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LIGEIA - Ein erotischer Horrorthriller (German Edition)

LIGEIA - Ein erotischer Horrorthriller (German Edition)

Titel: LIGEIA - Ein erotischer Horrorthriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Everson
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war Cauldrys kleiner Bruder. Buckley hatte ihn auf Cauldrys Empfehlung hin angeheuert, obwohl der Junge grüner als Gras war, wenn es darum ging, mit den Netzen umzugehen. Im Augenblick allerdings war Jensen tatsächlich ganz grün im Gesicht. »Käpt’n, wir haben gerade ein Netz eingeholt. Ich glaube, das sollten Sie sich mal ansehen.« Der Junge schien sich auf die Lippe zu beißen, während er sprach. Sein Adamsapfel hüpfte nervös auf und ab.
    »Na gut«, sagte Buckley, bemüht, möglichst verärgert zu klingen, weil er gestört wurde, obwohl er in Wirklichkeit neugierig darauf war, weshalb der Bursche so aufgewühlt schien. Seeleute, so frisch sie auch sein mochten, brachte sonst so schnell nichts aus der Fassung. »Zeig’s mir.«
    Sie liefen zum Heck, wo ein riesiges Netz offen auf Deck lag. Silbrig schimmernde, kleine Fische zappelten und hüpften wie Popcorn in die Luft. Am gegenüberliegenden Ende des Haufens sterbender Fische standen Buckleys Männer versammelt: Jensen, Travers, Reg und Taffy.
    Travers beugte sich über irgendetwas im Netz, und Taffy versuchte, über die Schulter des Steuermanns hinweg einen Blick zu erhaschen, wandte jedoch dauernd mit entsetztem Gesichtsausdruck die Augen ab.
    »Hier drüben, Käpt’n«, rief ihn Travers heran. Buckley lavierte um die Pfützen und zerrissenen Tangbüschel neben dem Netz herum und beugte sich vor, um zu sehen, was sein Steuermann entdeckt hatte. Sein erster Gedanke war, sie hätten einen Rippenbraten aus den Tiefen des Meeres herausgefischt. Blutige rote Fleischbrocken hingen an gebogenen gelblichen Knochen. Doch als sein Blick Travers’ Händen folgte, stellte er fest, dass an den Rippen noch ein Arm hing und an dessen Ende ein knorriger, roher Klumpen baumelte, der einst wohl Finger besessen hatte. Travers zerrte an einem der Fortsätze. Aus dem aufgedunsenen Fleisch tropfte rot eine Flüssigkeit und rann ihm über die Hand.
    »Da haben wir uns wohl einen halb gefressenen Hai oder Jungwal eingefangen?«, mutmaßte der Kapitän. Doch Taffy schüttelte den Kopf. Er war kreidebleich, trat von Reg weg und beugte den Kopf über die Reling. Dabei sagte er nicht ein Wort, aber das brauchte er auch nicht. Die Geräusche, die über den Schiffsrumpf herandrangen, sprachen Bände.
    »Nö«, verkündete Travers mit merkwürdig leiser Stimme. »Es sei denn, Haie tragen seit Neuestem Ringe.« Der Maat hielt ein glänzendes Schmuckstück mit einem schwarzen Stein in die Höhe. »Sieht aus, als hätten wir Rogers gefunden, Sir. Und etwas hat ihn ziemlich übel zugerichtet.«
    »Verdammt«, sagte der Kapitän kopfschüttelnd. Seine Stimme klang belegt. »Er war ein guter Mann. Ich wünschte, wir hätten mehr Zeit gehabt, ihn richtig kennenzulernen.«
    Rogers war erst im letzten Hafen, in dem sie angelegt hatten, zur Crew gestoßen. Wohl kaum jemand von der Besatzung würde für das Begräbnis etwas Passendes beitragen können. Also blieb nur, ihm die letzte Ehre zu erweisen und den angefressenen Leichnam über die Reling zurück ins Wasser zu stoßen. Rogers war ein Einzelgänger gewesen und die meiste Zeit unter Deck geblieben, weil er auf dem Schiff als Koch und Reinigungskraft diente. Eines Morgens war er spurlos verschwunden gewesen.
    Buckley schlug Jensen auf die Schulter. »Geh und hol ein Laken, in das wir den Mann einwickeln können!« Der Junge überschlug sich beinahe vor Eifer, als er sich umdrehte, um der Anweisung Folge zu leisten. Innerhalb weniger Augenblicke kehrte er zurück. »Ich hab das von meinem Bett abgezogen, Sir.«
    »Dann wirst du heute Nacht wahrscheinlich frieren«, erwiderte Buckley, bedeutete ihm jedoch, es auf dem Deck auszubreiten. Der Kapitän beugte sich hinab, um Travers zu helfen, und schob die Hand unter die Rippen des Leichnams. Die untere Körperhälfte des Mannes fehlte, ebenso sein Kopf.
    Travers verzog das Gesicht, packte den Toten jedoch am zerfetzten Knochen, der dort, wo sich eigentlich der Hals befinden sollte, aus der blutigen Masse herausragte. Gemeinsam mit dem Kapitän hievte er die glitschige Last auf das alte Laken, das sich binnen kürzester Zeit blassrot verfärbte. Zwei dünne Fleischklumpen fielen aufs Deck, als sie ihren früheren Kameraden von der Stelle bewegten. Buckley nickte Taffy zu. »Schmeiß sie hier rein.«
    Der Seemann bückte sich, um die käsigen Haut- und Muskelstücke einzusammeln. Dabei berührte er sie mit spitzen Fingern, als müsste er in einen dampfenden Misthaufen langen. Selbst nach

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