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Life - Richards, K: Life - Life

Titel: Life - Richards, K: Life - Life Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Richards
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Strategie ist eher, abzuwarten und dadurch eine gewisse Spannung zu erzeugen. Bis irgendwer den ersten Schritt macht. Entweder kommt die Botschaft bei ihr an, oder sie kommt nicht an. Aber ich konnte nie den ersten Schritt machen. Ich wusste, wie ich mich unter Frauen zu verhalten hatte, schließlich hatte ich jede Menge Cousinen. Ich fühle mich sehr wohl in ihrer Gesellschaft. Und wenn sie interessiert sind, machen sie auch den ersten Schritt. Meiner Erfahrung nach.
    Anita machte also den ersten Schritt. Ich konnte einfach nicht das Mädchen eines Freundes anbaggern, selbst wenn aus ihm ein Arschloch geworden war. Das ist der Sir Galahad in mir. Anita war wunderschön. Wir fühlten uns immer mehr zueinander hingezogen, und plötzlich, ohne ihren Macker, hatte sie den Mumm, das Eis zu brechen und zu sagen: Ach was, scheiß drauf! Auf dem Rücksitz des Bentley, irgendwo zwischen Barcelona und Valencia, schauten wir uns an, die Spannung war zum Greifen nah, und das Nächste, woran ich mich erinnere, ist, dass Anita mir einen blies. Die Spannung löste sich sofort. Uff! Und dann waren wir zusammen. Man macht da nicht viele Worte, wenn so was passiert. Ohne dass man darüber reden müsste, spürt man einfach große Erleichterung darüber, dass sich etwas geklärt hat.
    Es war Februar. In Spanien war schon Frühling. Auf der Fahrt durch England und Frankreich war es noch winterlich frisch gewesen.
Doch dann überquerten wir die Pyrenäen, und schon eine halbe Stunde später war Frühling. Und als wir in Valencia ankamen, war es Sommer. Ich kann mich noch immer an den Geruch der Orangenbäume in Valencia erinnern. Wenn man es zum ersten Mal mit Anita Pallenberg treibt, dann erinnert man sich auch daran. In unserem Hotel in Valencia checkten wir als Graf und Gräfin Zigenpuss ein. In jener Nacht liebten Anita und ich uns zum ersten Mal. Von Algeciras, wo wir uns als Graf und Gräfin Castiglione einschrieben, setzten wir samt Auto mit der Fähre nach Tanger über und quartierten uns im El Minzah Hotel ein. In Tanger lebten Robert Fraser, Bill Burroughs, dessen Freund und Cut-up-Künstlerkollege Brion Gysin - noch so ein hipper Privatschulenjunge - und Bill Willis, Innenausstatter von Exilantenpalästen. Im Hotel erwartete uns ein Stapel Telegramme von Brian mit der Order an Anita, ihn abzuholen. Aber wir flogen nicht hin; außer in die Kasbah von Tanger gingen wir nirgendwohin. Eine Woche lang tschacka, tschacka, tschacka . Wir rammelten wie die Karnickel, aber gleichzeitig fragten wir uns, wie wir mit der Situation umgehen sollten. Wir rechneten damit, dass Brian nach Tanger kommen würde. Schließlich hatten wir ihn nur zurückgelassen, damit er sich behandeln lassen konnte. Ich weiß noch, dass wir beide versuchten höflich zu sein, wenn auch nur aus gegenseitiger Rücksichtnahme. »Wenn Brian nach Tanger kommt, dann tun wir das und das.« - »Los, wir rufen ihn an und fragen, wie es ihm geht.« Und gleichzeitig war das das Letzte, was uns durch den Kopf ging. Tatsächlich dachten wir:« O Gott, Brian kommt nach Tanger, und dann geht das verdammte Versteckspiel los.« - »Ja, hoffentlich kratzt er ab.« Plötzlich hängt alles an Anita: Ist sie mit ihm oder mit mir zusammen? Wir begriffen, dass wir eine unkontrollierbare Situation geschaffen hatten, eine, die vielleicht die Existenz der ganzen Band bedrohte. Wir einigten uns daher auf einen strategischen
Rückzug. Anita wollte Brian nicht im Stich lassen. Sie wollte keine Trennung, keine Tränen. Sie machte sich Sorgen wegen der Auswirkungen auf die Band, dass sich das zu der Geschichte vom großen Verrat auswachsen und alles zerstören könnte.
    I just can’t be seen with you …
It’s too dangerous, baby …
I just can’t be, yes, I got to chill this thing with you.
(»Can’t Be Seen«)
    Wir besuchten Achmed, einen legendären Haschisch-Dealer jener frühen Drogentage, den Anita bei ihrer vorigen Reise mit Chrissie Gibbs kennengelernt hatte, einen kleinen Marokkaner. Er war mit einem Tonkrug auf der Schulter vor ihnen hergegangen, hatte sich immer wieder nach ihnen umgeschaut und sie durch die Medina geführt, den Hügel hinauf Richtung Minzah Hotel, bevor er dann die Tür zu einem winzigen Laden öffnete, der bis auf eine Schachtel mit ein paar marokkanischen Schmuckstücken und jeder Menge Haschisch vollkommen leer war.
    Es war eines der kleinen einstöckigen Geschäfte, die sich an der rechten Seite der vom Minzah herunterführenden Treppe befanden, die

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