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Lied des Schicksals

Lied des Schicksals

Titel: Lied des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Merice Briffa
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er. »Wir sollten noch nicht einmal sprechen. Wir sollten unseren Atem schonen.«
    Beide wussten, dass das Feuer über ihnen tobte. Das furchterregende Tosen, mit dem es seine zerstörerische Kraft entfaltete, veranlasste sie, sich nur noch enger aneinanderzuschmiegen, um Trost beieinander zu finden. Falls sie überlebten, würden sie sich immer daran erinnern, wie nahe sie sich in dieser gefährlichen Situation gekommen waren. Und obwohl sie ihre Gedanken nicht aussprachen, durchlebten beide die Erinnerungen an die Jahre, in denen sie zusammen aufgewachsen waren. Etty dachte, wenn sie schon sterben müsste, erstickt von dem Rauch, den sie selbst durch die nasse Decke roch, dann würde sie zumindest in Darcys Armen sterben.
    Es kam ihnen so vor, als lägen sie schon eine Ewigkeit im Dunkeln unter der nassen Wolldecke. Irgendwann, als sie längst jedes Zeitgefühl verloren hatten, regte sich Darcy und löste Etty sanft aus seinen Armen.
    Â»Ich sehe mal draußen nach.«
    Etty, die unter der Decke blieb, beobachtete, wie er aus ihrem Unterschlupf kroch und aufstand. Dann konnte sie sehen, wie sich seine Füße bewegten, während er sich nach allen Seiten umschaute.
    Â»Das Feuer ist weg«, rief er ihr zu. »Es ist über die Schlucht gesprungen und bewegt sich von uns fort. Wir sind in Sicherheit.«
    Nun kroch auch Etty aus der Höhle. Darcy half ihr auf die Beine und schloss sie in die Arme. »Unsere Stunde war noch nicht gekommen, Etty.«
    Sie betrachtete sein rußverschmiertes Gesicht und fragte sich, ob ihres wohl genauso aussah. Ihre Augen brannten. Darcys Augen sahen ebenfalls rot und entzündet aus. Er berührte sanft Ettys Wange und sah sie dabei zärtlich an.
    Â»Hast du geweint, Etty?«
    Â»Ja. Ich habe geglaubt, wir würden sterben. Es tut mir leid.«
    Â»Das braucht dir nicht leidzutun. Ich habe auch ein paar Tränen vergossen.«
    Einige Sekunden standen sie eng umschlungen da, dann begann auch Etty sich in der Schlucht umzusehen.
    Â»Wie sollen wir hier rauskommen?«, fragte sie, den Blick nach oben gerichtet. Rauchfahnen zeigten an, dass einige der umgestürzten Bäume dort immer noch schwelten. »Der Boden wird viel zu heiß sein, um da oben entlangzugehen.«
    Â»Wir nehmen den Weg durch die Schlucht und hoffen, dass sie bis ins Tal hinunter führt. Wenn wir nicht vor Einbruch der Dunkelheit in Creswick sind, werden sich viele Leute Sorgen machen.«
    Doch das war bereits jetzt der Fall.
    Larry Benedict war auf dem Dach des Scherschuppens und nagelte gerade ein loses Eisenblech fest, da sah er in der Ferne den Rauch und das Glimmen des Buschfeuers.
    Â»Wohin wollten die Kinder reiten?«, rief er Nelson nach unten zu.
    Â»In die Berge jenseits von Creswick. Warum?«
    Â»Da hinten brennt es. Und so wie es aussieht, ist es eine ziemlich breite Feuerfront.«
    Im Nu stand Nelson oben auf der Leiter, um sich selbst ein Urteil über die Lage zu bilden. »Herrgott!«, fluchte er. »Hoffentlich sind sie rechtzeitig umgekehrt.«
    Â»Yeah.« Larry runzelte nachdenklich die Stirn. »Ich weiß nicht, wie du das siehst, aber ich möchte auf jeden Fall nach Creswick. Irgendwer dort wird wissen, in welche Richtung die Kinder geritten sind.«
    Â»Ich sag dem Boss Bescheid.«
    Nelson rannte über den Hof zum Wollschuppen, wo er sehr wahrscheinlich Con Trevannick finden würde. Sobald Larrys Füße den Boden berührten, lief er zur Pferdekoppel und rief nach Ned Clancy, dem Hilfsarbeiter der Farm, er möge ihm helfen, zwei Pferde einzufangen und zu satteln. Das Pferd vom Boss stand im Stall.
    Als er hörte, was los war, bestand Ned darauf mitzukommen. »Verdammt«, sagte er, »ich kenne diese Kinder alle von klein an. Wenn ihr nach ihnen sucht, will ich dabei sein.«
    Mit grimmigen Gesichtern galoppierten die vier Männer über die nur wenige Meilen lange Straße nach Creswick. Das Feuer war anscheinend nicht mehr näher an das Dorf herangekommen. Auf der Hauptstraße drängten sich Männer, Frauen und Kinder, die zutiefst besorgt zu der Feuerwand hinüberblickten und sich fragten, was wohl passieren würde, wenn sich der Wind plötzlich in ihre Richtung drehte.
    Für diesen Fall wurden bereits Vorkehrungen getroffen. Jeder verfügbare Eimer oder sonstige Behälter wurde mit Wasser aus dem Fluss gefüllt. Leinensäcke und Segeltuchstücke wurden um

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