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Life - Richards, K: Life - Life

Titel: Life - Richards, K: Life - Life Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Richards
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verfügte Siegi - und folglich auch Freddie, der wiederum mit Sinatra und Marilyn Monroe bekannt war - über äußerst wertvolle Verbindungen. Ich weiß von mindestens zwei Gelegenheiten, wo ihm diese Kontakte sehr zugutekamen. Einmal an einem New Yorker Flughafen, als Freddie wegen ein bisschen Stoff in seinem Koffer verhaftet werden sollte. Sie wollten ihn verknacken, ließen es dann aber doch bleiben, und die ganze Sache war vergessen. Das andere Mal war auf der No-Security-Tour von 1999, als er in Las Vegas wegen Drogenbesitzes verhaftet wurde. Das ganze Programm, ab in die Zelle und so weiter. Aber Freddie machte einen Anruf - Jim Callaghan, mein damaliger Mann fürs Grobe, kann es bezeugen -, und drei Stunden später hielt er ein Entschuldigungsschreiben aus dem Büro des Bürgermeisters in der Hand. Den Stoff und sein Geld kriegte er auch zurück.
    Als wir uns kennenlernten, betrieb Freddie ein Haarverlängerungscenter in New York, zweifellos inspiriert durch sein eigenes eingewobenes Kunsthaar. Seine bevorzugten Drogen waren Kokain und Quaaludes, er kam immer an erstklassigen Stoff ran. In Miami kam er auf die Geschäftsidee, Fettleibigkeit mit Appetitzüglern und Quaaludes zu behandeln, ein raffinierter Plan, aus dem das Miami Venom Institute wurde, das sich der Heilung von degenerativen
Krankheiten mit Schlangengift verschrieben hatte - bis die FDA den Laden dichtmachte, und Freddie das Geschäft nach Jamaika umsiedelte, wo er es sich gründlich mit der Regierung verdarb. Freddie besaß eigene Apotheken und hatte Ärzte an der Hand, die, strategisch günstig über New York verteilt, Rezepte für diese Apotheken ausstellten. Er übernahm eine Büroartikelfirma, stattete irgendeinen alten frustrierten Arzt mit einem Rezeptblock aus, und bald strömten wöchentlich Medikamente im Wert von 20 000 Dollar durch Freddies verschiedene Unternehmen. Am Handel mit »Entspannungsdrogen« beteiligte er sich nie, aber seinen Freunden half er gerne, wo er schon mal die Gelegenheit dazu hatte. Er wollte nicht, so meinte er, dass sie auf der Straße kaufen mussten. Das machte ihn glücklich: zur Freude eines anderen beziehungsweise zum Wohle des Rock’n’Roll generell beizutragen.
    Freddie trug die fürchterlichsten Klamotten. Ein Freizeitanzug, die Hosenbeine in Cowboystiefel gesteckt. »Was sagst du dazu? Ziemlich cool, was?« Oder ein beschissenes Seidenjackett, dazu enge Hüfthosen, aus denen sein dicker, fetter Arsch quoll. Ein schier unfassbar schlechter Geschmack, die polnische Vorstellung von Mode. Seine Freundinnen zogen ihn absichtlich lächerlich an, um am Schluss zu sagen: »Du siehst klasse aus!« Ein brauner Nudie-Anzug, kombiniert mit einem Hawaiihemd und Cowboystiefeln, die Hosenbeine selbstverständlich reingesteckt, auf dem Kopf eine Melone. Freddie war das scheißegal, denn er wusste, was da lief. In der Lobby jagte er immer hinter jungen Mädchen und Groupies her; er konnte wirklich abstoßend sein, richtig eklig. Einmal hatte er drei ziemlich minderjährig aussehende Mädels auf dem Zimmer. »Raus mit denen, Freddie. Das lassen wir mal besser bleiben, Kumpel.«
    In Chicago feierten wir eine große Party auf meinem Zimmer, mit haufenweise Groupies, die alle Freddie angeschleppt hatte.
Zwölf Stunden hingen sie jetzt schon bei mir rum, und mir reichte es langsam. Haut ab, sagte ich immer wieder, aber sie hörten mir einfach nicht zu. Ich brauchte meine Ruhe, aber keinen schien das irgendwie zu jucken. Verpisst euch, verdammte Sche iße! Fünf Minuten lang ging das so. Und dann - bumm! Ich schoss ein Loch in den Boden. Da Ronnie und Krissie, die das Zimmer unter mir bewohnten, auch mitfeierten, wusste ich, dass ich da unten niemanden abknallen würde. Plötzlich, ratzfatz, leerte sich das Zimmer in einer Staubwolke aus Röcken und BHs. Aber das wirklich Erstaunliche kam erst danach, als ich die Knarre durchlud und auf die Sicherheitsleute oder gleich auf die Cops wartete - und überhaupt nichts passierte! Dauernd gingen Pistolen in Hotelzimmern los, und kein einziges Mal tauchte irgendwer auf. Darauf konnte man sich verlassen, zumindest in Amerika. Zugegeben, damals ballerte ich ein bisschen zu viel um mich, aber ich war eben nicht ganz bei mir. Als ich clean war, hörte ich damit auf.
    Freddie war nicht sonderlich beliebt; bei unserem Management war er regelrecht verhasst. »Der hat einen schlechten Einfluss auf Keith.« Leute wie unser Manager Peter Rudge und unser Anwalt Bill Carter betrachteten ihn

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