Life - Richards, K: Life - Life
ich mir jetzt schon Würstchen mit Kartoffelbrei, doch erst vor kurzem habe ich von einer Frau im Fernsehen erfahren, dass man die Würstchen in die kalte Pfanne geben sollte. Also nicht vorheizen, denn das verschreckt die kleinen Dinger. Daher auch der Name der Würstchen: Bangers . Man muss ganz behutsam vorgehen, angefangen mit der kalten Pfanne. Dann heißt es abwarten, einen Drink in der Hand. Und tatsächlich, es funktioniert. Die Würstchen verschrumpeln nicht, sondern bleiben schön prall. Alles reine Geduldssache. Kochen ist überhaupt Geduldsache. Auch für die Goats Head Soup habe ich mir viel Zeit gelassen.
Hier also mein Rezept für Würstchen mit Kartoffelbrei (Bangers and Mash):
1. Erst mal braucht man einen Metzger, der frische Würstchen verkauft.
2. Zwiebeln und Speck anbraten und würzen.
3. Die Kartoffeln zum Kochen bringen, einen Schuss Essig, ein paar gehackte Zwiebeln und Salz dazugeben (je nach Geschmack würzen). Dann noch ein paar Erbsen rein (und, sofern erwünscht, ein paar geschnippelte Karotten). Langsam nimmt die Sache Form an.
4. Die Würstchen bei niedriger Temperatur in die Pfanne mit dem Speck-Zwiebel-Gemisch schmeißen und dann braten (oder man macht es wie die Frau im Fernsehen und gibt sie in die kalte Pfanne, in dem Fall kommen Speck und Zwiebeln später dazu; natürlich kann man die Würste auch grillen oder kochen). Dann schaukelt man die kleinen Scheißer ein bisschen hin und her und dreht sie alle paar Minuten um.
5. Kartoffeln und Co. pürieren.
6. Inzwischen sind die Würstchen (soweit möglich) fettfrei.
7. Sauce? Ganz nach Wunsch.
8. HP Sauce. Welche Sorte man eben mag.
Die besten Spiegeleier mit Pommes, die man sich vorstellen kann, hat mein Großvater Gus gemacht. Daran arbeite ich bis heute. Auch der Shepherd’s Pie ist eine ewige künstlerische Herausforderung. Noch niemandem ist es gelungen, den endgültigen, vollkommenen Shepherd’s Pie herzustellen. Jeder Einzelne ist ein Unikat. Mein Vorgehen hat sich über die Jahre weiterentwickelt. Grundlage ist stets hochwertiges Hackfleisch mit ein paar Erbsen und Karotten, doch es gibt einen Trick, den mir mein ehemaliger Aufpasser Joe Seabrook - Gott segne ihn, denn er weilt nicht mehr unter uns - beigebracht hat: Bevor man die Kartoffeln auf dem Hackfleisch verteilt, muss man neue Zwiebeln schneiden, denn die angebratenen Zwiebeln sind ausgelaugt. Und wie Recht er damit hatte! Frische Zwiebeln verleihen dem Shepherd’s Pie das gewisse je ne sais quoi … Denkt beim nächsten Mal dran, Leute.
Tony King, der für die Stones und Mick seit unseren Anfängen in den Sechzigern hin und wieder Öffentlichkeitsarbeit gemacht hat, berichtet vom letzten Mal, als sich jemand über meinen Sheperd’s Pie hergemacht hat, ohne vorher zu fragen.
Tony King: Als wir mit der Steel-Wheels-Tour in Toronto waren, wurde ein Shepherd’s Pie in die Lounge geliefert, und die Sicherheitsleute ließen es sich schmecken. Dann kam Keith und stellte fest, dass die Kruste angeschnitten war. Sofort wollte er die Namen aller Leute wissen, die von dem Pie gegessen hatten. Jo Wood rannte durch die Gegend und fragte überall: »Hast du von dem Shepherd’s Pie gegessen?«, und natürlich waren alle vollkommen unschuldig, bis auf die Typen von der Security, die so viel gegessen hatten, dass sie es wirklich schlecht hätten leugnen können. Ich behauptete auch, von nichts zu wissen, obwohl ich selbst ein Stück genommen hatte. Keith erklärte: »Ich gehe nicht auf die Bühne, ehe nicht ein frischer Shepherd’s Pie hier ist.« Also mussten wir einen neuen Shepherd’s Pie zubereiten und liefern lassen, und ich musste zu Mick gehen und sagen: »Die Show wird sich verspäten, weil Keith erst rausgehen will, wenn er seinen Shepherd’s Pie hat.« - »Das meinst du jetzt nicht ernst«, sagte Mick. »Todernst«, entgegnete ich. Backstage kam es dann zu unglaublichen Szenen. Einer sagte ins Walkie-Talkie: »Der Shepherd’s Pie hat das Gebäude betreten!« Das Ding wurde durch die Lounge getragen und in Keiths Garderobe abgeliefert, selbstverständlich mit HP Sauce. Keith steckte bloß ein Messer rein und marschierte auf die Bühne, ohne einen einzigen Happen gegessen zu haben. Er wollte nur die Kruste anschneiden. Seitdem bekommt er immer einen eigenen Sheperd’s Pie in die Garderobe geliefert, damit er sich keine Sorgen machen muss.
Auf Tour bin ich bekannt für meine eiserne Regel: Niemand rührt meinen Shepherd’s Pie an! Halt dich von der
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