Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Light & Darkness

Light & Darkness

Titel: Light & Darkness Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Kneidl
Vom Netzwerk:
Blick glitt über ihre Schulter hinweg zu Dante, der teilnahmslos an der Wand lehnte. »Ich habe in meinen Leben schon Schlimmeres aushalten müssen, als eine frustrierte Siebzehnjährige.« Aus seinem Mund klangen die Worte wie ein Witz, als hätte Light wegen eines toten Goldfisches geweint.
    »Ja, sie kann manchmal sehr emotional sein.« Jude lachte und musste husten. Ihre Mum reichte ihm ein Taschentuch und Light kam nicht umher zu bemerken, dass Blut seinen Speichel durchzog.
    »Ich bin nicht emotional«, protestierte Light. »Ich hab mir Sorgen um dich gemacht, Idiot.« Sie deutete auf das Tuch, doch Jude warf es nur in den Mülleimer neben sich. »Du weißt doch, ich bin unkaputtbar.« Er zwinkerte ihr zu. Genau die gleichen Worte hatte er zu ihr gesagt, als er kurz davor stand mit seiner dritten Chemotherapie zu beginnen.
    »Bist du nicht«, flüsterte Light. »Wieso war Blut in dem Tuch?«
    Jude nahm ihre Hand und gab ihr einen Kuss auf den Handrücken. »Sie haben mir einen Zahn gezogen.« Er versuchte gelassen zu klingen, aber Light spürte seine Angst und die Verzweiflung. Ein längst vergangener Schmerz zog sich durch ihr Herz. »Ich geh mir einen Kaffee holen.« Mit zusammengepressten Lippen und blinzelten Augenlidern verließ Light das Krankenzimmer. Sie hatte den Kaffeeautomaten schon fast erreicht, als sie Schritte hinter sich hörte.
    »Alles in Ordnung?« Es überraschte sie nicht, dass Dante ihr folgte.
    »Bestens«, zischte Light.
    »Für mich sieht es aber nicht danach aus.« Dante hielt ihre Schulter fest und drehte sie zu sich um. »Warum weinst du? Freust du dich nicht, dass Jude wieder da ist?«
    Trotzig rieb Light sich über die Augen. Dabei hinterließ einer ihrer Fingernägel einen roten Streifen, der sich quer durch ihr Gesicht zog. »Natürlich freue ich mich! Aber – ich hasse es, ihn so zu sehen. Und er tut so, als wäre nichts! Als wäre alles in Ordnung!«
    »Jude will stark für dich sein.« Dante ließ ihre Schulter los und zog sie an sich. Tröstend legte er einen Arm um sie. »Er versucht nur, seine kleine Schwester zu beschützen.«
    »Aber ich bin kein Kind mehr.«
    »Jude weiß das, aber das spielt keine Rolle. Wenn er sechzig ist, bist du immer noch seine kleine Schwester, und wenn du vierzig wirst, bist du immer noch das Baby von Silvia und Ryan. Es gibt nichts, was du daran ändern kannst. Finde dich damit ab und tu so, als wäre alles in Ordnung, denn das ist es, was Jude möchte.« Dante berührte sanft ihre Wange. »Und jetzt lass uns etwas Kaffee holen.«
    Müde lächelte Light und legte ihr Ohr an sein Herz. Und nur für den Bruchteil einer Sekunde erlaubte sie sich zu vergessen, dass Dante nicht sie, sondern nur das Gefühl liebte, ihr nahe zu sein.

22. K apitel
»Nach Beendigung der Schulausbildung erhält jeder Delegierte monatlich neben seinem an den Dienstjahren ermessenen Lohn einen Zuschuss. Dieser Zuschuss dient ausschließlich der Verpflegung des paranormalen Bürgers.«
(Buch der Delegation, Artikel 11)
    Light setzte sich neben Dante auf das Sofa in Dr. Melays Büro. Es war Donnerstag, Lights erster Schultag nach Judes Verschwinden und ihr erstes Treffen mit der Psychologin seit Wochen.
    »Wie geht es Jude?«, erkundigte sich Dr. Melay mit einem verhaltenen Lächeln.
    »Gut.« Light setzte ein ähnlich künstliches Grinsen auf. Jude war am Mittwochvormittag aus der Klinik entlassen worden. Offiziell hatte er bis Freitag schulfrei, um sich von den Anstrengungen der letzten Tage zu erholen. Aber in Wirklichkeit verbrachte er seine Zeit mit dem Rat und der Polizei, die versuchten, seine Entführer ausfindig zu machen.
    »Das freut mich.« Dr. Melay goss etwas Wasser aus einer gläsernen Karaffe in drei Gläser, die zwischen ihnen auf den Tisch standen. »Wie geht es euch? Euer Leben war in der letzten Zeit sehr aufregend.«
    Light spürte Dantes Blick auf sich ruhen, in Erwartung ihrer Antwort. Sie ignorierte ihn und auch die Frage von Dr. Melay. »Ich habe ihren Rat befolgt. Wir haben eine gemeinsame Aktivität gefunden.«
    »Wirklich?« Interessiert sah sie von Light zu Dante.
    »Wirklich«, bestätigte er und nippte zögerlich an seinem Glas, als befürchtete er, Dr. Melay hätte vor ihn zu vergiften. »Wir waren gemeinsam im Fitnessstudio, aber seit dem Überfall der Impia und dem, was mit Jude passiert ist, war dafür einfach keine Zeit mehr.«
    Dr. Melay notierte sich etwas auf ihrem Block. Noch während ihr Stift über das Papier schabte, fragte sie:

Weitere Kostenlose Bücher