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Lied des Schicksals

Lied des Schicksals

Titel: Lied des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Merice Briffa
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drängen. Wenn du mich in diesem Ton mit ›Mutter‹ anredest, weiß ich, dass du auf stur geschaltet hast. War deine Starrköpfigkeit der Grund für euer Zerwürfnis?«
    Â»Meine Starrköpfigkeit!« Etty drehte sich wütend um. »Darcy ist derjenige, der starrköpfig ist. Er will, dass ich alles für ihn aufgebe. Er war nicht mal bereit, mir dieses eine Jahr zu gewähren, um mir meinen Traum in Europa zu erfüllen.«
    Meggan schnalzte verärgert mit der Zunge. »Wenn ich dabei gewesen wäre, hätte ich euch beide gepackt und mit den Köpfen aneinandergehauen. Ihr seid ja beide solche Dummköpfe. Sture und launische Dummköpfe. Wenn ihr euch auf einen vernünftigen Kompromiss geeinigt hättet, steckte Darcy jetzt nicht in diesem schrecklichen Dilemma.«
    Â»Was für ein Dilemma?«
    Â»Das kann ich dir nicht sagen.«
    Â»Du meinst, du willst es mir nicht sagen. Dann sage ich dir was, Mutter: Wenn du nicht so dämlich gewesen wärst, in deinem Alter noch schwanger zu werden, wäre ich überhaupt nicht nach Hause gekommen.«
    Meggan verpasste ihrer Tochter eine schallende Ohrfeige. »Wag es nicht noch einmal, so mit mir zu reden. Du magst zwar eine Diva sein, aber du bist immer noch meine Tochter. Was auch immer deine Probleme sind, Etty, du hast sie dir selber zuzuschreiben. Ich werde erst wieder mit dir reden, wenn du bereit bist, dich zu entschuldigen.«
    Meggan rauschte aus dem Zimmer und knallte die Tür hinter sich zu. Etty wandte sich wieder zum Fenster. Sie hatte die Hände an den Seiten zu Fäusten geballt, und ihre Augen füllten sich mit Tränen. Aber sie wollte nicht weinen. Sie weigerte sich zu weinen. Darcy hatte ihr schon zu viele Tränen bereitet. Doch das, was sie zu ihrer Mutter gesagt hatte, bloß weil sie erregt war, war unverzeihlich. Etty wischte sich die Tränen aus den Augen und lief zum Schlafzimmer ihrer Eltern. Dort klopfte sie leise an die Tür.
    Â»Ja?«, rief Meggan.
    Â»Ich bin’s, Etty. Darf ich hereinkommen, Mama?«
    Â»Ja.«
    Ihre Mutter saß an der Frisierkommode und war dabei, die Nadeln aus ihrem Haar zu entfernen.
    Â»Es tut mir leid, Mama. So etwas Gemeines hätte ich nicht zu dir sagen dürfen.«
    Â»Nein, das hättest du nicht. Wenn du es aufrichtig bedauerst, werde ich dir verzeihen.«
    Â»Es tut mir wirklich leid. Ich weiß ja, wie sehr du dich auf dieses Baby freust. Es wäre schrecklich, wenn einem von euch etwas geschehen würde. Ich bin doch nach Hause gekommen, um bei dir zu sein, um dir zu helfen.«
    Â»Das weiß ich, Liebes. Und ich weiß auch, dass du mir nicht hast wehtun wollen. Du hast im Zorn gesprochen, weil du unglücklich bist.«
    Sie streckte die Hand nach ihrer Tochter aus. Etty eilte zu ihr, kniete sich neben den Stuhl und legte den Kopf in den Schoß ihrer Mutter. Nun flossen die Tränen, die sie nicht hatte vergießen wollen.
    Â»Ich liebe ihn immer noch, Mama. Ich liebe ihn so sehr.«
    Ihre Mutter hielt sie fest und strich ihr über die Haare, bis sie aufhörte zu weinen. Dann legte sie beide Hände um Ettys Gesicht und wischte mit den Daumen die Tränen von den Wangen ihrer Tochter. »Du musst mit Darcy reden. Vielleicht liebt er dich ja auch immer noch.«
    Â»Ich habe Angst, Mama.«
    Â»Wovor?«
    Â»Dass Darcy nicht mit mir reden will.«
    Â»Es gibt nur eine Möglichkeit, das herauszufinden. Morgen solltest du dich mit Darcy in aller Ruhe zusammensetzen, und ihr solltet miteinander reden, ohne dass einer von euch die Beherrschung verliert.«
    Nachdem Etty ihr einen Gutenachtkuss gegeben hatte und gegangen war, saß Meggan nachdenklich da und bürstete ihre Haare. Was auch immer geschehen würde, Louisa wäre die Leidtragende. Doch vielleicht wäre es für sie weniger schmerzlich, Darcy an Etty zu verlieren, als Darcy anscheinend ohne guten Grund zu verlieren.
    Um Mitternacht war Etty es leid, sich die ganze Zeit schlaflos im Bett hin und her zu wälzen. Ihr ging viel zu viel im Kopf herum. Sie plante das Gespräch mit Darcy – was sie sagen würde – was er antworten würde – wie sie ihm antworten würde und so weiter. Auch wenn ihr klar war, dass solche Gespräche nie wie geplant verliefen, versuchte sie trotzdem immer wieder, sie sich in Gedanken auszuspinnen. Als sie die Uhr in der Diele Mitternacht schlagen hörte, warf sie die

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