Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Life - Richards, K: Life - Life

Titel: Life - Richards, K: Life - Life Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Richards
Vom Netzwerk:
hatte wirklich besseres Koks als die Mafia. Ein Südstaatenjunge, ruhig, sehr warmherzig,
und ständig unter Drogen. Seine Familiengeschichte war tragisch, jede Menge Louisianamoos und southern gothic im Stil von Mitternacht im Garten von Gut und Böse .
    In jener Nacht bei Fraser redeten wir über Südafrika. »Wenn ich hier in England erzähle, dass wir nach Südafrika fahren, ernte ich von den Leuten eiskalte Blicke. Was soll das?«, fragte Gram. Er hatte noch nie was von Apartheid gehört. Er war das erste Mal außerhalb der USA. Als ich ihm dann von der Apartheid erzählte und den Sanktionen und dass niemand hinfährt, weil die Leute da nicht gerade freundlich behandelt werden, fragte er: »Wie in Mississippi?« Und: »Na, dann ist drauf geschissen.« Noch in derselben Nacht stieg er bei den Byrds aus, die am nächsten Tag nach Südafrika weiterflogen. Ich schlug ihm vor, in England zu bleiben, und so lebte er die nächsten Monate bei uns, den ganzen Sommer 1968, die meiste Zeit in Redlands. Bereits nach ein, zwei Tagen hatte ich das Gefühl, ihn schon ewig zu kennen. Was hätten wir alles zusammen auf die Beine stellen können, wenn wir uns schon früher begegnet wären. Eines Abends saßen wir zusammen, und fünf Tage später saßen wir immer noch da und redeten und schwelgten in alten Zeiten, die gerade mal fünf Tage her waren. Und wir machten pausenlos Musik. Hockten am Klavier oder spielten Gitarre und arbeiteten uns durch das gesamte Country-Songbook. Dazu ein bisschen Blues und obendrauf noch ein paar eigene Ideen. Gram führte mich in die Country-Music ein - wie sie funktionierte, den Unterschied zwischen dem Bakersfield- und dem Nashville-Style. Er spielte mir alles auf dem Klavier vor - Merle Haggard, »Sing Me Back Home«, George Jones, Hank Williams. Gram brachte mir das Klavierspielen bei, und ich fing an, auf dem Klavier Songs zu schreiben. Das meiste von dem, was er mir in Sachen Country beibrachte, habe ich nie vergessen, weshalb ich auch ohne Probleme ein Duett mit George Jones aufnehmen kann. Ich weiß,
ich hatte einen guten Lehrer auf dem Gebiet. Gram war mein Freund, und ich wünschte, er wäre es noch länger gewesen. Es kommt nicht oft vor, dass zwei Typen auf Cold Turkey nebeneinander im Bett liegen und trotzdem gut miteinander klarkommen. Aber dazu später.
    Von all den Musikern, die ich persönlich kannte, hatten zwei die gleiche Einstellung zur Musik wie ich: John Lennon und Gram Parsons. Otis Redding, den ich nie getroffen habe, gehört auch dazu. Wir alle sind der Meinung: In welche Schublade dich die Musikindustrie auch stecken will, es spielt keine Rolle, denn das ist nur ein Verkaufsargument, ein Werkzeug, um dich leichter an den Mann zu bringen. Sie wollen dich in ein Raster pressen, das es ihnen erleichtert rauszufinden, wer sich verkauft und wer nicht. Aber Gram und John waren ausschließlich Musiker, sie liebten nur die Musik. Dann wurden sie ins große Haifischbecken der Musikindustrie geworfen. Wenn das passiert, macht man das Spiel entweder mit, oder man kämpft dagegen an. Manche checken nicht mal, was da mit ihnen passiert. Gram war ein einzigartiger Mann. Er hatte nie einen großen Hit. Bloß ein paar Platten, die sich anständig verkauften, aber nichts Aufsehenerregendes. Doch sein Einfluss ist heute größer denn je. Ohne Gram Parsons hätte es keinen Waylon Jennings, hätte es das ganze Outlaw Movement in der Country-Music nicht gegeben. Er hat ihnen einen neuen Weg gewiesen und gezeigt, dass Country nicht nur eine engstirnige Sache für Rednecks sein muss. Und das im Alleingang. Natürlich war er kein Kreuzritter oder so. Er liebte einfach die Country-Music - aber nicht die Industrie, die sie beherrschte, und er war der Meinung, dass sie nicht auf Nashville fixiert sein sollte. Die Musik ist größer als das, sie sollte jeden berühren.
    Gram schrieb erstklassige Songs. »A Song for You«, »Hickory Wind«, »Thousand Dollar Wedding«. Er hatte sagenhafte Ideen.
Er konnte Songs schreiben, die gleich um die Ecke auf dich lauerten, die dich ansprangen, die dir einen Schauer über den Rücken jagten. »Ich habe einen Song über einen Typen geschrieben, der Autos baut.« Und dann hat er dir den Song vorgespielt - »The New Soft Shoe«. Ein Song über Errett Lobban Cord, den Schöpfer des wunderschönen Cord-Automobils, hergestellt in seiner eigenen Fabrik, die vom Triumvirat Ford, Chrysler und General Motors gezielt ruiniert wurde. Gram war ein Geschichtenerzähler, und

Weitere Kostenlose Bücher