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Liegen lernen

Liegen lernen

Titel: Liegen lernen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Goosen
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mal anrufen.« Mücke nahm einen tiefen Schluck Bier.
    »Mit alles?« fragte der dicke Türke und deutete auf das Angebot seiner beleuchteten Auslage.
    »Mit alles«, sagte Mücke. »Und schön scharf machen.«
    »Soße auch?«
    »Ich hab doch gesagt mit alles.«
    »Meins bitte nicht ganz so scharf!« sagte ich.
    »Nich so scharf?« fragte der Türke und grinste breit.
    »Ja, ein bißchen schon«, sagte ich, »aber nicht so richtig. Also schon richtig, aber nicht so superscharf.«
    »Meins kann ruhig superscharf sein!« sagte Mücke.
    »Eins scharf, eins nich?« fragte der Türke und sah uns an.
    »Genau«, sagte ich.
    Nach dem Essen setzten wir uns in eine Kneipe ein paar Meter weiter und tranken weiter Bier. Mücke hatte inzwischen jemanden angerufen und ihn nach Britta gefragt, und dieser jemand hatte uns den Tip gegeben, mal auf einer bestimmten Party vorbeizuschauen, denn er habe gehört, Britta wolle dort auch hingehen. Aber bis dahin hatten wir noch Zeit.
    Wir erzählten uns, was wir so getrieben hatten in den letzten Jahren, und wie nicht anders zu erwarten, interessierte sich Mücke vor allem für die Frauen, denen ich begegnet war. Nach dem dritten Bier wurde er deutlicher.
    »Mann, einundvierzig? Nicht schlecht. So eine Alte hatte ich noch nie. Erzähl mir was von ihren Titten.«
    »Was soll ich da erzählen. Sie hat welche.«
    »Ja, aber was für welche. Ich meine, schlabbern die schon um die Knie herum, oder was. Ich meine, die Mutter ist einundvierzig, da läuft doch schon einiges aus dem Ruder.«
    »Da fällt mir ein«, sagte ich, »daß diese Carola mit dem Namen Mücke gar nichts anfangen konnte, als sie mir die Tür aufmachte.«
    »Naja«, sagte Mücke, »die kennen mich hier nur unter meinem richtigen Namen.«
    »Bist du zu alt geworden für deinen Spitznamen?«
    »Mag sein.«
    »Wie soll ich dich nennen. Mircea? Oder Kuwelko?«
    »Nein, bei dir ist es okay. Früher war Mücke okay. Heute ist es irgendwie Scheiße. Hört sich nach Kindheit an.« Er bestellte noch zwei Bier. 
     
    Drei Nächte lang gingen wir auf Partys, ohne Britta zu finden. Es waren merkwürdige Partys. Es waren nicht einfach Zusammenkünfte in einer Wohnung oder in einem Keller, es standen nicht einfach ein paar Flaschen in der Ecke, und der Rest spielte sich auf Matratzen ab, die auf dem Boden lagen. Nein, jede Party wollte etwas Besonderes sein.
    Eine fand statt in einem alten unterirdischen Bunker. Die Musik dröhnte so laut, daß der Mörtel aus den Fugen rieselte. Es gab kein echtes Partylicht. Irgendwer hatte einfach ein paar Scheinwerfer aufgestellt und ein paar Quadratmeter waren zur Tanzfläche erklärt worden. Die Leute sahen alle ziemlich abgerissen aus. Das Bier wurde aus Flaschen getrunken, der Schnaps auch. Es gab Tequila und Weinbrand und Whiskey, verschiedene Sorten. Alle schienen ein bißchen was mitgebracht zu haben. Mücke und ich blieben ein paar Stunden, dann gingen wir wieder, ohne mit jemandem geredet zu haben.
    Ein anderes Mal gingen wir in ein altes Obst-und-Gemüse-Geschäft. Zur Straße hin eine verdreckte Schaufensterscheibe. Merkwürdigerweise lief nur sehr langsame Musik, die aber besonders laut. Ein langhaariger Schwarzer verkaufte Bier für eine Mark die Flasche. Im hinteren Teil war die alte Angestelltentoilette. Als ich da mal hin mußte, war besetzt. Ich wartete fast zehn Minuten, dann kamen ein Junge und ein Mädchen heraus, beide vielleicht Anfang Zwanzig. Ich fragte mich, ob sie gefickt hatten. Anders hätte man das in diesem engen Kabuff auch nicht nennen können. Aber ich fand keine Anzeichen dafür. Allerdings zeigte der Raum deutliche Spuren der Benutzung, ohne daß man die Art genau spezifizieren konnte. Das war alles ziemlich deprimierend. Ich war noch mit der Vorstellung aufgewachsen, daß eine Party Spaß machen sollte. Ich war von gestern. Ich war gar nicht scharf darauf, Britta an so einem Ort wiederzusehen.
    Mücke telefonierte und redete mit vielen Leuten. Man konnte den Eindruck gewinnen, er wolle etwas gutmachen. Dann sagte er, er habe mit jemandem gesprochen, der sagte, er wisse genau, auf welcher Party sie in der nächsten Nacht auftauchen würde.
    Als wir auf der Party ankamen, waren wir schon einigermaßen hinüber.
    Die Party war in einer alten Fabrik und fand auf zwei Etagen statt. Wie es aussah, waren es eigentlich mehrere Partys, denn es gab mindestens drei unterschiedliche Stellen, an denen Musik aufgelegt wurde, in einigen Ecken standen Bierkästen aufgestapelt und

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