Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lied des Schicksals

Lied des Schicksals

Titel: Lied des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Merice Briffa
Vom Netzwerk:
Lehrer.«
    Â»Na schön, ich frag ihn. Bis später, Louisa.«
    Er traf Boney, als der gerade auf das Fuhrwerk der Farm klettern wollte, um neben Larry Benedict auf dem Kutschbock Platz zu nehmen. »Wohin fährst du, Onkel Larry?«
    Â»Ich muss in Creswick Umzäunungsdraht abholen und nehme Mr Boniface mit, um ihm die Goldgräberstätten zu zeigen.«
    Â»Kann ich mitkommen?«
    Â»Klar, wenn deine Eltern damit einverstanden sind.«
    Â»Die haben bestimmt nichts dagegen.« Er sah eins der Aborigine-Hausmädchen in der Nähe der Küche. »Hey, Ruby«, rief er. »Sag der Missus, dass ich mit Mr Benedict mitfahre.« Dann sprang er hinten auf den Wagen und setzte sich auf die Ladefläche, die Ellbogen auf eine Seitenwand gestützt. »Was halten Sie bisher von Langsdale, Mr Boniface?«
    Â»Es ist alles äußerst interessant, Ruan. Ich genieße meinen Aufenthalt hier sehr.«
    Â»Würden Sie gern in einer Gegend wie dieser leben, Mr Boniface? Ich meine draußen im Busch?«
    Â»Ich habe mein Leben lang in Städten mit vielen Menschen gewohnt, Ruan, doch ich glaube, ich würde gerne im ›Busch‹ leben, wie ihr hier die Natur nennt. Ich habe schon viel über die endlosen Weiten Australiens gelesen. Doch hierherzukommen und diese unermessliche Weite aus erster Hand zu erleben ist unvergleichlich. Ich beginne allmählich zu verstehen, warum du dich in der Schule eingeengt fühlst, Ruan.«
    Ruan machte ein zerknirschtes Gesicht. »Die Schule ist die meiste Zeit schon ganz in Ordnung, Sir. Allerdings würde ich lieber zu Hause bleiben. Wäre es nicht möglich, dass ich ebenfalls Fernunterricht bekomme?«
    Mr Boniface musterte seinen Schüler forschend. »Möglich wäre das schon, wenn auch nicht unbedingt zweckmäßig, da du ja zur Schule gehen kannst. Auch wenn die Lektionen, die ich Darcy schicke, sein Wissen vermehren, wird er bei Weitem keine so umfassende Schulbildung erhalten wie du.«
    In diesem Moment wurde Ruan klar, dass Boney ihn nicht bei seinem Versuch unterstützen würde, eine Möglichkeit zu finden, nicht zurück ins Internat zu müssen. Also beschloss er, Boney stattdessen von Louisas mathematischem Talent zu erzählen.
    Â»Ist das das kleine blonde Mädchen in deinem Alter?«
    Ruan nickte. »Louisa ist Onkel Larrys Tochter.«
    Â»Unsere Älteste«, stellte Larry klar.
    Â»Du sagst, sie kann Rechenaufgaben im Kopf lösen?«, vergewisserte sich Boniface bei Ruan.
    Â»Ja, Sir. In Miss Janes Unterricht war Louisa immer die Beste im Rechnen. Sie hat mir erzählt, dass sie sich unheimlich gern mit Zahlen beschäftigt. Sie möchte sogar Algebra lernen.«
    Â»Du meine Güte, das ist ja wirklich faszinierend. Da gibt es hier doch tatsächlich einen zwölfjährigen Aborigine-Jungen und ein zehnjähriges Mädchen, die beide klug sind und begierig, ihre geistigen Fähigkeiten zu nutzen. Das muss an der Luft in Langsdale liegen.«
    Dieser plumpe Versuch, witzig zu sein, kam bei Ruan nicht an. »Miss Jane ist eine gute Lehrerin«, antwortete er ganz ernsthaft. »Sie hat uns immer ermutigt, selbst zu denken und nicht einfach auswendig zu lernen.«
    Â»Miss Jane ist eine ganz ungewöhnliche Frau.«
    In diesem Moment brachte Larry Benedict, der sich leicht amüsiert Ruans Loblied auf Louisas geistige Fähigkeiten angehört hatte, das Fuhrwerk mit einem deftigen Fluch zum Stehen. Boneys Augenbrauen verschwanden sofort schockiert unter seinem Haar. Ruan bemühte sich, keine Miene zu verziehen. Sein Vater sah es nicht gern, wenn seine Männer in irgendeiner Form fluchten, besonders wenn Kinder oder Frauen in der Nähe waren. Dennoch hatte sich Ruan, genau wie Darcy, bereits ein umfangreiches Repertoire an Schimpfwörtern angeeignet.
    Â»Was ist los, Onkel Larry?«, fragte er.
    Â»Sieh mal da drüben.« Larry deutete mit dem Kopf ein Stück nach rechts, während er die Leinen vorne am Wagen festband.
    Ruan drehte sich um, um sehen zu können, was los war. »Oh-oh, das wird Pa gar nicht gefallen.«
    Â»Ist das Schaf da drüben mit einem Speer getötet worden?«, fragte Boney ängstlich und fasziniert zugleich. Ruan musste schon wieder die Lippen zusammenbeißen, um nicht zu grinsen.
    Â»Ja, schon das zweite diese Woche.« Larry sprang vom Kutschbock, und Ruan schwang sich behände über die Seitenwand des

Weitere Kostenlose Bücher