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Light & Darkness

Light & Darkness

Titel: Light & Darkness Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Kneidl
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»Bei unserem letzten Treffen war eure Beziehung zueinander sehr angespannt und oberflächlich. Wie würdet ihr die Beziehung zum gegenwärtigen Zeitpunkt beschreiben?«
    »Gut«, sagte Dante im selben Augenblick, in dem Light »kompliziert« sagte.
    Dr. Melay machte sich eine weitere Notiz. »Light, wieso definierst du die Beziehung zu Dante als kompliziert? Fühlst du dich in deiner Rolle als Delegierte überfordert? Oder bezieht sich die Einschätzung auf eine rein emotionale Ebene?«
    »Nein«, widersprach Light. »Ich fühle mich nicht überfordert. Ich finde, ich mache einen sehr guten Job. Dante hat sich in den letzten Wochen viel zivilisierter verhalten als zu Beginn.« Dr. Melay nickte verständnisvoll, konnte es aber nicht unterlassen, ihren Kugelschreiber über das Papier wandern zu lassen. Zu gerne hätte Light gewusst, was sie dort notierte.
    »Ich finde, dass unsere Beziehung sich in den letzten Tagen extrem gewandelt hat«, erklärte Light weiter. »Ich habe Dinge erlebt, von denen ich nie dachte, dass ich sie erleben werde.« Das erste Mal seit Beginn der Sitzung erlaubte sie sich, Dante anzusehen. Regungslos saß er auf dem Sofa und beobachtete sie wie ein Leopard die Antilope kurz vor dem Tod bringenden Sprung. Light fuhr mit den Fingern über den klebrigen Stoff des Sofas und wandte sich wieder Dr. Melay zu. »In den ersten Tagen war Dante ein Arschloch. Entschuldigen sie den Ausdruck – aber inzwischen ist er sehr nett zu mir. Er hat sich um mich gekümmert, als Jude nicht da war, er erzählt mir Dinge über sich und er versteht mich im Moment besser als jeder andere.«
    »Wie siehst du das, Dante?« Mit großen, interessierten Augen sah Dr. Melay ihn an.
    Er zögerte. »Ich sehe Lights Problem nicht. Natürlich war ich zu Beginn ein … nicht sehr nett, aber ich habe ihr eine Erklärung für mein Verhalten gegeben, weshalb ich nicht verstehe, wieso sie ihre Beziehung zu mir deshalb als kompliziert bezeichnet.«
    Mit zusammengezogenen Brauen musterte Light ihn. Er meinte wirklich ernst, was er erzählte und wie aus dem Nichts platze es aus Light heraus. Es spielte keine Rolle, dass Dr. Melay anwesend war, dass sie sich noch Notizen machte und die folgenden Sätze ihr womöglich ihre Anstellung kosten könnten. »Du empfindest es also als normal, einem Mädchen zu sagen, dass du das Gefühl liebst bei ihr zu sein, aber nicht sie? Was soll das überhaupt bedeuten? Ein Gefühl lieben?«, fragte Light mit verzweifelter Stimme und füge für Dr. Melay hinzu: »Was soll ich als deine Delegierte darüber denken?«
    »Ich mag es bei dir zu sein«, seufzte Dante. »Was verstehst du daran nicht?«
    »Es gibt einen Unterschied zwischen: ›Ich verbring gerne Zeit mit dir‹ und ›Ich liebe das Gefühl bei dir zu sein‹.« Lights Herz begann vor Wut zu rasen und ihre Gefühle drohten sie zu überwältigen. Sie biss auf die Innenseite ihrer Wange, um sich zu beruhigen.
    »Wäre es möglich, dass du romantische Gefühle für Dante hast?«, kam Dr. Melay Dante zuvor. Unwohl zog sich Lights Magen zusammen, denn der Ausdruck in Dr. Melays Augen verriet ihr, dass sie die Antwort auf ihre Frage bereits kannte. Ob sie das Gespräch dem Rat melden würde?
    Light schluckte schwer. »Ich habe natürlich keine romantischen Gefühle für Dante«, log sie, obwohl jeder im Raum die Wahrheit kannte. Wieso musste sie ausgerechnet jetzt mit diesem Thema anfangen? »Dr. Melay, von Frau zu Frau, wenn Ihnen ein Mann sagen würde: Ich liebe das Gefühl bei dir zu sein, was verstehen Sie darunter? Wären Sie nicht neugierig zu wissen, was in seinem Kopf vorgeht?«
    Dr. Melay presste Luft zwischen ihren zusammengepressten Lippen hervor. Doch sie sagte nichts und ungeachtet ihrer Besucher schwieg sie einige Minuten, um den Verlauf des Gespräches in ihren Notizen zu vermerken.
    »Hätte ich gewusst, wie du darauf reagierst, hätte ich es nie gesagt«, flüsterte Dante.
    »Das hilft uns jetzt nicht mehr«, zischte Light, den Blick starr auf Dr. Melay gerichtet, deren Stift über das Papier tanzte. »Und es geht nicht darum was, sondern wie du es gesagt hast.«
    Den Rest der Stunde sprachen sie über die Entwicklungen ihrer Beziehung vor dem Überfall. Auch ihre Wette kam zur Sprache. Dr. Melay tadelte Dante dafür, Lights Tagebücher gelesen zu haben und hielt ihm einen Vortrag über Privatsphäre und wie wichtig ihr Schutz war.
    Light versuchte dem Gespräch zu folgen, aber immer wieder schweiften ihre Gedanken zum Beginn der

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