmt an meinen schwarzen Hengst.«
    Â»Ach ja, jetzt fällt’s mir wieder ein. Dieser Skink hat versucht, ihn zu reiten, und du hast Skink vor Wut halb totgeschlagen. Ned sagt, er habe den Kerl in Ballarat und in Creswick gesehen. Er hat auf keiner anderen Farm Arbeit gekriegt, nachdem Mr Trevannick ihn fortgejagt hat. Er hat Ned geschworen, sowohl du als auch der Boss müsstet dafür zahlen, dass er keine

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