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Lied des Schicksals

Lied des Schicksals

Titel: Lied des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Merice Briffa
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uns hier aus«, sagte Darcy. »Wir sind jetzt in Sicherheit.«
    Etty nickte und hoffte, dass sie die Kraft finden würde, nach ihrer Rast wieder aufzustehen und weiterzugehen. Sie legte sich ins Gras und merkte nicht mal, dass sie sofort eingeschlafen war, bis Darcy sie an der Schulter rüttelte. Als sie aufwachte, war sie völlig orientierungslos. Sie hatte von Adelaide geträumt und wusste einen Moment lang nicht, wo sie war. Doch noch bevor Darcy sprach, fiel ihr alles wieder ein.
    Â»Wir müssen los, Etty. Die Sonne geht bald unter.«
    Bevor sie sich auf den Weg machten, tranken sie noch einmal aus dem Tümpel. Nun kamen sie besser voran, weil die Schlucht allmählich breiter wurde, bis sie nur noch eine leicht abschüssige Senke war. Mittlerweile waren sie wieder von Wald umgeben. Darcy suchte stets den leichtesten Weg bergab zwischen den Bäumen und dem Unterholz hindurch. Im Westen hatte sich der Himmel leuchtend orange verfärbt. Durch den vielen Rauch in der Luft schien der Himmel eine kräftigere und sattere Farbe zu haben als normalerweise. Etty war jedoch zu müde, um die Pracht würdigen zu können, sondern betrachtete den Sonnenuntergang mit wachsender Nervosität. Je mehr die Farbe vom Himmel verschwand, desto unruhiger wurde sie. In ungefähr einer Stunde würde es völlig dunkel sein. Wie sollten sie dann ihren Weg durch den Busch finden?
    Sie sagte nichts davon zu Darcy, weil sie spürte, dass er genauso beunruhigt war wie sie. Einmal glaubte sie, in der Ferne ein Licht zu sehen. Wenn das Licht aus Creswick kam, hatten sie noch einen weiten Weg vor sich. Und obwohl der Himmel über den Wipfeln der Bäume noch ein wenig hell war, wurde es zwischen den Bäumen rasch dunkler. Immer dunkler, bis Etty nur noch ungefähr einen Meter weit sehen konnte. Da griff sie nach Darcys Hand, weil sie Angst hatte, ihn im Dunkeln zu verlieren.
    Dann hatten sie plötzlich den Wald hinter sich gelassen und standen auf einer Straße – einer richtigen Straße, nicht nur einem seit Langem nicht mehr genutztem Pfad. Und diese Straße musste nach Creswick führen. Die Lichter der Siedlung waren als schwaches Leuchten am Himmel zu sehen.
    Darcy drückte Etty an sich. »Wir haben es geschafft, Etty. Auf dieser Straße werden wir gehen können, auch wenn uns nur die Sterne leuchten.«
    Â»Was glaubst du, wie weit es noch ist?«
    Â»Ungefähr zwei Meilen.« Er blickte zu der Feuerfront in der Ferne, die in der Dunkelheit der Nacht rot leuchtete. »Gott sei Dank ist das Feuer nicht in diese Richtung gekommen. Ein Brand von dieser Größe hätte Creswick völlig zerstört.«
    Etty starrte ebenfalls zu der Feuerfront hinauf. »Ich hoffe, dass ich in meinem ganzen Leben nie wieder ein Buschfeuer sehe.«
    Â»Das hoffe ich auch.«
    Darcy hielt sie weiter an der Hand, um sie zu stützen, falls sie stolperte, doch Etty stellte fest, dass ihre Augen sich rasch an die Dunkelheit gewöhnten. Um sich von ihrer Müdigkeit abzulenken, begannen sie sich zu erzählen, was sie das ganze Jahr über gemacht hatten. Darcy berichtete Etty von seinem Traum, Jura zu studieren, und Etty erzählte, wie sehr sie sich danach sehnte, in den berühmtesten Opernhäusern der Welt zu singen.
    Keiner erwähnte die Worte der Liebe, die ausgesprochen worden waren, als ihr Leben in Gefahr war. Sie waren beide erst sechzehn Jahre alt und hatten noch viele Pläne.
    Â»Wer ist Alistair?«, fragte Darcy.
    Â»Alistair?« Etty hatte ihn nicht erwähnt, als sie Darcy eben von Adelaide erzählte. Aus Gründen, die ihr selbst nicht klar waren, hatte sie mit Darcy nicht über ihren Klavierbegleiter reden wollen.
    Â»Du hast gestern mit Louisa über ihn gesprochen.«
    Â»Ach ja. Ich hab mich gefragt, woher du seinen Namen kennst. Alistair ist Pianist. Er spielt in meinen Gesangsstunden. Wenn ich einmal auftrete, wird er mein Begleiter sein.«
    Â»Ist er jung?«
    Â»Er ist zweiundzwanzig.«
    Darcy grummelte irgendwas vor sich hin.
    Â»Bist du etwa eifersüchtig?«, fragte Etty, die es insgeheim freute, dass er eifersüchtig sein könnte.
    Â»Nein, bloß neugierig.« Er nahm wieder ihre Hand und drückte sie. »Du solltest besser keinen Mann angucken außer mich.«
    Sie gingen weiter und schwangen dabei die Hände, an denen sie sich gefasst hatten. Etty begann das Lied zu singen, das ihre Mutter

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