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Life - Richards, K: Life - Life

Titel: Life - Richards, K: Life - Life Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Richards
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Marianne waren selbst auf Acid und hatten die Nacht zuvor durchgemacht. Als sie schließlich in Tanger ankamen, sorgte laut Anita ein Vorfall vor Achmeds Laden dafür, dass alle in Panik ausbrachen. Mariannes Sari (das einzige Kleidungsstück, das sie für die Reise mitgenommen hatte) dröselte sich irgendwie auf, worauf sie plötzlich mitten in der Kasbah nackt dastand. Besonders Brian rastete aus, von Angstattacken getrieben rannte er ins Minzah Hotel zurück. Dort lagen sie dann alle auf Strohmatten zusammengekauert in den Fluren und kämpften mit ihren Halluzinationen. Kein guter Start für Brians Genesungsprozess.
    Alle zusammen fuhren wir anschließend nach Marrakesch, wo Mick auf Marianne wartete. Beaton strich um uns herum. Er bewunderte unsere Frühstücks-Arrangements und meinen »prachtvollen Oberkörper«. Beaton war wie hypnotisiert von Mick (»Die dünnen konkaven Linien von Micks Körper, seine Arme und Beine, faszinierten mich …«).
    In Marrakesch muss Brian etwas von der neuen Konstellation geahnt haben, obwohl Tom Keylock, der als Einziger von Anita und mir wusste, ihm sicher nichts gesagt hatte. Wir taten so, als würden wir uns kaum kennen. »Ja, Brian, die Fahrt war toll. Alles bestens. Haben uns die Kasbah angeschaut. Valencia war herrlich.« Die fast unerträgliche Spannung wurde von Michael Cooper in einer seiner entlarvendsten Aufnahmen festgehalten (siehe Kapitelanfang). Ein Foto, das einen im Rückblick frösteln lässt, das letzte Bild, auf dem Anita, Brian und ich zusammen zu sehen sind. Von dem Bild geht eine Spannung aus, die immer noch spürbar ist - Anita starrt in die Kamera, Brian, mit einem Joint in der Hand, und ich schauen grimmig in verschiedene Richtungen. Cecil machte ein Foto von Mick, Brian und mir: Brian, das Uher-Tonbandgerät in der Hand, mit Ringen unter den Augen, bösartig und traurig. Kein Wunder,
dass wir kaum oder überhaupt keine Musik gemacht haben. Ich kann mich nicht erinnern, dass Mick und ich in Marokko irgendetwas zusammen gespielt oder komponiert hätten. Und das kam damals nicht oft vor. Wir waren zu beschäftigt.
    Es war offensichtlich, dass Brian und Anita am Ende ihrer Kräfte waren. Sie hatten sich gegenseitig die Schädel eingeschlagen. Es hatte keinen Sinn mehr. Eigentlich habe ich nie verstanden, worum es eigentlich ging. Wenn ich Brian gewesen wäre, hätte ich mich ein bisschen mehr ins Zeug gelegt und versucht, sie zu halten. Aber sie war ein zähes Mädchen. Sie war es, die aus mir einen Mann gemacht hat, keine Frage. Sie hatte fast ausschließlich stürmische, gewalttätige Beziehungen. Brian und sie hatten sich permanent gestritten. Sie war abgehauen, kreischend, in Tränen aufgelöst, und er hinter ihr her. Sie hatte sich schon so daran gewöhnt, es war geradezu normal. Es ist schwierig, sich aus solch destruktiven Beziehungen zu lösen, einen Weg zu finden, wie man sie beendet.
    Und im Hotel Es Saadi in Marrakesch geht die gleiche Scheiße sofort wieder von vorne los. Brian versucht die nächsten fünfzehn Runden mit Anita einzuläuten. Egal, was er zwischen mir und Anita vermutete, er reagierte mit mehr Gewalt. Und wieder mal bricht er sich zwei Rippen oder einen Finger oder sonst was. Und ich schaue und höre zu. Brian unterschrieb praktisch gerade seine Scheidungspapiere und machte den Weg frei für Anita und mich. Die Nichteinmischungsstrategie hatte keinen Sinn mehr. Wir sitzen in Marrakesch fest, das ist die Frau, die ich liebe, und ich soll auf sie verzichten wegen irgendeiner Abmachung? All meine Pläne, die Beziehung zu Brian wieder zu kitten, gingen gnadenlos den Bach runter. In der Verfassung, in der Brian war, hatte es keinen Sinn, noch irgendetwas zu kitten. Ich hatte mein Bestes getan, aber jetzt war die Lage einfach nicht mehr akzeptabel.

    Dann, eines Tages, schleifte Brian zwei tätowierte Nutten - zwei »wirklich behaarte Mädchen«, wie Anita sich erinnert - in sein Zimmer und versuchte, Anita vor ihren Augen zu demütigen. Er hatte vorher Platten voller Essen auf sein Zimmer bestellt und fing nun an, Anita mit Essen zu bombardieren. Das war der Augenblick, als sie in mein Zimmer flüchtete.
    Ich dachte, Anita wollte abhauen, und wenn ich ihr irgendeinen Plan präsentieren könnte, dann würde sie mitmachen. Wieder rang ich mit Sir Galahad. Ich wollte sie zurück, ich wollte da raus. Ich sagte: »Du bist nicht nach Marrakesch gekommen, um dir Vorwürfe zu machen, weil du deinen Alten derart vermöbelst, dass er mit

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