LIGEIA - Ein erotischer Horrorthriller (German Edition)
Hintern.
Laut sagte er dagegen: »Da fällt uns sicher etwas ein. Hast du an was Bestimmtes gedacht?«
Sarah zuckte die Achseln. »Eigentlich nicht. Ich komme mir bloß so … wie soll ich sagen … eingesperrt vor. Als würden wir Tag für Tag durch dasselbe Labyrinth irren und vergeblich nach dem Ausgang suchen.«
»Das klingt verdammt nach Sartre.«
»Du verbringst zu viel Zeit mit Bill.«
Er grinste und nahm einen weiteren Bissen, während er über ihren Vorschlag nachdachte. »Wenn du nur mal raus aus dem Alltagstrott willst, wie wär’s mit einem verlängerten Wochenende in San Francisco?«, schlug er vor. »Oder wir könnten ein paar Tage nach Napa fahren?«
Ihr Gesicht hellte sich auf. »Napa ist prima! Ich möchte mal weg vom Wasser.«
Evan spürte, wie das Lächeln aus seinem Gesicht wich.
»Es muss nicht sein«, ruderte Sarah zurück. Sie merkte, dass ihm irgendetwas an der Idee ganz und gar nicht behagte. »Ich dachte mir bloß, es würde dir auch mal guttun, dem Meer den Rücken zu kehren. Mir kommt es vor, als drehen wir uns im Kreis und kommen nicht vom Fleck.«
Evan nickte. »Du hast recht. Ich werde morgen mit Darren darüber reden. Vielleicht klappt es schon nächstes Wochenende.«
Sarah stürzte sich auf ihre Nudelbeilagen. Sie schien ihren Appetit wiedergefunden zu haben. »Danke«, sagte sie mit einem Strahlen. Im gedämpften Licht funkelten ihre Augen. »Das habe ich wirklich nötig.«
Das Gespräch wandte sich anderen Dingen zu, doch wie es schien, führten sie zum ersten Mal seit Wochen eine richtige Unterhaltung. Evan wurde bewusst, wie sehr er seine Frau vernachlässigt hatte. Er musste zusehen, dass er sie aus Delilah wegbrachte, wo sie auf Schritt und Tritt an Josh erinnert wurde. Er musste schlucken, denn er wusste ganz genau, weshalb er selbst nicht wegwollte. Groß wie ein Golfball saß ihm das Schuldgefühl im Hals, doch er kämpfte dagegen an.
Sarah plauderte auf der anderen Seite des Tisches fröhlich weiter. Er verdrängte den Gedanken an Ligeia, wie sie sich nackt am Strand rekelte, und zwang sich, Sarah zuzuhören. Es fiel ihm gar nicht so leicht, nicht an die faszinierende Schönheit aus dem Meer zu denken. Als er gestern Abend an den Strand gegangen war, hatte sie ihn mit Abwesenheit gestraft. Über eine Stunde wartete er vergeblich und kehrte anschließend niedergeschlagen nach Hause zurück, um an der Seite seiner schnarchenden Ehefrau eine ruhelose Nacht zu verbringen. Er wurde von Panik übermannt und befürchtete, sie nie mehr wiederzusehen.
»… es heißt, seit über acht Jahren sei kein Schiff mehr an diesen Felsen verunglückt«, sagte Sarah gerade. Sie verstummte und blickte ihn erwartungsvoll an.
Evan nickte zustimmend und überlegte, was sie gefragt haben mochte. »Ja, es ist schon ziemlich lange her, seit es draußen an der Landzunge ein Unglück gab. Heutzutage sind die Schiffe bis unter den Bug mit Technik vollgestopft. Die Reedereien gehen auf Nummer sicher, damit sie sich nicht an einem Riff den Rumpf aufreißen.«
»Was hat die Besatzung dann falsch gemacht?«
»Am Steuer geschlafen«, behauptete er. Vor seinem geistigen Auge tauchte Ligeia auf, wie sie ihn nackt an der Spitze der Felsnadel erwartete. Wie ein Leuchtfeuer wiesen ihre prallen Brüste den Seeleuten den Weg, allerdings nur ins Unheil und Verderben.
»Ich nehme an, sie waren einfach nicht bei der Sache. Wahrscheinlich haben sie nicht aufgepasst, wo sie hinfahren.«
Nach dem Essen nahm Sarah Evan an der Hand und führte ihn weg vom Auto. Die Nacht war warm, beim Spazierengehen zupfte von der See her ein frischer Wind an den kurzen Ärmeln ihrer Bluse. Evan spürte seine Liebe zu ihr erneut aufflammen und hätte sie am liebsten umarmt. Er wünschte sich nichts sehnlicher, als sie unter dem Sternenzelt in den Arm zu nehmen. Wie sich herausstellte, hatte sie das Gleiche im Sinn. Sie führte ihn von der Center Street weg zum kleinen Park im Stadtzentrum. Das bronzene Standbild, auf dem der Kapitän, der Delilah einst gegründet hatte, mit seinem Fischerboot verewigt war, begrüßte sie. Sarah zog Evan unter das Blätterdach eines Baums und schlang ihm die Arme um den Hals.
»Du hast mir gefehlt«, flüsterte sie.
Er legte die Stirn in Falten. »Ich war doch die ganze Zeit hier.«
»Nicht wirklich«, sagte sie. »In den letzten ein, zwei Wochen, da … da war es, als wärst du die meiste Zeit mit deinen Gedanken woanders. Sei ehrlich … Wir sind beide ziemlich fertig im
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