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LIGEIA - Ein erotischer Horrorthriller (German Edition)

LIGEIA - Ein erotischer Horrorthriller (German Edition)

Titel: LIGEIA - Ein erotischer Horrorthriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Everson
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»du nicht. Andere hingegen schon! Das hast du doch vor ein paar Wochen mitbekommen.«
    »Wahrscheinlich übt sie bloß dort draußen am Strand«, überlegte Evan. »Sie singt in einer Band oder …«
    Abermals hob Bill die Hand. »Erspar mir diesen Blödsinn. Sie will dir nicht verraten, wo sie wohnt, und mit einer Karriere als Sängerin hat das auch nichts zu tun. Sieh den Tatsachen doch ins Gesicht, Evan. Du hast die Sirene von Delilah gevögelt, und aus unerfindlichen Gründen hat sie dich bislang am Leben gelassen. Aber jetzt ist sie stocksauer, weil du ihr gesagt hast, du willst sie nicht mehr sehen. Wie reagieren die meisten Frauen darauf?«
    »Nicht gut«, räumte Evan ein. »Nicht dass ich allzu viel Erfahrung damit hätte.«
    »Nicht gut«, wiederholte Bill. »Nun, ich habe jede Menge Erfahrung darin, und ich kann dir sagen … die Schlampen mögen das Wort Lebewohl ganz und gar nicht.«
    »Vielen Dank für diesen brillanten Ausflug in die Welt der Gossenphilosophie«, meinte Evan. »Aber da gibt es noch ein kleines Problem, von dem ich dir noch gar nichts erzählt habe.«
    Bill hob eine Augenbraue. »Ach, großartig«, sagte er. »Das war also noch nicht alles?«
    Evan schüttelte den Kopf. »Als ich Donnerstagnacht mit ihr Schluss gemacht habe, da sagte sie mir, sie sei schwanger.«
    Bill prustete in sein Bier, sodass der Schaum bis zum Rand hochstieg. »Sag, dass das ein Witz ist«, keuchte er, nachdem er das Glas krachend auf dem Tisch abgestellt hatte. »Du hast doch ein Kondom benutzt, oder? Ich meine … du bist doch nicht blöd?«
    »Wo willst du denn im Meer ein Kondom hernehmen?«, entgegnete Evan niedergeschlagen.
    »Mensch, Kumpel!«, sagte Bill. »Es gibt nichts Schlimmeres als eine verschmähte Frau. Na ja, außer einer Frau, die man schwängert und dann sitzen lässt.« Er schüttelte den Kopf und hob sein Glas, um es auszutrinken.
    »Du bist im Arsch, Mann! Total, völlig im Arsch!« Damit schüttete er sein Bier hinunter. Evan folgte seinem Beispiel und knallte das leere Glas auf den Tisch.
    »Okay«, meinte er. »Du scheinst so gut wie alles über Frauen und mythologische Meereswesen zu wissen. Was also soll ich jetzt machen?«
    Bills Lippen zuckten, so als liege ihm eine Antwort auf der Zunge, die er dann doch verwarf. Er überlegte es sich offenbar anders, doch auch die nächste Antwort sprach er nicht laut aus. Schließlich meinte er einfach: »Dich vom Wasser fernhalten?«
    »Die Möwen haben mich nicht am Wasser angegriffen«, rief Evan ihm ins Gedächtnis.
    »Ich weiß«, nickte Bill. »Aber ich dachte mir, meine andere Antwort möchtest du nicht hören.«
    »Und die wäre?«
    »Renn weg, als wäre der Teufel hinter dir her! Andernfalls – und das meine ich todernst – wird sie ihr Möglichstes tun, um dich umzubringen.«

31
    10. Juni 1887, 23 Uhr
    Die Lady Luck tanzte wie ein Korken auf dem Meer, wurde ohne Vorwarnung oder Rhythmus von den Wellen hin und her geworfen. Es war stürmisch, die Wogen schlugen hoch. An Deck bellte Kapitän Buckley, der sich am Steuerrad festklammerte, dem kläglichen Rest seiner Mannschaft Befehle entgegen. Von Travers hatte er nichts mehr gehört, seit dieser an die Tür zu seiner Kajüte geklopft hatte. Doch ihm blieb keine Zeit, über die Abwesenheit seines Steuermanns nachzudenken. Er brüllte Cauldry und Jensen an, die Segel einzuholen, die Luken dicht zu machen und die Netze zu sichern, bevor sie über Bord gespült wurden. Unterdessen versuchte er verzweifelt, mit dem Ruder den Wellentälern zu folgen und mit dem Sturm, statt gegen ihn zu segeln.
    Direkt über ihnen zerschnitt ein bläuliches Zucken die aufgewühlten Wolken. Kaum eine Sekunde später grollte es wie Kanonendonner. Es schüttete wie aus Eimern, gnadenlos prasselte der Regen aufs Deck, und Buckley zitterte, während ihm das Wasser kalt über den Rücken rann. »Ach, Ligeia«, murmelte er, »jetzt könnte ich deinen beruhigenden Gesang gut gebrauchen.«
    Cauldry eilte quer übers Deck schwankend auf ihn zu und hielt sich am Mast fest, um nicht hinzufallen. »Wir haben alles verstaut, was wir konnten, Käpt’n.«
    Buckley nickte. »Okay, geh unter Deck und sieh nach, wo sich Travers herumtreibt.«
    »Aye, aye, Käpt’n«, sagte der Bursche und wankte zurück zur Treppe, die unter Deck führte. Es war das letzte Mal, dass der Kapitän ihn lebend zu Gesicht bekam.
    Mit den Händen strich sich Cauldry das Wasser aus den Haaren und schüttelte sie auf Deck aus. Zitternd zwang er

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