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Lied des Schicksals

Lied des Schicksals

Titel: Lied des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Merice Briffa
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Darcy.«
    Darcy war nicht der Einzige, der neidisch auf Ruan war. Als dieser seiner Schwester und Louisa seine Schulbücher zeigte, war Ettys Interesse zwar nur flüchtig, doch Louisa begann eifrig, die Lehrbücher für Mathematik zu studieren. Zahlen faszinierten sie. Miss Jane hatte ihnen addieren, subtrahieren und einfache Multiplikationen beigebracht. Das alles fand Louisa so einfach, dass sie sämtliche Aufgaben im Kopf ausrechnen konnte. Auch wenn sie niemals etwas sagen würde, was Miss Jane kränken könnte, war ihr klar, dass Mathematik sehr viel mehr beinhalten musste, als Miss Jane ihnen beibringen konnte.
    In Ruans Büchern stieß sie auf Brüche, schriftliche Divisionen und Gleichungen. Völlig aus dem Häuschen war sie, als sie etwas entdeckte, was Algebra hieß und wobei Zahlen durch Buchstaben des Alphabets ersetzt wurden.
    Â»Was hast du nur für ein Glück, Ruan.«
    Dieser schnaubte verächtlich. »Was hat das denn mit Glück zu tun, wenn man Mathematik machen muss? Das ist doch absolut langweilig.«
    Â»Für dich vielleicht, aber nicht für mich. Oh, das ist alles so aufregend. Du musst mir alles beibringen, was du gelernt hast, bevor du zurück ins Internat gehst.«
    Â»Wozu willst du denn diesen ganzen Kram lernen?«, fragte Etty spöttisch. »Was soll das für einen Sinn für ein Mädchen haben? Wenn du groß bist, wirst du eh heiraten und Kinder kriegen. Da brauchst du bloß lesen, schreiben und ein bisschen rechnen zu können.«
    Â»Wie kommst du auf die Idee, dass ich bloß heiraten und Kinder kriegen will? Vielleicht werde ich ja stattdessen Mathematiklehrerin.«
    Â»Ach du meine Güte, Louisa, warum um alles in der Welt solltest ausgerechnet du Lehrerin werden wollen?«
    Â»Warum willst du denn Sängerin werden?«, erwiderte die sonst sehr ausgeglichene Louisa ungewöhnlich scharf und stellte mit Genugtuung fest, dass Etty rote Flecken auf den Wangen bekam.
    Â»Ich will nicht Sängerin werden , Louisa, ich bin bereits Sängerin. Während Ruan hinter den Schafen herrennt und du mit irgendwem verheiratet bist und Kinder großziehst, werde ich die ganze Welt bereisen. Ich werde eine noch berühmtere Sängerin werden als meine Mutter.«
    Ihren Bruder beeindruckte das nicht. »Hör doch auf damit, Etty. Mit deinem aufgeblasenen Gerede kannst du einen manchmal furchtbar nerven.«
    Etty stand übertrieben elegant auf und strich eine nicht vorhandene Falte in ihrem Rock glatt. »Und ich finde es nervig, euch beiden zuzuhören. Bestimmt gibt es irgendwas Interessantes, was ich tun kann. Amüsiert euch ruhig mit eurer langweiligen Mathematik. Ich möchte eh lieber mit Darcy zusammen sein.«
    Â»Falls Darcy mit dir zusammen sein will. Er findet dich nämlich auch nervig.« Diese Bemerkung ihres Bruders versetzte Etty einen heftigen Stich.
    Â»Das tut er nicht. Du bist gemein, Ruan Trevannick.« Mit diesen Worten stolzierte sie aus dem Zimmer. Zum Glück bekam sie nicht mit, wie sich ihr Bruder und Louisa angrinsten. Manchmal ließ sich Etty wirklich leicht hänseln. Doch sobald sie fort war, hatten die beiden sie auch schon vergessen.«
    Â»Interessierst du dich wirklich für Mathematik?« In der Schule kannte Ruan nur eine Handvoll Jungen, die sich für dieses Fach begeisterten. Er konnte kaum glauben, dass Louisa, obwohl sie immer am schnellsten die von Miss Jane gestellten Rechenaufgaben gelöst hatte, tatsächlich diesen ganzen Kram lernen wollte, den er selbst absolut langweilig fand.
    Louisa wurde nachdenklich. »Ich hab schon immer gerne Zahlen zusammengerechnet. Doch bis du mir deine Bücher gezeigt hast, habe ich nicht gewusst, dass man noch so viele andere Sachen mit Zahlen machen kann. Und das würde ich am liebsten alles lernen. Weißt du, was bei dieser Rechenaufgabe herauskommt?«
    Ruan blickte auf die Aufgabe. 15 + 6–5 + 9 = …. »Um das auszurechnen, brauch ich Papier und Bleistift.«
    Â»Fünfundzwanzig.«
    Ruan löste die Aufgabe auf einem Blatt Papier und war verblüfft. »Du hast recht. Wie bist du darauf gekommen?«
    Â»Ich hab das im Kopf ausgerechnet«, erklärte sie mit bescheidenem Stolz.
    Â»Du meinst, du kriegst das allein durch Nachdenken raus?« Er schnaubte ungläubig. »Niemand kann solche Rechenaufgaben im Kopf lösen. Du hast das zufällig richtig

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