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LIGEIA - Ein erotischer Horrorthriller (German Edition)

LIGEIA - Ein erotischer Horrorthriller (German Edition)

Titel: LIGEIA - Ein erotischer Horrorthriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Everson
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die bloße Erwähnung der Location hätte genügt. Das Abendessen nahm man natürlich im Beach Chalet ein.
    Nach einer kurzen Fahrt durch das Gewirr aus Straßenbahngleisen, Touristen und den dichten Verkehr der Market Street ließen sie den Stadtkern hinter sich und saßen bald darauf an einem Tisch mit Blick auf das düstere, unheilvolle Schimmern des Ozeans. Ein Stück den Strand hinunter hatte jemand ein kleines Lagerfeuer entfacht. Im Nebel und dem Zwielicht tauchte der Rauch der flackernden, gelben Flamme alles ringsum in eine surreale Atmosphäre.
    In der Abenddämmerung herrschte am Strand eine fast unheimliche Stille. Lediglich ein paar Jogger liefen wie durch den verschwommenen Hintergrund eines Traumbilds vorbei. Ansonsten lag nichts mehr zwischen ihnen und der Nacht außer den winzigen Lichtern eines scheinbar reglos im Wasser verharrenden Bootes. Sarah zog Evan weg vom kühlen Wind und Sand und erklomm die Treppe hinauf zum Restaurant.
    Dort saßen sie im warmen Licht des Gastraums, umgeben von einem gut eingespielten Team wechselnder Bedienungen, die ihnen jeden Wunsch von den Augen ablasen.
    »Ich liebe diese Stadt«, erklärte Sarah zum nunmehr fünften Mal an diesem Tag.
    »Das kann ich verstehen«, meinte Evan und griff über den Tisch nach ihrer Hand. »Und ich liebe dich.«
    Sie legte ihre Hand in seine und ließ sie auf dem Tisch liegen. »Ich liebe dich auch, Evan. Ich weiß, dass ich mich in den letzten paar Monaten unmöglich verhalten habe. Danke, dass du in dieser schweren Zeit zu mir gehalten hast.«
    Eine eiskalte Faust umklammerte Evans Herz, wenn er daran dachte, wie er in letzter Zeit zu seiner Frau gehalten hatte. Er war nicht stolz auf das, was er mit Ligeia getan hatte. Und doch konnte er es nicht rückgängig machen, wurde ihm klar, als er so dasaß und bemerkte, wie Anflüge von Krähenfüßen die Augen seiner Frau umspielten. Trotz ihrer steten Trauer hatte sie sich ihr liebevolles Lächeln bewahrt. Er liebte Sarah. Er verdankte ihr nahezu alles Glück in seinem Leben, an das er sich entsinnen konnte. Doch im Moment wünschte er sich nichts sehnlicher, als in den Wagen zu steigen und die Stunde zurück nach Delilah zu fahren, um rechtzeitig bei Anbruch der Nacht draußen am Strand zu sein. Denn es gab noch eine andere Frau, die ihm eine Art von Glück schenkte, wie sie Sarah trotz ihres wohlmeinenden Herzens niemals zu geben vermochte.
    Aber er würde nicht fahren. Stattdessen verschlang die Dunkelheit allmählich die Umgebung des Beach Chalet, während sie an einem Fenstertisch saßen und aufs Meer hinausblickten.
    Nach dem Essen schubste Sarah ihn die Holztreppe hinunter in Richtung Strand. »Lass uns spazieren gehen«, schlug sie vor.
    »Sind wir denn heute noch nicht genug gelaufen?«
    »Nicht am Strand«, korrigierte sie ihn.
    Sie streiften ihre Schuhe ab und gingen barfuß bis zur Wassergrenze. Dort wurde der Sand hart und begehbar, weil er von den Wellen durchnässt war, die sich hin und wieder mit Schwung den Strand hinaufschoben.
    »Du kannst meine Spuren im Sand nachverfolgen«, meinte Sarah begeistert.
    »Und du meine«, erwiderte Evan, indem er die Fersen in den Sand bohrte, um besonders tiefe Abdrücke zu hinterlassen. »Wir werden zwar nicht berühmt dadurch«, sagte er. »Aber zumindest wird jemand wissen, dass wir da waren.«
    »Es ist egal, ob ich hier bin«, sagte Sarah. In ihrer Stimme schwang Trauer mit. »Ich wünschte bloß, Josh wäre noch hier. Er hätte es verdient, diesen Moment mit uns zu erleben.«
    Evan merkte, wie es ihm die Kehle zuschnürte. Die Stimme wollte ihm versagen, als er den Mund öffnete, um zu einer Antwort anzusetzen. »Ich weiß. Das will ich ebenfalls, mehr als alles andere auf der Welt. Aber ich habe ja dafür gesorgt, dass das nicht passiert.«
    Schweigen senkte sich über sie herab. Das letzte halbe Jahr hatten sie es weitgehend geschafft, diesem Thema auszuweichen. Wann auch immer einer von ihnen auf Josh zu sprechen kam, war das Gespräch umgehend verstummt. Anfangs hatten sie zusammen geweint, bis die Schuldgefühle Evan übermannten und er es nicht länger ertrug, darüber zu reden. Schließlich war es seine Schuld. Das dachte er jedes Mal, wenn der Name seines Sohnes fiel. Und dafür musste sie ihn doch hassen.
    »Evan, so etwas darfst du nicht mal denken«, widersprach sie. »Es war ein Unfall. Das weiß ich doch.«
    Er vermochte nichts darauf zu erwidern. Nach ein paar Augenblicken betretenen Schweigens machten sie kehrt und

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