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LIGEIA - Ein erotischer Horrorthriller (German Edition)

LIGEIA - Ein erotischer Horrorthriller (German Edition)

Titel: LIGEIA - Ein erotischer Horrorthriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Everson
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Crew. Beim ersten Mord hatte er weggesehen, beim zweiten ebenfalls. Er hatte ihr sogar Schützenhilfe geleistet, als sie begann, seine Leute aufzufressen. Aber er hätte niemals geglaubt, dass sie alle in den Tod reißen würde. Selbst Travers oder Reg. Der Gedanke daran machte ihn stinksauer, jagte ihm aber zugleich Angst ein. Eine Frau, die es mit Reg aufnehmen konnte … war keine Frau.
    Buckley wich zurück, verließ den Laderaum und ging an den leeren Kojen vorbei durch die Mannschaftsunterkunft. Jensen und Cauldry würden sich nie wieder gegenseitig tote Fische unters Kopfkissen stopfen.
    Vor seiner Kajüte blieb er stehen und vergewisserte sich, dass sich außer dem Toten niemand darin befand. Während seines Erkundungsspaziergangs nach achtern war das gefährliche Weibsstück nicht heimlich hineingeschlüpft, um auf ihn zu warten. Buckley zog die Tür hinter sich zu und setzte lautlos seinen Weg fort.
    Das Schiff trotzte Wind und Wellen. Alle paar Schritte blieb der Kapitän stehen und hielt sich an der Wand fest, bis die alte Lady sich wieder beruhigte. Er durchquerte die Kombüse und spähte in die Schatten, die in den Ecken lauerten. Keine Spur von ihr. Keine Spur von irgendjemandem. Buckley ging weiter den schmalen Gang entlang. Er kannte diese Planken in- und auswendig. Seit unzähligen Jahren nahm er diesen Weg Tag für Tag. In diesem Augenblick kam ihm sein Schiff allerdings wie ein Fremdkörper vor. Eher mörderisch und unberechenbar statt wie der sichere Schoß einer Mutter. In den verborgenen Tiefen lauerte etwas auf ihn. Etwas Grausames.
    Er öffnete die Tür zu einer Abstellkammer und fand darin nichts als zusammengerollte Taue. Unter Deck gab es herzlich wenige Orte, an denen man sich verstecken konnte, und er hatte fast alle kontrolliert. Buckley duckte sich unter einem Balken hindurch und betrat den kleineren Frachtraum am Bug des Schiffes. Er rechnete nicht damit, dass es Ligeia hierhergezogen hatte; es war lediglich eine kleine Kammer, die sich vom Kiel bis zur dreieckigen Spitze vorn am Oberdeck erstreckte. Sie eignete sich nicht sonderlich gut dazu, etwas zu lagern, deshalb war hier überwiegend Krimskrams verstaut. Kaputte Kisten und Fischernetze stapelten sich zwischen den engen Wänden, die Platzangst beförderten. Vorsichtig bahnte Buckley sich einen Weg. Gespenstisch flackerte seine Laterne vor dem fleckigen, geschwärzten Holz.
    Inmitten der Schatten an der Wand tanzte etwas in die falsche Richtung.
    Buckley erstarrte.
    Ein Eimer, der genau dort stand, wo die absolute Finsternis begann, fiel um und kullerte mit lautem Getöse über die Planken. Vor Buckleys Schuhspitze blieb er liegen. Er zog hörbar die Luft ein, rührte sich jedoch nicht vom Fleck. »Ligeia«, sagte er ruhig, in seinem entschlossensten Tonfall. »Ich weiß, was du angerichtet hast. Komm raus!«
    Am schmalsten Teilstück des Rumpfs huschte ein Schatten an den Netzen vorbei. Im Dunkeln sah Buckley etwas aufblitzen, leuchtend wie Katzenaugen. Langsam näherte er sich der Stelle, an der er die Bewegung wahrgenommen hatte. »Ligeia!«, rief er. »Bleib stehen!«
    Ein schleifendes Geräusch direkt vor ihm. Holz schabte über Holz. Mit einem dumpfen Klappern fiel etwas von der Wand und krachte mit lautem Echo auf den Boden. Buckley nahm seinen gesamten Mut zusammen und versuchte sein Glück. Er sprang in Richtung des Lärms und hoffte, dass seine Finger einen Körper aus Fleisch und Blut zu fassen bekamen, nicht etwa ein Netz voller Haken.
    Stattdessen bekam er gar nichts zu packen. Seine Hände griffen ins Leere. Buckley geriet ins Straucheln, ehe seine Hand die roh behauenen Planken des Schiffsrumpfs berührte. Und dann glitt etwas Scharfes, Kühles über seinen Nacken.
    Buckley zog die Luft ein und wirbelte herum. Der Schein seiner Laterne fiel auf einen alten, verrosteten Haken. Er hing von einem zusammengerollt an der Wand lehnenden Netz herab, dessen oberer Teil sich unter die Decke krümmte.
    Er knurrte empört und zwängte sich am Haken vorbei zurück in den Durchgang. Sie war weder in der Abstellkammer noch im Frachtraum. Hatte sie sich womöglich doch zur Flucht entschlossen, nachdem sie sich satt gefressen hatte? Schaffte sie es, von so weit draußen im Meer an die Küste zu schwimmen? Spielten Entfernungen für eine Kreatur wie sie überhaupt eine Rolle?
    Buckley hielt wieder auf die Kombüse zu. Er musste zurück an Deck, um nachzuschauen, ob sie sich im Ruderhaus verkrochen hatte. Doch das bezweifelte er. Sie

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