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LIGEIA - Ein erotischer Horrorthriller (German Edition)

LIGEIA - Ein erotischer Horrorthriller (German Edition)

Titel: LIGEIA - Ein erotischer Horrorthriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Everson
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Einzige, was er empfand, war panische Angst, die ihn wie ein Stromstoß durchfuhr. Sein Herz schlug dreimal so schnell wie sonst. Die Lungen brannten, er rang nach Atem.
    Evan wandte sich vom offenen Meer ab, um das rettende Ufer anzuvisieren. Als er den sandigen Streifen erkannte, die sichere Zuflucht, stapfte er umso schneller durchs Wasser. Das Herz pochte ihm so laut in den Ohren, dass er fast schon befürchtete, seine Blutgefäße würden platzen und seine Herzklappen in den Streik treten. Vor seinem geistigen Auge sah er sich bereits hier, nur wenige Meter vom Strand entfernt, kollabieren, die Hände aufs Herz gepresst, während das Wasser ihn zurück in die trübe, gierige Tiefe zog. Er zwang sich, jeweils einen Fuß vor den anderen zu setzen und stur weiterzugehen. Als die Wellenkämme ihm nur noch bis zu den Schenkeln reichten, fing er an zu rennen, hielt hastig auf den Strand zu, obwohl seine Angst ihn ermahnte, dass er stürzen und von der Strömung hinaus ins Meer getrieben werden könnte.
    Er musste zurück an Land. Auf der Stelle.
    Und dann hatte er es geschafft.
    Evan brach auf dem mit Feuchtigkeit vollgesogenen Sand zusammen und mühte sich ab, seine Atmung wieder unter Kontrolle zu bekommen. Das war nicht leicht, denn sobald er begriff, dass er es geschafft hatte und in Sicherheit war, fing er an, unkontrolliert zu schluchzen. Seine Brust hob und senkte sich in einem stoßweisen Keuchen. Er schloss die Augen und zählte, bediente sich der hypnotischen Wirkung von Zahlen in seinem Bemühen, die Fassung zurückzugewinnen. Mehrere Minuten lang lag er im Sand und konzentrierte sich darauf, seinen Herzschlag zu beruhigen. Unter seinen Rippen spürte er ein Brennen, das ihn zu verzehren drohte. Er zählte, dachte an nichts anderes als Ziffern. Eins, zwei, drei … mit jeder neuen Zahl verlangsamte sich sein Atem ein bisschen. Schließlich holte er noch einmal ganz tief Luft, stand auf und starrte hinaus auf den Ozean.
    Wogen und Wellenkämme, so weit das Auge reichte, bis die Leuchtkraft des Mondscheins nicht mehr ausreichte und die Wasserfläche in tiefer Schwärze versank.
    Kein Frauenkopf weit und breit, der inmitten der Brecher auf und ab wogte. Angesichts dessen, was gerade geschehen war, schüttelte Evan ungläubig den Kopf und beschloss, Sarah in der Bar Gesellschaft zu leisten, sobald er sich trockene Kleidung angezogen hatte. Heute Nacht würde allerdings er sich betrinken.

7
    3. Juni 1887
    Mitunter fühlte sich Kapitän James Buckley III wie ein Pirat. Während der langen Etappen zwischen den Häfen musste er die Männer ständig antreiben, sonst wurden sie nachlässig. Wenn es nach ihnen ging, würden die meiste Zeit überall auf dem Deck der Lady Luck Fischgräten herumliegen, die Segel wären nicht festgezurrt und würden untätig von den Masten herabbaumeln. Nicht dass seine Mannschaft aus lauter faulen Säcken bestanden hätte, aber … es waren nun mal Männer. Und Männer, die keine konkrete Veranlassung sahen, ein Schiff in Ordnung zu halten … die scherten sich auch nicht weiter darum. Wenn man Tag für Tag draußen auf den Wellen verbringt, kommt einem der Unterhalt eines Schiffs nicht mehr so wichtig vor. Schließlich bekommt es ja niemand zu Gesicht!
    Kapitän Buckley lieferte ihnen trotzdem einen Grund. Im Augenblick bekam der Gefreite »Three Hands« Nelson ihn zu spüren – und zwar so, dass er ihn auch auf künftigen Fahrten nicht vergessen würde. Der Seemann war ans Großsegel gefesselt und in regelmäßigen Abständen, wenn ihm gerade danach war, schlenderte Buckley zu dem Burschen hinüber und versetzte ihm ein paar Hiebe mit der Peitsche, die an einem Haken neben der Kajüte des Ruderhauses hing. Im Moment bestand Nelsons Rücken nur noch aus einer Ansammlung roter Linien und Striemen und einer ziemlich großen Menge getrockneten Bluts. Allmählich wurde es Zeit, ihn loszubinden und zurück in sein Quartier zu schicken, damit er sich einen Tag lang erholen konnte.
    Es war brutal, zugegebenermaßen, aber der Junge dürfte seine Lektion gelernt haben. Für den Rest der Crew stellte es jedes Mal, wenn sie am Mast vorbeiliefen, eine unübersehbare Mahnung dar, wer auf diesem Schiff das Sagen hatte.
    Wenn man ab und zu jemanden aus der Mannschaft auspeitschte, schlug man zwei Fliegen mit einer Klappe. Zum einen brachte man ihnen damit Respekt bei, zum andern blieb das Schiff besser in Schuss.
    Ein weiterer Matrose, sein Name lautete Jensen, kam ums Ruderhaus herumgerannt. Er

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