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Lied des Schicksals

Lied des Schicksals

Titel: Lied des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Merice Briffa
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kümmern.
    Er lief über den Hof und pfiff nach seinem Pferd. Erwartungsvoll kam es ans Gatter. Er kletterte auf den Zaun, legte der Stute das Zaumzeug an, glitt auf ihren bloßen Rücken und lenkte sie zum Tor. Als er den Riegel öffnen wollte, ritt ihn plötzlich der Teufel. Er ließ die Stute auf die andere Seite der Koppel traben, streichelte ihren Hals und flüsterte ihr sanft zu. Wiehernd warf sie den Kopf zurück und richtete die Ohren nach vorn.
    Dann drückte Darcy die Knie in ihre Flanken. »Los, Mädchen!«
    Die Stute galoppierte schnurstracks auf das Tor zu, setzte in hohem Sprung darüber hinweg und landete sicher auf der anderen Seite. Dann galoppierten sie über das offene Weideland, und Darcy musste sein ganzes Können aufbieten, um sich auf ihrem Rücken zu halten. Sobald der wilde Ritt seinen Zorn abgekühlt hatte, ließ Darcy die Stute im Schritt weitergehen. Er glaubte, dass er besser reiten konnte als jeder Weiße, den er kannte.
    Vielleicht mit Ausnahme seines Onkels Josh. Onkel Josh war ein guter Reiter gewesen. Während das Pferd in seinem eigenen Tempo dahintrottete, grübelte Darcy darüber nach, wie sein Leben wohl verlaufen wäre, wenn sein Onkel nicht gestorben wäre. Höchstwahrscheinlich würden sie dann immer noch mit Oma und Opa Winton auf Riverview leben. Betrübt stellte er fest, dass er sich nur noch verschwommen an ihre Gesichter erinnern konnte, wie an das meiste aus der Zeit auf Riverview. Seine einzige wirklich klare Erinnerung war, wie er als kleines Kind vor seinem Onkel Josh im Sattel über die Ländereien geritten war.
    Nelson und Con Trevannick sahen beide Darcy über das Tor springen.
    Â»Dein Junge wird sich noch eines Tages den Hals brechen«, bemerkte Con, als er Nelson wenige Minuten später traf.
    Â»Haben Sie das auch gesehen?«, grummelte Nelson. »Gegen so viel Leichtsinn muss man etwas tun. Wenn er nach Hause kommt, kriegt er eine ordentliche Tracht Prügel. Ich weiß ja, dass Sie nichts von körperlicher Züchtigung halten, Boss, aber alles andere scheint keinen Eindruck auf den Burschen zu machen.«
    Con gab keinen Kommentar dazu ab. Nelson hatte das Recht, seinen Sohn zu bestrafen, wenn er es für angebracht hielt. Er wechselte das Thema. »Ich hab Boniface aus Ihrem Haus kommen sehen.«
    Â»Ja, er war bei uns. Er möchte Darcy Fernunterricht erteilen. Er hat vorgeschlagen, ihm per Post Lektionen zu schicken. Darcy könnte dann die Aufgaben bearbeiten und zurückschicken. Jane und ich würden gerne wissen, was Sie von dieser Idee halten. Uns ist das angebliche Motiv dieses Mannes nicht ganz geheuer.«
    Con Trevannick dachte einen Augenblick nach. »Beabsichtigt Mr Boniface, ein Honorar für diesen Unterricht zu verlangen?«
    Â»Nein, Boss. Er will Darcy als Beispiel dafür benutzen, dass man auch Aborigines etwas beibringen kann.«
    Der Zynismus entging Con nicht. »Ah, ich verstehe. Sie wollen also wissen, was ich vom Motiv des Mannes halte, Nelson?«
    Â»Darcy will diesen Fernunterricht unbedingt. Wir hätten damit auch eigentlich kein Problem. Aber wir sind absolut dagegen, dass dieser Mann Darcy für seine eigenen Zwecke benutzt.«
    Â»Boniface kommt mir nicht vor wie jemand, der andere zu seinem Vorteil übers Ohr haut. Was verspricht er sich denn davon, dass er Darcy unterrichtet?«
    Â»Er hat erwähnt, dass er einen Aufsatz über die Intelligenz der dunkelhäutigen Rassen schreiben will. Er möchte beweisen, dass Intelligenz nichts mit Hautfarbe zu tun hat. Ich muss zugeben, dass mir diese Absicht vollkommen aufrichtig erscheint.«
    Â»Wenn der Mann nichts weiter vorhat, als einen Aufsatz zu schreiben, dann bin ich der Meinung, dass Sie Darcy zuliebe sein Angebot annehmen sollten. Ich habe noch nie einen Jungen erlebt, der so begierig ist, seinen Kopf mit Wissen vollzustopfen. Ich rede mit Boniface. Und ich stimme vollkommen mit Ihnen überein, dass Darcy in keiner Weise ausgenutzt werden darf.«
    Â»Danke, Boss.« Nelson fing plötzlich an zu lachen. Con sah ihn fragend an.
    Â»Mir kam nur gerade der Gedanke, dass Sie nun vielleicht ein noch größeres Problem mit Ruan haben werden. Wenn er erfährt, dass Darcy Fernunterricht bekommt, wird er nicht mehr zurück ins Internat wollen.«
    Con verzog das Gesicht. »Ich wünschte, Ruan hätte nur halb so viel Interesse am Lernen wie

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