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Life - Richards, K: Life - Life

Titel: Life - Richards, K: Life - Life Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Richards
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Mannschaft zu schmieden - noch so eine Parallele zu den Rolling Stones.
    Irgendein historisches Werk habe ich immer zu lesen. Nelsons Zeit und der Zweite Weltkrieg sind ganz vorne mit dabei, aber die
alten Römer haben es mir auch angetan, dazu ein bisschen britisches Kolonialzeug, The Great Game von Peter Hopkirk und so weiter. Diese Werke bewahre ich in meiner Bibliothek auf, einem hübschen Raum mit dunklen Holzregalen bis unter die Decke. Hier verkrieche ich mich besonders gerne, und hier habe ich mir einmal jede Menge Ärger eingebrockt.
    Heute will mir keiner glauben, dass ich damals tatsächlich nach einem Anatomiebuch von Leonardo da Vinci gesucht habe. Es ist ein ziemlich großes Buch, und die großen Bücher stehen ganz oben auf dem obersten Regalbrett. Also holte ich mir die Leiter und kletterte rauf. Die Regalbretter werden von kleinen Stiften gehalten, und da oben stehen ein paar richtige Schwarten. Ich berührte das letzte Regalbrett, ein Stift löste sich, und sofort krachte mir der ganze Scheiß auf den Kopf, lauter dicke Schinken. Bamm! Ich fiel runter, knallte mit dem Kopf auf den Tisch und war ausgeknockt. Keine Ahnung, wann ich wieder aufwachte, vielleicht eine halbe Stunde später. Auf jeden Fall tat es weh, richtig weh, und um mich herum lag ein Haufen fetter Wälzer. Normalerweise hätte ich über die Ironie der Situation gelacht, aber dafür schmerzte es leider zu sehr. »Du wolltest dich doch über Anatomie informieren …« Jedenfalls kroch ich irgendwie die Treppe hoch, schnappte nach Luft und dachte mir, jetzt leg ich mich erst mal zu meiner Frau, und morgen sehen wir weiter. Am Morgen war es noch schlimmer. »Was ist los?«, fragte Patti. »Bin nur gestürzt. Schon okay.« Immerhin atmete ich noch. Erst nach drei Tagen gestand ich ihr: »Liebling, ich sollte doch mal zum Arzt.« Und ich war wirklich alles andere als okay: Ich hatte ein Loch in dem einen Lungenflügel. Unsere Europa-Tournee, die im Mai 1998 in Berlin losgehen sollte, musste um einen Monat verschoben werden. So was passiert mir normalerweise nicht.

    Ein Jahr später brachte ich dasselbe noch einmal zustande. Kurz nach unserer Ankunft in Saint Thomas auf den Jungferninseln, ich hatte gerade etwas Sonnenöl aufgetragen, sprang ich leichtfüßig auf einen Tonkrug, um einen Blick über den Zaun zu werfen - und das Öl wurde mir zum Verhängnis. Ich rutschte ab. Krach, zack! Glücklicherweise hatte meine Frau etwas Percodan dabei, und so schluckte ich einfach einen Haufen Schmerzmittel. Einen Monat später musste ich zum Arzt. Vor einer Tour muss man sich komplett durchchecken lassen, inklusive Laufbandtests und was weiß ich noch alles. Am Schluss wurde ich geröntgt, und da hieß es: »Übrigens haben Sie sich drei Rippen angebrochen und den rechten Lungenflügel perforiert. Aber egal, ist mittlerweile eh verheilt.«
     
    Zu Hause koche ich für mich selbst, und zwar in der Regel Würstchen mit Kartoffelbrei (Rezept folgt). Den Kartoffelbrei variiere ich für gewöhnlich etwas. Ansonsten stehen andere englische Grundnahrungsmittel auf der Speisekarte. Meistens esse ich allein und zu ziemlich merkwürdigen Zeiten, was mit dem vielen Touren zu tun hat, bei denen man immer dann isst, wenn niemand sonst isst. Ich esse, wenn mir danach ist - sehr, sehr ungewöhnlich in unserer Kultur. Aber kurz vor dem Auftritt sollte man nichts essen, und danach muss man erst mal ein, zwei Stunden abwarten, bis der Adrenalinschub nachlässt, und dann ist es meistens drei Uhr morgens.
    Man muss reinhauen, wenn man hungrig ist. Von klein auf werden wir zu exakt drei Mahlzeiten am Tag erzogen - eine Vorstellung von korrekten Essgewohnheiten, die unmittelbar aus den Fabriken der industriellen Revolution stammt. Davor wäre man gar nicht auf die Idee gekommen, früher aß man ab und zu ein bisschen was; aber nein, sie mussten alles vereinheitlichen. »Das Essen
ist fertig!« Dafür ist die Schule in Wahrheit da: Es geht nicht um Geografie, Geschichte oder Mathe, es geht darum, die Kinder zu guten Fabrikarbeitern zu erziehen. Wenn die Glocke läutet, gibt’s Essen; genauso läuft es im Büro oder beim Premierminister. Aber man tut sich wirklich keinen Gefallen, wenn man sich alles auf einmal reinstopft. Ein Bissen hier, ein Happen dort, alle paar Stunden eine kleine Mahlzeit, damit kann der menschliche Körper viel besser umgehen. Stattdessen schaufeln wir uns binnen einer Stunde einen ganzen Haufen Müll in den Rachen.
    Mein ganzes Leben lang mache

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