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LIGEIA - Ein erotischer Horrorthriller (German Edition)

LIGEIA - Ein erotischer Horrorthriller (German Edition)

Titel: LIGEIA - Ein erotischer Horrorthriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Everson
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mehr konnte er erkennen. Und was er sah, war … in der Tat so etwas wie ein Bett – zerknitterte Seidenstoffe fielen unter ihm herab und bedeckten seine Beine bis zur Taille. Ein Stück weit entfernt erstreckte sich eine dunkle Wand aus Holzplanken, die in eine Decke aus gleichermaßen dunklem, zerfressenem Astwerk mündete.
    Alles schien dunkel zu sein, in die tiefsten Abgründe der Nacht entführt. Evan bemühte sich, weitere Einzelheiten des Raumes zu erfassen, in dem er aufgewacht war, doch waren die hölzernen Planken der Wand und die um seine Beine geschlungenen Laken das Einzige, was er zu sehen vermochte. Und … Ligeias Beine, wie er bemerkte.
    Neben ihm, verborgen in der Düsternis, folgte er der Rundung eines bleichen Schenkels über den Schwung der Taille und die Wölbung der Brust hinauf zu ihrem schmalen, beinahe aristokratischen Gesicht.
    Ihre Augen waren geschlossen, aber sie war es. Und zwar so, wie er sie vor gar nicht allzu langer Zeit in seinem eigenen Bett wahrgenommen hatte. Ohne den Zauber und die Vollkommenheit, die sie sonst umgaben. Ihre Nase und ihr Gesicht wirkten schmal, ihr Bauch war von zwar winzigen, aber deutlich sichtbaren Schnittwunden übersät, Narben, womöglich aus Kämpfen, über die er lieber nichts Näheres erfahren wollte.
    Evan folgte den Linien auf ihrem Bauch aufwärts zur leichten Wölbung ihres Busens. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht, als er an die runden üppigen Formen dachte, die er in den vergangenen ein, zwei Monaten so häufig geküsst hatte. Im Augenblick allerdings kam es ihm nicht mehr ganz so verlockend vor. Die Haut an ihrem Hals wirkte im Grunde nicht alt, eher wettergegerbt. Er entsann sich, wie vollkommen ihr Teint gewirkt hatte – so glatt und sahnig weiß. Doch wie er so hier in dieser seltsamen Schlafstätte neben ihr lag und sie musterte, erkannte er, dass sie all dies nicht war.
    Er streckte die Hand aus, um ihre Wange zu berühren, und sah die Härchen auf seinem Arm wie in einem Windkanal zurückweichen. Dennoch spürte er nichts. Schwerfällig bewegte sich sein Arm durch …
    Die Erkenntnis traf ihn wie ein Kanonenschlag. Als er an Ligeia vorbeiblickte und die alte hölzerne Koje an der Wand hängen sah, fiel ihm die merkwürdig verschwommene Sicht auf. Er befand sich hier keineswegs in Ligeias Wohnung, in der womöglich ein eifersüchtiger Ehemann vor der Tür lauerte. Nein, er befand sich in ihrem tatsächlichen Heim – einem Zuhause, das nicht ganz zufällig unter Wasser lag.
    Wie war es möglich, dass er sich hier aufhalten konnte, ohne zu ersticken? Evans Augen weiteten sich, als er begriff. Vor lauter Panik drohte sein Herz wie ein Maschinengewehr loszuhämmern. Er öffnete den Mund, um nach Luft zu schnappen, spürte jedoch nur kaltes Wasser eindringen und zwang sich dazu, ihn sofort wieder zu schließen. Trotzdem konnte er atmen, während er neben ihr lag, und das an einem Ort, an dem eigentlich kein Mensch zu atmen vermochte.
    Er hielt sich unter Wasser auf. Allein schon der Gedanke jagte etwas durch Evans Nerven, das sich verdammt nach Eis anfühlte, nur viel, viel kälter. Er war vor Angst wie gelähmt.
    Wasser. Überall um ihn herum. Für eine Sekunde gelang es ihm, sich erfolgreich einzureden, dass er halluzinierte; sie hatte ihm irgendeine Droge untergejubelt, und jetzt glaubte er aufgrund der Trägheit und der verschwommenen Schemen, sich am Meeresboden aufzuhalten. Das würde auch die Traumsequenz erklären, dachte er bei sich, und ihre Stimme direkt in seinem Kopf. Evan streckte den Arm aus und versuchte, die Hand durch die »Luft« sausen zu lassen, doch sein Versuch einer vernünftigen Erklärung löste sich in Nichts auf. Es war eindeutig keine Luft, und er stand auch nicht unter Drogen. Auf gar keinen Fall.
    Langsam, ganz vorsichtig rutschte er unter den verhedderten, algenfleckigen Decken hervor, unter denen Ligeia eingenickt war, und schaute sich um. Evan folgte dem schwachen Licht des hoch über den Wellen tanzenden Mondes, das von außen hereinsickerte. Jede Bewegung fühlte sich sonderbar an, als wate er durch Schaum. Alles setzte ihm Widerstand entgegen, dennoch konnte er ihn überwinden. Als er durch den Türrahmen am gegenüberliegenden Ende des Raumes schlüpfte, schlief Ligeia immer noch. Behutsam setzte er auf dem von Matsch durchtränkten Boden einen Fuß vor den anderen, um sie nicht aufzuwecken. Evan war nicht so naiv zu glauben, dass sie ihn gehen lassen würde. Nachdem er letzte Nacht beinahe

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