LIGEIA - Ein erotischer Horrorthriller (German Edition)
gingen zurück zur Terrasse.
Nachdem sie den Strand hinter sich gelassen hatten, nahmen sie ein Taxi zum Hotel, und Sarah zog Evan am Fußende des Bettes aus. Ihre braunen Augen funkelten in dem schwachen Schein, den die Lichter der Stadt durch die Fenster warfen. »Ich liebe dich«, flüsterte sie und beugte sich vor, um ihn zu küssen.
Evan war, als würde man ihm einen Dolch ins Herz rammen und darin umdrehen.
»Ich liebe dich auch«, sagte er gehorsam.
Wenige Augenblicke später, als seine Frau begeistert stöhnte und seine eigene Erregung ihrem Höhepunkt entgegenstrebte, kam er sich nicht mehr so sehr wie ein Heuchler vor.
Hinterher lagen sie, die Arme umeinander geschlungen, im Bett und Sarah weinte, allerdings nicht besonders lange. »Manchmal ist es schwer«, schluchzte sie.
»Ich weiß«, antwortete er. »Es ist, als wäre er jeden Tag bei mir. Aber jedes Mal, wenn ich etwas zu ihm sagen möchte … weiß ich, dass er tot ist.«
Ihre Arme umfingen ihn fester. Sie schloss die Augen. »Es ist nicht richtig, dass wir noch da sind und er nicht«, flüsterte sie.
Ohne es zu wollen, sah Evan vor seinem geistigen Auge sich selbst nackt im Sand liegen. Ligeias Brüste baumelten verlockend über ihm, nur wenige quälende Zentimeter von seinem entrückt geöffneten Mund entfernt. Er blinzelte hektisch, um das unzüchtige Bild aus seinen Gedanken zu verbannen.
»Nein«, sagte er. »Nein, es ist nicht richtig. Ganz und gar nicht.«
24
»Du hältst dich wohl für was Besonderes?«, meinte Ralph, der Besitzer der Autowerkstatt. Der Bauch unter seinem fleckigen roten Hemd wackelte wie eine verdammte Flutwelle. »Aber du bist ein Niemand, und zwar seit dem Tag, an dem du den Fuß hier reingesetzt und nach einem Job gefragt hast. An diesem Tag hast du aufgehört, ein Jemand zu sein. Jetzt gehörst du mir. Du bist mein ganz persönlicher Mechaniker für die Drecksarbeit, und deshalb will ich jetzt auch sehen, dass du deinen Job erledigst!«
Ralph deutete auf einen Wagen, der in der Werkstatthalle auf einem hydraulischen Wagenheber aufgebockt war, sodass ein Mechaniker mühelos darunter passte. »Wie wär’s … wenn … diese Corvette morgen früh um sieben fertig ist? Und komm mir bloß nicht mit deinem Blödsinn von wegen Überstunden … Du brauchst sowieso viel zu lange, um den ganzen Scheiß zu reparieren. Du gehst heute Abend nicht nach Hause, bevor dieser Wagen rund läuft und schnurrt wie ein Kätzchen – und zwar eins von der zweibeinigen Sorte, wenn sie wirklich heiß sind. Wenn dieser Wagen aus der Werkstatt rausfährt, soll er sich richtig geil anhören.«
Terry wusste nicht, was er dazu sagen sollte. Nun ja, eigentlich schon, aber ihm war klar, dass er das lieber für sich behielt. Wenn er nämlich brüllte: »Nimm deinen Eselschwanz und steck ihn einem anderen Depp in den Arsch«, würde er zweifellos rausfliegen. Auf der Stelle, ein für alle Mal. Um ehrlich zu sein: Terry brauchte den Job. Er wechselte nicht zum Spaß Zündkerzen aus; schließlich musste er seine Mutter und seinen jüngeren Bruder Jimmy durchbringen. Also hielt er den Mund, sobald Ralph seine kleinen Anfälle hatte, auch wenn er am liebsten gekotzt hätte … nun, dann hustete er eben einfach in die Hand und wischte sie anschließend am Hintern seiner Jeans ab.
Gott, wie er den Job hasste!
Er hasste Motoröl und Zündkerzen und Luftfilter und Ölmessstäbe, überhaupt alles, was mit dem Beruf des Automechanikers zusammenhing. Terry wäre alles lieber gewesen, als Tag für Tag von oben bis unten mit Öl verschmiert rumzulaufen. Bevor alles den Bach runterging, hatte er am College Betriebswirtschaft belegt und die Ratgeber von Jim Collins über Existenzgründung und erfolgreiche Unternehmensführung gelesen. Sich eingebildet, Der Weg zu den Besten würde ihm helfen, als kleiner Geschäftsmann zumindest überdurchschnittlich zu sein. Am Ende hatte er erkennen müssen, dass die viel gepriesenen Erfolgskonzepte nichts als heiße Luft waren. Kurz gesagt: Wenn man den Leuten in den Hintern kroch und tat, was ihnen gefiel, kauften sie einem jeden Mist ab, den man im Lager herumliegen hatte. Und wenn man das nicht machte? Dann verhungerte man.
Das half Terry nicht weiter, die Million zu machen, die er nach Hause schleppen wollte wie ein Bär seine Beute in die Höhle.
Ralph spuckte auf den Fußboden und deutete mit einer erneuten Handbewegung auf die Corvette. »Sieh zu, dass sie morgen früh fertig ist, oder du wirst dir einen
Weitere Kostenlose Bücher