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Lied des Schicksals

Lied des Schicksals

Titel: Lied des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Merice Briffa
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»Wir haben ein gutes Leben auf Langsdale, Darcy. Ich hätte nichts dagegen, den Rest meines Lebens hier zu verbringen. Wusstest du schon, dass Onkel Con mir zeigen will, wie man die Geschäftsbücher der Farm führt? Wenn ich gelernt habe, wie das geht, werde ich die gesamte Buchführung hier übernehmen.«
    Â»Das hast du mir schon erzählt. Und ich weiß ja auch, wie sehr du Zahlen magst.«
    Â»Das tue ich. Papa sagt, bei mir muss irgendein Vorfahr wieder durchkommen, da sich keins von meinen Geschwistern auch nur ein bisschen für Mathematik interessiert.«
    Darcy trat gegen einen Stein. »Vielleicht kommen bei mir ja auch meine Vorfahren zu sehr durch, und ich sollte besser ein Stammesaborigine werden.«
    Louisa zuckte zusammen und nahm ihre Hand von Darcys Arm. »Darcy! Wie kannst du nur so etwas sagen? Das Leben in einem Stamm würde dir überhaupt nicht gefallen, besonders nach dem Leben, das du bisher geführt hast.«
    Â»Und was hat mir das gebracht?«, erwiderte Darcy mit einer Bitterkeit, die Louisa im Herzen wehtat. »Ich werde niemals von den Weißen als Ihresgleichen angesehen werden. Auch wenn mein leiblicher Vater weiß war, sehen die Weißen bei mir immer nur die schwarze Hälfte.«
    Â»Das ist nicht wahr. Nicht alle sind so borniert. Die meisten Leute hier im Bezirk respektieren Nelson und deine Mutter.«
    Â»Die meisten Leute möchten auf gutem Fuß mit den Trevannicks stehen«, sagte er spöttisch.
    Â»Du hörst mir nicht zu, Darcy. Das Wichtigste ist, was für ein Mensch du bist, und nicht deine Hautfarbe. Jeder im Distrikt weiß, dass du ein guter Mensch bist.«
    Â»Ach ja. So was hab ich die Leute auch schon über Nelson sagen gehört. ›Er ist ein guter Kerl für einen Mischling.‹ Was hat so eine Auffassung mit Respekt zu tun? Ich werde es dir sagen. Da gibt es keinen Respekt.«
    Â»Wenn man ein gutes Zuhause hat mit einer Familie und Freunden, die einen lieben, spielt es dann eine Rolle, was der Rest der Welt denkt?«
    Â»Doch, das tut es. Ich möchte wer sein, nicht bloß der clevere Mischling auf Langsdale.« Er tat einen tiefen Seufzer. »Ich wünschte, ich wäre mehr so wie du. Du bist zufrieden mit dem Leben, wie es ist, und willst nicht mehr.«
    Bloß dass sie durchaus mehr wollte. Sie wollte, dass Darcy sich in sie verliebte. Sie hatten immer gut miteinander reden können, waren allerbeste Freunde. Nun, wo Etty weit weg war, hoffte sie, dass Darcy allmählich mehr in ihr sehen würde als eine Freundin.
    Die nächsten Wochen waren für alle auf Langsdale schwierig. Obwohl jeder Darcy gern ein paar tröstende Worte gesagt hätte, machte das Schneckenhaus, in das er sich offenkundig zurückgezogen hatte, diese Worte unmöglich. Tagsüber arbeitete Darcy, abends aß er schweigsam mit seiner Mutter, nachts verschmähte er die Bequemlichkeit eines Bettes und schlief stattdessen unter freiem Himmel.
    Jane ließ ihn gewähren, weil sie wusste, dass Darcy die Verbundenheit mit der Natur suchte, um seine Probleme zu verarbeiten. Sie wünschte nur, sie würde die Gedanken kennen, die ihrem Sohn durch den Kopf gingen. Sie litt genauso sehr wie er, weil sie absolut nichts tun konnte, um ihm zu helfen. Sie hoffte nur, dass die Zeit schnell vergehen würde, bis Nelson wiederkam.
    Als Nelson schließlich zurück war, gelang es ihm ebenso wenig wie allen anderen, Darcy dazu zu bringen, über seine Enttäuschung zu reden.
    Â»Der Junge muss eine Weile von hier fort«, sagte er zu Con Trevannick. »Ich würde ihn ja irgendwo hinschicken, wenn mich sein Gemütszustand nicht so beunruhigen würde. Seine Mutter ist außer sich vor Sorge.«
    Â»Wir alle machen uns Sorgen um ihn, Nelson. Im Nachhinein betrachtet wäre es wohl besser gewesen, wenn man nie zugelassen hätte, dass er sich irgendwelche Illusionen bezüglich der Universität machte.«
    Â»Das sehe ich auch so, und ich muss zugeben, dass Jane und ich von Anfang an Bedenken bei dieser ganzen Sache hatten. Doch Darcy wollte nicht auf uns hören. Er hat einen ziemlich starken Willen, wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hat.«
    Â»Wir müssen Darcy dazu kriegen, dass er sich mit etwas anderem beschäftigt. Ich bin ganz Ihrer Meinung, dass es dem Jungen guttun würde, wenn er eine Weile von Langsdale wegkäme. Ich möchte Ihnen einen Vorschlag

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