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LIGEIA - Ein erotischer Horrorthriller (German Edition)

LIGEIA - Ein erotischer Horrorthriller (German Edition)

Titel: LIGEIA - Ein erotischer Horrorthriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Everson
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Hals und biss zu, so fest sie konnte. Ihre Kiefer zermalmten sein Fleisch, als wäre es ein Stück Brot. Ligeia kaute schnell und gründlich und trank gierig von der lebensspendenden Quelle, die sie aufgetan hatte.
    In Cauldrys Hirn blühte der Schmerz blutrot auf. Er empfand Todesangst, vermochte sich aber nicht zu bewegen, als sie seinen Leib entzweibrach und das Leben endgültig aus ihm wich.
    Der Gedanke an Travers’ blutige Füße schoss ihm durch den Kopf und einen flüchtigen Moment lang ließ der lähmende Bann der Musik nach. Cauldry sah Ligeia so, wie sie wirklich war – eine dürre, vogelartige Frau mit einem unnatürlich langen Gesicht. Ihre Augen waren braun, allerdings wie bei einem Fisch von schillerndem Gelb durchsetzt. Ihre Nase wirkte wie der Schnabel eines Falken, das schwarze drahtige Haar zog sich in wirren Knäueln über knochige Schultern, die von winzigen Klumpen braunen Fleisches bedeckt waren. Ihre Brustwarzen ragten aus einer beinahe jungenhaften Brust, während die glatte Haut ihres Unterleibs wie geäderter Marmor wirkte, weil bläulich die Venen hindurchschimmerten. Ihre Schenkel waren blaugrauen Fischschuppen gewichen, ihre Füße sonderbar schwarz und knotig. Keineswegs die zarten Zehen einer Göttin, eher die Klauen eines Riesenvogels.
    Als sie lächelte, nahm Cauldry ihre Zähne, spitz wie Dolche, wahr. Sie gierten nach seinem Fleisch, das stand vollkommen außer Frage, während sie sich in hungrigem Verlangen mit dem Versprechen, ihn zu beschützen, über ihn beugte. »Bleib bei mir«, bat sie. »Wir könnten gemeinsam Kinder auf die Welt bringen.«
    »Aber ich verblute doch«, hustete er. Etwas Warmes sickerte ihm in den Mund. Er verschluckte sich und spürte, wie ihn eine merkwürdige Schwäche überkam.
    »Wenn du versprichst, bei mir zu bleiben«, flüsterte sie, »werde ich mich um deine Wunden kümmern.« In der Finsternis schienen ihre Augen zu glühen. Cauldry sah ihre spitz zulaufende Nase und das spitze Kinn, dazu die widerlich bleiche Haut. Mit einem Mal war ihm übel. Er stieß sie weg. Sie griff nach seinem Arm, und er trat nach ihr, dreimal, bis sie wankend zu Boden taumelte. In dem vergeblichen Versuch, die Blutung zu stillen, presste er die Hand an seinen Hals und taumelte zwischen den Kisten hindurch dem dahinterliegenden Gang entgegen.
    »Ich werde nicht in diesem Laderaum sterben«, gab er sich selbst ein Versprechen.
    Hinter ihm erscholl ein Schrei und fast gleichzeitig begann das Lied. Diesmal wirkte die Melodie kehlig, schnell, fast wie der Singsang eines Eingeborenenstamms. Ligeia stolperte aus dem Frachtraum und hielt sich an der Stelle, wo Cauldry sie getroffen hatte, den Bauch.
    »Ich werde dich lieben und küssen und in mir bewahren«, sang sie inmitten des von oben herabtosenden Donners. »Wir werden vereint sein, vermählt sein, und du wirst verschlungen«, fuhr sie fort. Die fremdartige Melodie schwoll immer lauter an. »Von nun an wirst du mich nähren, mir folgen bis ans Ende deiner Tage, und das Ende deiner Tage ist jetzt!«
    Als Cauldry an der Kapitänskajüte vorbeischwankte, spürte er ihre Klauen auf seinen Schultern. Er wandte sich um und rammte ihr noch einmal das Knie in den Bauch. Doch Ligeia ließ nicht los. Und plötzlich verwandelten sich die Worte in seinem Kopf von verständlichen Silben in eine uralte Sprache, die er nicht verstehen konnte. Doch ihre Schönheit ließ ihn innehalten. Wenn sie sang, war ihm, als würde sein ganzer Körper von Bernstein eingeschlossen. Sie nahm ihn in den Arm, presste noch einmal ihren nackten Körper gegen seinen und starrte ihm, nur wenige Zentimeter von seinem Gesicht entfernt, in die Augen.
    Er spürte den schwachen Fischgeruch ihres Atems auf seinen Lippen. Ihre grässlichen Augen schienen ihn einzusaugen, tief in sie hinein, an einen düsteren, drückenden Ort, an dem sich nichts regte, und schon gar nicht er. Er vermochte den Blick nicht von jenen kalten Augen abzuwenden, auch dann nicht, als er spürte, wie ihre Fingernägel ihm wie scharfe Klingen den Rücken aufschlitzten. Er presste die Lider zusammen, um ihrem Anblick zu entgehen und die Kontrolle über sein Handeln zurückzugewinnen. Doch als er das tat, flammte der Schmerz an seinem Hals erneut auf. Er riss die Augen auf, nur um direkt vor seinem Gesicht Ligeias Locken zu erspähen, während sie ihm die Zähne mit aller Gewalt tief in den Hals schlug und zu versuchen schien, sich in die innersten Tiefen seines Körpers zu wühlen.
    Der

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