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LIGEIA - Ein erotischer Horrorthriller (German Edition)

LIGEIA - Ein erotischer Horrorthriller (German Edition)

Titel: LIGEIA - Ein erotischer Horrorthriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Everson
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seine Zähne dazu, mit dem Klappern aufzuhören. Es war eine jener seltenen Nächte, in denen er es hasste, zur See zu fahren. Das Schiff war zwar robust gebaut, aber sie schwebten trotzdem in Gefahr. Niemand vermochte zu sagen, wie hoch die Wogen schlagen würden. Gut möglich, dass sie die Lady Luck zum Kentern brachten und sie mit Mann und Maus unterging. Die Anstrengungen des Käpt’ns, den Kahn mit dem Ruder auf Kurs zu halten, waren eher symbolischer Natur. Letztlich würde sich die Lady entweder selbst ihren Weg durch die Wellen bahnen oder im Meer versinken. Menschenkraft nützte wenig, wenn die Hand des Todes aus dem Himmel nach ihnen griff, um sie wie ein Spielzeug hin und her zu schleudern. Cauldry trat durch die leere Kombüse in den Korridor, der zu ihren Kojen führte. Er hastete an der Kapitänskajüte vorbei in die Mannschaftsunterkunft. »Travers«, brüllte er. »Mensch, Kerl, wo steckst du?«
    Die Holzplanken stöhnten und ächzten, doch Travers antwortete nicht. Stirnrunzelnd schüttelte Cauldry den Kopf. Das sah dem Steuermann gar nicht ähnlich, sich mitten in einem Sturm zu verkrümeln. »Alle Mann an Deck«, hatte das klare Kommando gelautet, und Travers war die Aufgabe zugefallen, den Käpt’n zu holen. Wohin war er danach bloß gegangen? In den letzten Wochen waren eindeutig zu viele Leute auf der Lady Luck verschwunden. Bei dem Gedanken überlief es ihn kalt. Was, wenn Travers dasselbe Schicksal ereilt hatte wie Rogers und Nelson?
    Er trat in den finsteren, zum Laderaum führenden Gang. Das Schiff schwankte und schlingerte. Cauldry hielt sich an der Wand fest und bemühte sich, nicht zu stürzen. Als der Rumpf sich wieder in die Waagrechte begab, kämpfte er sich weiter voran. »Travers?«, rief er erneut. Diesmal erhielt er ein Knarren als Antwort. »Travers, bist du da drin? Alles in Ordnung?«
    Abermals knarrte es. Es klang wie eine rostige Wippe, die langsam von einer Seite auf die andere schwenkte. Cauldry konnte zwar nicht erkennen, woher das Geräusch kam, aber es klang ungewöhnlich. Normalerweise war es im Laderaum so still, dass man in der düsteren Enge schnell den Eindruck bekam, die eigene Stimme würde durch eine Decke gedämpft. Das unablässige Knarren passte nicht in diese Umgebung. Blind folgte er dem Geräusch und schlängelte sich zwischen den übereinandergestapelten Holzkisten hindurch.
    Riiiiii-Rawwwwwww. Riiiii-Rawwwww.
    Das war direkt vor ihm! Cauldry umrundete die Ecke eines hohen Kistenstapels und lauschte. »Hier muss es sein«, sagte er sich.
    Reglos blieb er stehen und lauschte erneut. Etwas tropfte ihm auf die Stirn. Geistesabwesend wischte er es weg. Anscheinend sickerte Wasser durchs Deck herein. Kein Wunder, bei diesem Sturm! Es tropfte erneut und im selben Moment wiederholte sich auch das Knarren.
    Das Geräusch hörte sich an, als käme es von direkt über ihm. Er blickte nach oben und etwas Warmes spritzte ihm ins Auge. Hektisch wischte er es weg und spähte in die dunklen Schatten.
    »Gütiger Gott im Himmel«, stieß der Seemann erstickt hervor. Über seinem Kopf baumelten schlaff zehn nackte Zehen. Blutstropfen hingen wie die Überreste roten Regens an ihren Spitzen. Cauldrys Blick folgte den Zehen aufwärts zu den Knöcheln über die Waden und Schenkel hin zu der roten, klaffenden Wunde; dorthin, wo sich einst die Männlichkeit des Mannes befunden hatte. Doch nun war er kein Mann mehr. Von dem verstümmelten Geschlechtsteil strömte ein Dutzend blutiger Rinnsale die haarigen Beine hinab bis zu den Zehen. In diesem Moment wurde ihm bewusst, dass das Wasser, das er sich eben aus den Augen gewischt hatte, kein Wasser gewesen war. Fluchend trat er einen Schritt zurück.
    Dann blickte Cauldry wieder nach oben und erkannte das Gesicht des Steuermanns. Blind starrten dessen Augen, in offenkundigem Entsetzen aufgerissen, hoch zur Decke des Laderaums, wo sich das um seine Handgelenke gezurrte Seil um einen schweren Holzbalken wand.
    Sein Kamerad war nackt, doch erweckte die durchgehend mit Blut bedeckte Haut den Eindruck, als trage er ein rotes Gewand. Der Lebenssaft schien vor allem aus dem Hals und der Körpermitte auszutreten, obwohl auch anstelle der Brustwarzen lediglich rot geränderte Öffnungen zu sehen waren.
    »Was ist dir bloß zugestoßen, Mann?«, flüsterte Cauldry. Travers war stets ein verlässlicher Mann gewesen, jedenfalls nach Cauldrys Einschätzung, und ein fairer Maat. Er hatte ihm weit mehr vertraut als dem Käpt’n. Dass jemand

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