Light & Darkness
Sitzung. Würde Dr. Melay dem Rat melden, was zwischen ihr und Dante war? Oder konnte Light sie überzeugen, den Vorfall vorerst für sich zu behalten?
Ein heller Klingelton leitete das Ende der Stunde ein. Dr. Melay stand auf, um sie und Dante zu verabschieden. Sie reicht Dante die Hand und wünschte ihm schöne Ferien und einen guten Rutsch ins neue Jahr. »Light, mit dir würde ich gerne noch sprechen, wenn es in Ordnung ist.«
Unsicher nickte Light. Das Gespräch abzulehnen wäre zu verdächtig. Sie deutete Dante in den Unterricht zu gehen und schloss die Tür hinter ihm. Sie wollte nicht hören, was Dr. Melay ihr zu sagen hatte, setzte sich aber dennoch zurück auf das Sofa. Ihre schweißnassen Finger krallten sich in die ausgesessenen Polster.
Dr. Melay seufzte geräuschvoll. »Man muss keinen Doktortitel besitzen, um zu sehen, dass du in Dante verliebt bist.« Light spürte, wie ihre Fingernägel in den Stoff einschnitten. »Du sorgst dich bestimmt, dass ich dies womöglich dem Rat melden könnte, aber ich kann dich beruhigen: Das werde ich nicht tun.« Sanft lächelte Melay sie an.
»Wieso?«, krächzte Light heiser.
»Eure Situation ist eine sehr besondere und das, was du mit Dante erlebt hast, ist nicht gewöhnlich. Du bist in einem Alter, in dem man sich schnell verliebt, aber auch wieder entliebt«, sagte Dr. Melay. »Ich halte dich für eine fantastische Delegierte und dafür zu sorgen, dass du deinen Job verlierst, wäre eine Schande. Ich möchte dich nur darum bitten in den letzten Tagen keine Dummheiten anzustellen.«
»In den letzten Tagen?«, wiederholte Light.
»Ich habe heute Morgen mit Mr Bennett telefoniert. Die beantragte Revision wurde für rechtsgültig erklärt. Du wirst in Kürze einen Brief vom Gericht erhalten, der dich für den 27. Dezember vorlädt. Du wirst vor Zeugen bestätigen müssen, dass du deine Verantwortungspflicht gegenüber Dante zu lösen gedenkst.«
Light konnte fühlen, wie ihr jegliche Farbe aus dem Gesicht wich und ihr Herz für einen Schlag aussetze. »Sie meinen … ich bekomme schon bald … ein neues Wesen?« Ihr Mund war wie ausgetrocknet. Dr. Melay nickte erfreut, als wäre sie davon überzeugt, dass dies eine gute Nachricht war. Doch in Light keimte die Übelkeit. Wie konnte sie das vergessen? Nicht mehr lange und Dante würde einen neuen Delegierten bekommen. Nur noch wenige Tage und er würde für immer aus ihrem Leben verschwinden. Vielleicht hatte sie Glück und er würde einen Delegierten in der Nähe von Ferrymore Village bekommen, aber darauf konnte sie sich nicht verlassen. Nach der Revision könnte Dante überall sein.
Wie betäubt brachte Light den Schultag hinter sich. Sie sah, wie sich die Münder ihrer Lehrer bewegten, aber sie hörte die Worte nicht, die sie sagten. Ihr Mittagessen schaufelte sie mechanisch in sich hinein. Sie versuchte keine Aufmerksamkeit zu erregen, doch jeder am Tisch fragte sie, was mit ihr los sei – bis auf Dante.
Am späten Nachmittag kam Light nach Hause. Auf den Tisch lag ein Brief, der an sie adressiert war. Mit feuchten und zittrigen Fingern öffnete sie den Umschlag.
Sehr geehrte Mrs Light Adam,
es freut uns Ihnen mitteilen zu dürfen, dass wir Ihre Revision erfolgreich bearbeiten konnten. Der vom System begangene Fehler bezüglich Ihrer Delegation kann behoben werden. Der Ihnen zugeteilte paranormale Bürger Dante Leroy entspricht nicht der gesetzlichen Regelung.
Für ein problemloses Revisionsverfahren bitten wir Sie, sich am Freitag, dem 27. Dezember, im Gerichtsgebäude Ihrer Stadt Ferrymore Village einzufinden.
Im Anhang finden Sie weitere Information zum Verlauf der beantragten Revision. Für Fragen stehen wie Ihnen zu jeder Zeit gerne zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen,
Cooper Bennett
Jude hatte seine Tür nur einen spaltbreit geöffnet. Mit wachsamem Blick beobachtete er, wie Dante aus Lights Zimmer kam. Der Dämon trug eine Jeans, die locker auf seinen Hüften saß, und ein schwarzes T-Shirt. Seine Haut wirkte ein wenig blasser als sonst, aber die letzten Tage waren auch an ihm nicht spurlos vorbeigegangen. Jude musste sich auch eingestehen, dass sich Dante in den letzten Wochen gut entwickelt hatte. Seine Gesellschaft war fast angenehm und er hatte sein rebellisches Verhalten abgelegt. Doch jetzt war nicht der Moment, um zu zögern. Seit einer Stunde lauerte er auf diesen Augenblick. Zielstrebig stieß er die Tür auf und marschierte auf Dante zu.
»Dante«, begrüßte Jude ihm mit
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